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M M upload 08.04.2017, Viva Edition 82 | Print article

Schön spritzen mit Botoz ohne Gefahr? Dr. Angelo De Cataldis

 

Immer mehr Menschen sehen jünger aus, weil „sie das alle ihren guten Genen zu verdanken haben“. Irgendwie mag man das nicht glauben, denn Botox ist ein Senkrechtstarter in der Pharmaindustrie mit jährlichen Rekordzahlen. Die ewige Jugend um jeden Preis zahlt sich aus. Das Faltenmittel brachte dem Hersteller Allergan jedes Jahr Milliarden ein. Im Vorjahr bot Konkurrent Valeant für den Botox Konzern 47 Milliarden Dollar an. Diese Übernahme ist offiziell mit März 2015 abgeschlossen. n der Medizinischen Hochschule Hannover in der neurologischen Fachzeitschrift „Neuro Transmitter“ berichten Ärzte im Vorjahr, dass Botox nicht nur gegen Falten hilft, sondern auch bei depressiven Menschen helfen kann, weil es das Gehirn austrickst. Warum das angeblich funktioniert ist, dass durch das unechte Lächeln man dem Gehirn austrickst und sich so ein wenig fröhlicher fühlt als zuvor. Dieser Effekt wird zur Behandlung von Depressionen verwendet, weil das Gift die Muskeln entspannt (und so auch glättet). Wenn die Falten verschwinden, steigt also die Stimmung. Das kann wohl jeder nachvollziehen, der sich kritisch im Spiegel ansieht.

Seit 2010 darf man mit Botox auch offiziell Migräne behandeln. Es soll auch Zähneknirscher behilflich sein. Das berichtete die Welt in einem Beitrag am 19. August 2014. Wir befragen Dr. Angelo de Cataldis, einem renommierten Schönheitschirurgen aus Mailand dazu.

WAS ist botox?

Botulinum Toxin (BNT, im folgenden kurz Botox genannt) blockieren bestimmte chemische Nervensignale, die für die Muskelkontraktion zuständig sind, es ist ein toxisches Stoffwechselprodukt des natürlich vorkommenden Bodenbakteriumgifts  Clostridium botulinum. Der Erreger kann beim Verzehr von  kontaminierter Konserven zu einer schweren Nahrungsmittelvergiftung führen, wenn diese beispielsweise bei der Herstellung nicht genügend erhitzt wurden. Bisher wurden sieben neurotoxische Subtypen identifiziert, die man als Botulinumtoxin A, B, C, D, E, F und G bezeichnet. Allerdings kommt in der ästhetischen Medizin lediglich A und B zum Einsatz.

Einsatzgebiete

Der Einsatz von Botox ist weltweit für zwanzig Indikationen zugelassen, wie z. B. bei:

  • Hyperhidrose, exzessivem Schwitzen, auch wenn die Temperaturen gar nicht so hoch sind bzw. übermäßige Drüsenaktivität
  • Chronischer Migräne (bei Menschen, die mehr als 15 Tage im Monat unter Migräne leiden)
  • Blasenleiden (Reduzierung der Urininkontinenz) bzw. in der Gynäkologie.
  • Augenlidlähmung/-krämpfe, hängendes Auge (wenn Muskeln, die für die Positionierung der Augen zuständig sind, nicht in Balance sind), auch bei Augenbrauen; 
  • Nackenprobleme Dystonie, Störung des natürlichen Spannungszustandes;
  • Zähneknirschen

Die häufigste Anwendung kommt in der ästhetischen Medizin durch Injektion von Botox in der Gesichtshaut zur Lähmung der mimischen Muskulatur. Damit ist eine Gruppe von Muskeln im Bereich des Gesichts gemeint, welche in die über ihnen befindliche Haut einstrahlen und durch ihre Bewegung den physischen Ausdruck von Emotionen und Stimmungen ermöglichen. 

Mimikfalten geben unserem Gesicht Ausstrahlung und Charakter. Die seelische Grundverfassung bzw. Regungen spiegeln sich im Gesicht wider. Ständige Konzentration, schlechte Sicht oder Sorgen führen dazu, dass die Muskeln in dieser Grundposition verharren. Nachdem die Mimik das Organ der nonverbalen Kommunikation ist, führt das unter Umständen dazu, dass die Menschen missinterpretiert werden. Nicht jeder ist glücklich über seine Falten im Gesicht, wie z. B. die sogenannten Zornesfalte an der Stirn. Dadurch sieht man böse oder verbittert aus, auch wenn man es vielleicht gar nicht ist (siehe Skizze links).

Die Behandlungen

In der Vergangenheit war man in der ästhetischen Medizin dazu gezwungen chirurgische Eingriffe vorzunehmen, um die Falten zu behandeln. Heute kann man mit geringer Dosen die Falten bekämpfen indem mit einer dünnen Nadel das Botulinumtoxin in die zu behandelnden Muskeln gespritzt wird. In manchen Fällen kann vor der eigentlichen Behandlung die betroffene Stelle zuvor mit einer Anästhesiesalbe bearbeitet werden.

Die Dicke der Haupt spielt ebenso eine Rolle und kann unter Umständen eine stärkere Dosis erfordern.  Falls der Patient Aspirin, Vitamin E oder NSAIDs (Entzündungshemmende Medikamente) einnimmt, kann es zu blauen Flecken kommen. Achtung auch bei blutverdünnenden Arzneien. Die drei meisten Einsatzgebiete sind bei der Zornesfalte, an der Stirn sowie bei Krähenfüßen.

Wirkung und Dauer der Resultate

Optimale Ergebnisse nach einer Botox-Behandlung mit Injektionen ist nach 24 bis 72 Stunden zu sehen. In ganz seltenen Fällen kann es sogar bis zu sieben Tage dauern, bis der volle Effekt sichtbar ist. Die Wirkung von Botox hält acht bis 12 Wochen an. Ab der zehnten Woche beginnen die Patienten das Nachlassen optisch wahrzunehmen. Im besten Fall wirkt es sechs Monate.

Einschränkungen/Kontraindikation

Nicht immer ist der Einsatz von Botox empfohlen oder möglich, wie z. B.:

  • Schwangerschaft und während der Stillzeit
  • Vorgeschichte zu Botox oder Albumin
  • Jünger als 12 Jahre
  • Infektionen an der zu behandelnden Körperstelle
  • Aminoglykosid-Antibiotika (Aminoglykoside) zur behandlung bakterieller Infektionskrankheiten
  • Das Nervengift kann sich gemäß Focus über die Injektionsstelle hinaus im Körper ausbreiten und zu Atem- und Schluckbeschwerden führen.

Hinweis: Botox ist ein starkes Nervengift und darf nur von Medizinern angewendet werden!