Nach der Hispanisierung der Kanarischen Inseln im Auftrag der kastilischen Krone, die Ende des 15. Jhdts. abgeschlossen war, setzte eine drastische Veränderung der hiesigen Kultur ein. Die indigene Bevölkerung die überlebte bzw. nicht als Sklaven verkauft oder gar getötet wurde, war mit viel Neuem aus 'good old Europe' konfrontiert. Zuzüge von Menschen aus der iberischen Halbinsel brachten neue Aspekte in jedem Bereich des täglichen Lebens mit. Nachdem der Archipel, im Besonderen in der Ernährung mittels vieler, neu eingeführter Produkte.
Der Wein bzw. die Weinreben zählten dabei zu den Pionieren. Begonnen haben soll der Portugiese Fernando de Castro im Jahr 1497 auf Teneriffa und drei Jahrzehnte danach folgte der Engländer John Hill auf El Hierro. Fuerteventura bzw. Lanzarote, die zu den ersten eroberten Inseln zählten, boten weniger optimale Wachstumsbedingunge, sodass dort an einen Weinanbau nicht vorstellbar war.
Jedenfalls sollen die ersten Versuche auf Lanzarote französischen Ursprungs sein, wahrscheinlich dem Eroberer Bethencourt zuzuschreiben sind, wenngleich damals der Weinanbau vornehmlich für den Eigenverzehr gekeltert wurde.
Zu einer wirtschaftlich relevanten Bedeutung wurde es erst ab dem 17. Jhdt., nachdem der Zuckerrohranbau auf den Kanarischen Inseln wirtschaftlich kaum noch rentabel nachgegangen werden konnten - zu groß und zu billig waren die von Sklaven produzierten Mengen aus der Neuen Welt und so war man auf der Suche nach Alternativen. Und nun rückte der Wein bzw. der Weinanbau in den Fokus der hiesigen Landwirte und schon bald exportierten sie ihn. .
In Europa war dieser anfänglich unter dem Namen „Malnsey Canary Wine“ oder einfach „Canary“ bekannt und gar an den königlichen Höfen höchst geschätzt. Zwar ist die Orographie der Inseln für einen großflächigen Anbau ungeeignet, so wie heute, doch sind unzählige Zonen entstanden, wo die Kanarier in einer Terrassenbewirtschaftung Weinreben pflanzten. Auch wenn noch heute es viele Weine gibt, die ausschließlich in Bodegas konsumiert werden können, wuchs die Zahl der Weinbauern peu à peu. Durch die mineralreichen vulkanischen Böden, den unterschiedlichsten mikroklimatischen Bedingungen, entstehen mitunter außergewöhnliche Erzeugnisse, die eine eingeschworene Fangemeinde haben.
In den letzten Jahren erleben die Kanarischen Weine, dank intensiver Bemühungen und Unterstützung von Behörden, sowie der Innovationen junger, ambitionierter Weinbauern, eine internationale Beachtung. Inzwischen finden sie sich in gut sortierten Weinläden auf der ganzen Welt. Sie punkten auch bei internationalen Wettbewerben, wie beispielsweise beim Bacchus Preis in Madrid oder „Mondial de Vins Extrêmes“. Letzterer widmet sich ausschließlich ursprungsgeschützten Weine,n die unter extremen Bedingungen angebaut werden, so wie es auf den Kanaren der Fall ist. Hier werden die Reben in kleiner Terrassenbewirtschaftung mitunter an steilen Hängen und in Höhenlagen von bis zu 1.700 Metern gezoben.
An der Quelle
Die Kanarenregierung bzw. das Institut für ICCA (Instituto Canario de Calidad Agraria) bemüht sich in den letzten beiden Dekaden darum, das Qualitätsbewusstsein der hiesigen, oftmals einfachen Weinbauerfamilien mit diversen Initiativen zu fördern, wie z. B. mit der Einführung von Dachmarken, mit Schulungen und Workshops, mit Subventionen und Wettbewerben etc.
Auch heute finden viele, exquisite, geschmacklich außergewöhnliche Weine, die im Familienbetrieb produziert werden, ihren Weg nicht in den kommerziellen Handel. Sie entdecken sie nur per ‚Mund zu Mund‘ Propaganda oder auf Empfehlung. Spannend.
Leider ermöglicht mein Beruf es nicht, dass ich mich jeden Tag auf Entdeckungsreise begebe, im Sinne von verständlichen nüchternen Artikeln, doch finde ich glücklicherweise immer wieder Freunde und enge Bekannte, die meine Leidenschaft für Weine teilen und sich mit mir auf Erkundungstouren begeben. Eine zweite oder dritte Meinung ist für mich unbezahlbar und das Potenzial ist großartig.
Ruta del Vino von Santa Brígida
Auf Gran Canaria existieren derzeit 71 Bodegas und 54 kommerzielle Marken mit der Ursprungsbezeichnung Denominación Origen Gran Canaria. Eine davon befindet sich im Gemeindegebiet von Santa Brígida, dem ursprungsgeschützten Gebiet von Monte Lentiscal in der Umgebung des berühmten Vulkankraters von Bandama, wo die Rebsorte Listan Negro dominiert. Die Gemeinde kann auf ihre qualitativ hochwertigen Weine stolz sein und ist es auch. Schließlich haben sie vor einigen Jahren den Wert dieses ‚Naturschatzes‘ für sich entdeckt und forcieren die Vermarktung der „Ruta del Vino Santa Brígida“, die etliche Bodegas in einer Streckenlänge von etwa 16 Kilometern umfasst.
Enotourismus
Die Gemeinde adressiert den Enotourismus und bereichert die Sehenswürdigkeiten, deren Hauptattraktion die Caldera de Bandama ist, die 1987 zum Naturschutzgebiet und 1994 zum Kanarischen Naturgut1) deklariert wurde. Dort soll im 16. Jhdt. der Flame Daniel Van Damme mit der Weinproduktion begonnen haben. Landläufig nannten ihn die Insulaner Bandama, nachdem sie das V als weiches B aussprachen und so ist dieser Pionier zum Namenspatron des Vulkankraters geworden.
Aus tiefschwarzer Erde leuchten die Reben mit ihrer kräftigen grünen Farbe förmlich und zaubern eine gleichermaßen außergewöhnliche wie pittoreske Landschaft.
Mit Blick auf den Berg von Bandama leuchten die strahlend grünen Rebstöcke auf den sanften Hügeln der Umgebung und heben sich bezaubernd vom schwarzen Boden ab. Mitten durch zieht sich eine gut befahrbare Schotterstraße, die zu unserem Ziel im Weinhimmel führt. Das Restaurant Bodegón Vandama, das seinen Namen in Memoriam an den holländischen Pionier wählte, der im 16. Jhdt. mit dem Keltern von Wein in dieser Gegend begonnen hat.
An Wochenenden ist das Restaurant förmlich überlaufen und das ist schon am Parkplatz ersichtlich, wo durch die Karossen à la Porsche und Co. auf das Klientel rückgeschlossen werden kann.
Vorweg: Das Preis-Leistungsverhältnis ist genial und die Gäse wissen das zu schätzen, die aus allen Teilen der Insel kommen und auch Touristen anlocken.
... anno dazumals
Der Ur-Ur-Großvater der heutigen Besitzer erwarb das Grundstück im Jahr 1813 und seine Schwestern die angrenzenden Terrains Hoya Oscura. In den nächsten Jahrzehnten entstand ein Wohnhaus, Wirtschaftsgebäude, Gebäude für den Verwalter, Lager, Zisternen etc. Schließlich erbte Concepción Massieu Bethencourt und ihr Mann Don Antonio López Botas, ein renommierter Politiker dieser Zeit, die komplette Finca und verblieb in der Familie. In den 1950-ern wurden die Rebsorten Listán Negro, Lisán Blanco und Moscatel für die Weinproduktion angebaut.
Bodega mit Familientradition - VANDAMA
Im Juli 2003 bat Diego Cambreleng seinen Sohn Álvaro, dem heutigen Geschäftsführer der Bodega Vandama, ein Grillfest für die Familie auf der Terrasse der Bandama auszurichten. Es kam so gut an, dass schon bald weitere Feste folgen sollten, wie z. B. für Familienfeiern, Hochzeiten und Geburtstagsfeste für die Freunde. Die positive Resonanz sorgte schließlich dafür, dass am 11. Dezember 2003 der Gastronomiebetrieb in dieser Bodega offiziell als Restaurante Bodegón Vandama aufgenommen wurde und seitdem eine fulminante Erfolgsgeschichte bieten kann.
Bodegón Vandama
Längst hat dieses außergewöhnliche Restaurant mit seinem charmanten und geschichtsträchtigen Ambiente sowie seiner ausgezeichneten Küche die Herzen der Insulaner und Touristen erobert. Schon die Zufahrt zur Bodega, mitten durch die Weinberge auf einer zwar nicht asphaltierten Straße, dafür gut befahrbarem Schotterweg, stimmt Besucher positiv.
Die authentische kanarische Architektur des Gebäudes, liebevoll dekoriert, versprüht einen einladenden Charakter. Das Flair dieser Bodega mitsamt der Weinfässer, -presse und Weine wirkt einladend. Durch die dezenten weißen Tischdecken und Stoffservietten wird das historische Ambiente auf höchst charmante Weise in den Fokus gestellt.
Bekannt geworden ist das Restaurant Bodegón Vandama für seine Grillspezialitäten, doch haben mich bei meinem Besuch vor Ort auch andere Köstlichkeiten überzeugt. Alleine beim Gedanken an den überbackenen Ziegenkäse mit der Sonnenblumenkruste auf einem frischen Salatbett mit delikater (Mango)Vinaigrette lässt meinen Mund wässrig werden. Die Würstel ’nach Oma Ursula’ holen heimische Gaumenfreuden nach Gran Canaria, jedoch mit raffiniert abgeschmeckten, pikanten Soßen.
Die Fleischspezialitäten, ob von den Kanaren, aus Amerika oder Angus, sind einfach herrlich auf den Punkt zubereitet und Hauptakteure des Angebots, ob Steak, Solomillo oder Hamburger. Ob hausgemachte Kroketten, Hühnchen Salat, Kanarischer Eintopf, Tartar etc., für jeden Geschmack bietet die Menükarte etwas an obwohl sie nicht überladen ist. Saisonal bedingt wird das à la Carte Angebot erweitert.
Highlight: Wein(e)
Der Wein ist natürlich ein weiteres Highlight, eine Kür und keine Pflicht. Und obwohl die Eigenmarken vorzüglich sind, ergänzt das Restaurant sein umfangreiches Weinangebot mit erlesenen kanarischen und spanischen Weinen.
Das Restaurant Bodegón Vandama ist schon aufgrund des Ambientes und der schönen Landschaft einen Besuch wert und kann ideal kombiniert werden mit einem Abstecher zur Caldera de Bandama. Der nette Chef berät seine Gäste mit Kompetenz und Ehrlichkeit und auch das Servicepersonal ist überaus freundlich und bemüht sich, jeden Wunsch der Gäste zu erfüllen.
Fazit: Die Grillgerichte und Speisen bieten eine Top Qualität mit einem überaus fairem Preis-Leistungsverhältnis und vergleichsweise große Portionen. An Wochenenden ist eine Reservierung empfehlenswert, denn dann wird das Bodegón von Insulanern aus der Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria geradezu überrannt. Im hinteren Teil des Gartens befindet sich ein Bereich, der ideal für geschlossene Gesellschaften ist, wie z. B. Taufen, Hochzeiten, Geburtstags-, Firmen- und Familienfeiern etc.
jm