Die Blaue Wirtschaft ist ein innovativer Sektor mit großem Wachstumspotenzial, insbesondere auch für die Kanarischen Inseln, die damit die enorme Abhängigkeit vom Tourismus abschwächen können.1)
Der Begriff „Blue Economy“ bzw. „Economía Azul“ umfasst all jene Wirtschaftsbereiche, die im Zusammenhang mit Ozeanen, Meeren und Küsten stehen, unabhängig davon, ob sie an Land oder im Wasser angesiedelt sind. In unserem zweiten Teil berichteten wir über das Wachstumssegment Aquakulturen2) und nehmen uns hier im dritten Teil dem Thema Hafen- und Hafendienstleistungen an.
Kanarische Häfen und Hafenzubringerdienstleistungen
Dieser Sektor erwirtschaftete 1,26 Milliarden Euro im Jahr 2020, was 3,1 Prozent des kanarischen BIP entspricht und um die 23.200 MitarbeiterInnen beschäftigt, z. B. Hafen, Schlepp-, Festmacher- und Lotsendienste, Abfallbewirtschaftung, Dienstleistungen, seeischer Warenhandel und -umschlag, Schiffstransporte von PKWs und Passagieren, Fischwirtschaft sowie Bunkerung (siehe Kennzahlen im Schaubild re. Seite). Die Hafenverwaltung der Kanarischen Inseln ist zweigeteilt. Elf Häfen obliegen dem spanischen Staat und umfassen die Bereiche des Allgemeininteresses, wie z. B. Grenzkontrollen oder Polizei. Darüber hinaus gibt es 17 Häfen, die der kanarischen Autonomieregion unterliegen, wobei die beiden Provinzen Las Palmas und Teneriffa jeweils über eine eigene Hafendirektion verfügen.
Bunkerung: strategisch wichtig
Hafenpräsident Luis Ibarra berichtete in seinem Halbjahresbericht 2022 über erfreuliche Wirtschaftsdaten in fast allen Bereichen. Nur der Warenverkehr blieb annähernd gleich. Bei dieser Gelegenheit wurde die Entscheidung des Verwaltungsrats verkündet, die Bunkerung als strategisch zu deklarieren. Unter Bunkering bzw. Bunkerung wird Brenn- bzw. Treibstoffversorgung von Schiffen verstanden. Gelagert werden diese Brennstoffe in Bunkern an Land oder in Bunkerschiffen. Das Gesamtvolumen der Kanarischen Inseln liegt bei 2,8 Mio. Tonnen (siehe Skizze).
Wie daraus hervorgeht, hat der Hafen von Las Palmas de Gran Canaria mit 2,3 Mio. Tonnen den bei weitem größten Anteil daran. Der Archipel ist einer der Hauptversorger im Atlantik. Der Verwaltungsrat der Hafenbehörde von Las Palmas hat die Bunkerung für ein strategisch wichtiges Ziel zur Sicherstellung der Versorgung erklärt. Gleichzeitig sollen andere, weniger umweltschädliche Energieformen forciert werden, wie beispielsweise Flüssiggas. Die strategische Ausrichtung soll nur während der Übergangsphase bestehen und der Rückzug aus fossilen Kohlenwasserstoffen sukzessive erfolgen. Derzeit operieren vier Betriebe in Las Palmas und zwar Oryx, Minerva, Cepsa und Peninsula Petroleum. Sie haben im ersten Halbjahr 2022 bereits um 11,5 Prozent mehr umgesetzt als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs.
Schiffsbunker
Santa Cruz de Tenerife: Boluda Tankers S.A.
- Aegean Bunkering Combustibles Las Palmas S.A.
- Distribuidora Marítima Petrogas S.L.U., Las Palmas: Boluda Tankers S.A., Aegean Bunkering Combustibles Las Palmas S.A.
Bunkerung in Häfen
Las Palmas: BP Repsol, Petrologic, Olecasa, Aegean, Texaco, Cepsa,
Fuerteventura und Lanzarote: Disa
Santa Cruz de Tenerife: Canary Oil S.L., Cepsa Aviación S.A., Disa Gestión Logistica S.A., Caburantes Álvarez y Abreu S.L., Grupo Insular Océano S.L.U., Mahertruck S.L., José Antonio Dóniz Glez S.L., Tenoil Marine S.L., etc.
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Verweise
1)Viva Canarias Nr. 192 vom 1.10.2022 - Blaue Wirtschaft, Potenzial
2)Viva Canarias Nr. 193 vom 1.11.2022 - Teil 2: Aquakulturen Aquakultur: Potenzial Kanarischen Inseln?
Blaue Wirtschaft (Teil 2): Aquakultur - die globale Situation
Blaue Wirtschaft (Teil 2): Aquakultur - Spanien starker Player