Man liebt oder haßt sie: Die Blutwurst. Eine Speise, die polarisiert. Die Vorstellung etwas zu verspeisen, dessen Hauptbestandteil Blut ist, ist zugegebenermaßen (für mich) gruselig. Doch wer auf den Kanaren urlaubt und gerne landestypisch speist, wird zwangsläufig mit „Morcilla“ konfrontiert. In Scheiben oder am Stück, gebraten, gegrillt, fritiert - ein Genuss. Grillplatten ziert sie obenauf, als Tapa-Beigabe, Eintopfeinlage, profan als Brötchenbelag oder z. B. Nachtische raffiniert mit Blutwurst gefüllt.
Picasso und die Blutwurst ...
Selbst Pablo Picasso konnte sich nicht dem Einfluss der Schwarzwurst entziehen. Beweis: sein Werk „Stilleben mit Blutwurst“ (Paris, 1941), inspiriert von den Entbehrungen des Krieges. Heute ist die Blutwurst salonfähig geworden und vor allem fester Bestandteil in der kanarischen Küche. Schieben Sie Ihre Schlachtplatten-Phobie auf die Seite, die „Morcilla Canaria“ ist die veredelte Variante und so ganz anders. Schluss mit den Vorurteilen gegenüber dieser verkannten „Arme-Leute-Wurst“.
Die vielen Gesichter der „Morcilla“ - Geschmackserlebnis
Vielleicht hat der eine oder andere in Unkenntnis genussvoll hineingebissen - und war angenehm überrascht vom Geschmackserlebnis. Sieht aus wie eine Blutwurst, riecht und schmeckt aber ... ja wie?
Was macht die Blutwurst auf den Kanaren so Besonders?
Es gibt die Blutwurst in Spanien in allen Variationen, die ausgefallenste davon ist die kanarische, weil sie aufgrund ihres Aromas so speziell ist. Was macht die „Morcilla“ der Kanaren so einzigartig? Die vollständige Bezeichnung gibt Aufschluss: „Morcilla Canaria DULCE“ - sie ist süss! Eine abenteuerlich anmutende Rezeptur unterscheidet sie von allen anderen Schwarzwürsten weltweit.
Die süsse Verführung
Kaum vorstellbar, aber Canarios mixen zum Blut (ausschliesslich Schwein) Schweineschmalz, fein gehackte Zwiebeln, geröstetes Weissbrot, geschälte Mandeln, Ingwer, Oregano, aromatische Kräuter, grünen Pfeffer, Salz und, nicht zu vergessen, die unverzichtbare Süsse durch braunen Zucker oder Honig. Weitere Ingredenzien variieren regional und jeder hat so sein Geheimrezept. Dazu wird häufig Apfelmus gereicht. Inzwischen gibt es auch allerlei kulinarische Variationen, wie z. B. Blutwurst im Blätterteig oder als als Krokette.
Delikatesse aus Teror
Wen wundert es, dass die wohl verbreitetste „ Morcilla Canaria“ in Teror auf Gran Canaria hergestellt wird. Teror, das Wallfahrtsstädtchen - kein Marktbesuch ohne Mitbringsel, wie die typische „Chorizo“ (Paprikastreichwurst) und der Honigrum „Ron Miel“. Die „Morcilla de Teror“ wird hier durch die Beigabe von Süsskartoffeln, Rosinen, Anis und Zimt veredelt. Das Aroma wird Sie angenehm überraschen. Dem Zimt sei dank, es erinnert tatsächlich an Lebkuchen.
Kulinarische Horizonterweiterung
Auch wenn sich das Auge anfänglich wehrt, schieben Sie die Wurst bitte nicht auf den Tellerrand, zieren Sie sich nicht, die „Morcilla Canaria Dulce“ zu kosten - Sie werden sie lieben! Erweitern Sie ihren kulinarischen Horizont und erliegen Sie der süssen Versuchung. Die Kanarier wären stolz auf Sie!
TIPP: Restaurant Fataga „Albaricoque“ gleich neben der Kirche bietet eine herrliche „süße Blutwurst“ an.
Wir wünschen Ihnen ein wenig Mut für Neues und Guten Appetitt! ed