Am 15. März 2019 um 17.00 Uhr stellte sich der Bürgermeister von San Bartolomé de Tirajana, Marco Aurelio Pérez Sánchez, den Fragen der deutschsprachigen Bürger mit dem Ziel, das Zusammenleben zu verbessern und Antworten aus erster Hand zu geben.Auch Anregungen und Ideen sind/waren willkommen. Der Alcalde kam mit Vizebürgermeisterin Elena Alamo Vega sowie dem Gemeinderat für Stadtplanung Fernando González Montoro.
Wir von Viva Canarias fungierten als Moderatoren und Bärbel Bross, Chefin unseres Kooperationspartners Mix Radio FM 101, seit Jahrzehnten der größte deutschsprachige Radiosender, haben zusätzlich Anfragen unserer Hörer bzw. Leser gesammelt und in ihrem Namen eingebracht. Daniela Kohler von Radio Dunas koordinierte diesen Termin und Dominik Seeger, der Pastor der offiziellen spanisch-deutschen evangelischen Kirche im Sonnenland, stellte uns kostenlos die Räumlichkeiten und Infrastruktur zur Verfügung. Rolando Suárez, Autor von „111 Orte auf Gran Canaria, die man gesehen haben muss“ hat liebenswürdigerweise in der Rolle des Dolmetschers an diesem Abend fungiert.
Einleitung des Bürgermeisters
Am 26. April finden Wahlen in Spanien statt, bei denen fünf Wahlrunden wie folgt aufgestellt werden: Wahlen zum Europäischen Parlament, zur Kanarischen Regierung und zu den Inselregierungen. An den beiden regionalen Wahlen inklusive der Gemeindewahlen dürfen ausländische Residenten teilnehmen, sofern sie sich bis zum 31. Januar 2019 in das Wählerverzeichnis eintragen ließen (Viva berichtete ausführlich in Ausgabe Nr. 146 vom 1.12.2018).
Marco Aurelio Pérez Sánchez (im Nachfolgenden BM genannt) sei nun in der 2. Legislaturperiode Bürgermeister von San Bartolomé de Tirajana und gehört der Partei AV (Asociación Vecinos) mit der PP (Partido Popular) an. Bei den nächsten Wahlen wird Elena Alamo als Bürgermeisterin kandidieren, denn er bewirbt sich für die PP zum Inselpräsidenten von Gran Canaria.
1. Lärm durch Busbahnhof Global im Campo Internacional
Zwei Leser, unabhängig voneinander, beschrieben den durch den Global Busbahnhof im Campo Internacional verursachten Lärm, der nun auch nachts ein immer größeres Problem darstellt (Reifenwechseln, Motoren, Druckluft etc.). Angeregt wurde zudem die Durchführung einer Lärmmessung, besonders nachts.
BM: Wir versuchen aufgrund der Lärmbelästigung den Straßenverkehr mit diversen eingeleiteten Maßnahmen konsequent zu beruhigen, wie beispielsweise unlängst beim Straßenstück vom C. C. San Agustin bis zur Tankstelle El Veril. Der aktuelle Busbahnhof im Campo Internacional ist provisorisch und ist in dem Bauvorhaben der Gemeinde in Folge nach El Tablero geplant (nähe Einkaufszentrum). Das soll voraussichtlich noch in den nächsten 2 bis 3 Jahren erfolgen.
2. Fehlende Müllcontainer in der Av. Estados Unidos
a. In der ganzen Straße gäbe es keinen einzigen Müllcontainer.
BM: Die Müllcontainer müssen von jedem einzelnen Gebäudekomplex gestellt werden und daher mussen sich die Bürger dortin wenden und ggfs. intervenieren. (Anm. d. Red.: Es dürfen keine Müllcontainer auf der Straße stehen.)
b. Nicht abgedichtete Kanaldeckel sorgen für extreme Lärmbelästigung, insbesondere, da die Autos (vor allem Taxis) mit 60 bis 70 km/h durch die Straße rasen.
BM: Die Gemeinde hat eine kostenlose App eingerichtet. Dorthin können Bürger in solchen Fällen ein Foto mit Angabe des Standorts senden. Name der App: Ayuntamiento de San Bartolome de Tirjana (siehe Kasten).
Bürger Mailbox
Die App heißt „Ayuntamiento San Bartolomé de Tirajana“.
- herunterladen
- registrieren (Namen, ein Passwort wählen und die eigene Emailadresse angeben)
- Sie erhalten auf der angegebenen Email eine Nachricht mit einem Link, den Sie bestätigen müssen. Dadurch wird ihr Konto automatisch freigeschlatet.
- Nun können Sie direkt ihre Beschwerden, Anregungen, wie z. B. desolate Gehwege, Prospektmaterial etc. melden. Einfach ein Foto hochladen und eine kurze Info, wo es aufgenommen wurde.
3. Wohin gelangen die Abwässer von Kläranlagen? Werden die ins Meer gepumpt?
BM: Nein. In der ganzen Gemeinde wird kein Abwasser ins Meer gepumpt. Jenes der Kläranlage wird nach der Aufbereitung zum Bewässern von Grünanlagen und Golfclubs verwendet. Dieses Wasser läuft durch die lilafarbenen Abwässerschläuche.
4. Fahrradwege und verfallene Infrastrukturprojekte
a. Viele Fahrradwege und Fußwege sind desolat oder haben tiefe Löcher, die gefährlich für Stürze sein können, z. B. Weg entlang des Barranco vom Holiday World in Richtung Strand (parallel von der Av. Neckermann) und auch in ganz Maspalomas.
BM: Gegenwärtig laufen Projekte für die Reparatur der Fahrradwege und liegen im Genehmigungsverfahren in der EU, das innerhalb der nächsten 3 bis 4 Monate abgeschlossen sein sollte. Für jene entlang des Barranco ist als Baubeginn bereits der 25.3.2019 vorgesehen.
b. In Pasito Blanco verfallen große Infrastrukturprojekte (Foto der Stufen und Beleuchtungen, die bereits vor Jahren installiert wurden)
BM: Pasito Blanco ist eine private Anlage bzw. ein privater Betreiber. Es gehört nicht und ist kein Projekt der Gemeinde, die somit keinen Einfluss hat.
5. Prospektmaterial - Belästigung
Überall ist Prospektmaterial in Wohnanlagen und in Straßen, insbesondere von den Billigausflugsanbietern. Dies sei auch ein Sicherheitsrisiko, da sich die Prospekte bei längeren Abwesenheiten türmt und Diebe anlocken könnte.
BM: Seitens der Gemeinde sind vier Personen abgestellt, die Prospekte in öffentlichen Bereichen (Straßen, Plätze etc.) entfernen bzw. für die Einhaltung und Kontrolle der entsprechenden Verordnung in der Gemeinde zuständig sind. In privaten Anlagen hat das Ayuntamiento keine Befugnis - siehe Hinweis App.
6. Kreisel vor dem Edificio Mercurio
Wäre es möglich einen Kreisel vor dem Edificio Mercurio an der Kreuzung Av. Gran Canaria und Av. Tirajana zu installieren, was dem Verkehrsfluss dienen würde.
BM: Nein. In der Vergangenheit gab es einen Kreisverkehr und es ereigneten sich dort sehr viele Unfälle, auch mit Fußgängern. Daher haben wir ihn wieder entfernt und belassen das so.
7. Betreutes Wohnen im Süden
Gibt es Pläne für betreutes Wohnen im Süden von Gran Canaria?
BM: Daran wird derzeit gearbeitet. Seitens der Gemeinde plane man den Bau von 140 Einheiten auf einer Parzelle neben der Clinica San Roque in Meloneras und weitere 150 mit einem Tageszentrum neben der Feuerwehr. Hier laufen schwierige Verhandlungen mit der Kanarenregierung, denn diese sieht nur 15 pro Gemeinde vor und dagegen wehrt sich San Bartolomé de Tirajana. Zudem wollen wir, dass sie 100 Prozent der Kosten übernehmen und nicht nur 10 Prozent wie derzeit geplant.
8. Was wird aus dem Faro II?
BM: Der Eigentümer des Zentrums hat alle Mieter rausgeschmissen, weil er dort etwas neues konstrukieren möchte. Allerdings hat er inzwischen andere Prioritäten und zwar in Meloneras.
9. Wird Siam Park gebaut?
BM: Ja, er wird gebaut, sobald sie die Vorschriften erfüllen. Grundsätzlich sind die gröbsten Probleme fast gänzlich ausgeräumt worden. Offen ist lediglich die Zahlung von 2,8 Millionen Euro. Wenn alle Bürger Steuern zahlen müssen, dann auch die Eigentümer des Siam Parks.
10. Bau neuer Hotelanlagen
Warum wurde in S.B.T. in den letzten 15 Jahren, mit Ausnahme des Baobab, kein einziges neues Hotel gebaut?
BM: Wir hatten in unserer Gemeinde viele sehr alte, desolate und baufällige Gebäude und haben in den ersten Jahren den Fokus auf die Renovierung gelegt. Sonst würden diese alten Gebäude noch mehr verfallen. Unsere Strategie lag darin, nicht Neues zu bauen während das Alte verwahrlost.
11. Rücksichtslose Radfahrer
Viele Radfahrer verhalten sich sehr rücksichtslos und fahren einfach weiter, obwohl die Autofahrer auf beiden Fahrbahnen vor einem Fußgängerübergang stehen geblieben sind, was zu gefährlichen Situationen führen kann. Es gibt auffallend viele ‚Rennfahrer‘ auf Gran Canaria.
BM: Ja, wir haben in diesem Bereich ein großes Problem in Spanien. Es gibt nämlich keine spanienweit gültige einheitliche Regelung für Fahrräder, Roller etc. Man hat vor ca. 1 Jahr festgelegt, dass jede Gemeinde eine eigene Regelung finden soll. Wie können dann alle Verkehrsteilnehmer wissen, wo was gültig ist, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass es in Spanien tausende Gemeinden gibt? Man hofft, dass es im September zu einer spanienweiten Lösung kommt. (Anm. d. Red.: Es gibt 8.124 Gemeinden in Spanien, Stand: 2018, Quelle: spanisches Statistikamt INE)
12. Wieso gibt es nicht mehr Kulturveranstaltungen im Kongresspalast?
BM: Der Kongresspalast ist privat und ob und wiei viele Veranstaltungen durchgeführt werden ist deren Angelegenheit. Wir seitens der Gemeinde haben unser Kulturangebot intensiviert, aber diese finden in den Kulturzentren statt, beispielsweise in El Tablero und in San Fernando.
13. Behindertengerechter Strandzugang und Barrieren in Maspalomas
Anfrage einer Leserin über vielerorts nicht passierbare Stellen für Menschen mit Gehbehinderungen in Playa del Inglés und auch der Strand ist durch das Fehlen des Lifts sowie der Hürden auf dem Paseo für sie nicht erreichbar.
BM: Gegenwärtig haben wir zwei Lifte beantragt, die nur noch auf die Endabnahme warten und in Kürze eröffnet werden sollen. Auch der Ausbau des Paseo Maritimo ist als Projekt ausgearbeitet, bei dem der komplette Weg ab dem Faro mit einem neuen Material und hürdenfrei gemacht werden soll. Die Zuständigkeit dafür liegt allerdings nicht bei der Gemeinde, sondern im Ministerium „Costas“, das in Madrid angesiedelt ist. Dort findet sich niemand, der sich dem Thema annehmen möchte. Wir kommen nicht vorwärts.
14. Es gibt keine Wohnungen
Es gibt ein großes leerstehendes Haus am Eingang ggü. Parking Bellavista. Könnte man diese nicht als Wohnungen umwandeln?
BM: Dieses Gebäude gehört Lopesan und wurde im Rahmen des RIC Anreizsystems geschaffen, um als Dienstwohnung für Mitarbeiter genutzt zu werden. Es ist voll belegt und keine dieser Wohnung steht leer.
Die Kanarenregierung hat weder hier noch irgendwo anders seit 2005 neuen Wohnraum geschaffen.
15. Einbahnstraßen im Sonnenland
Ich wohne im Sonnenland und mein Parkplatz ist in der c/Bosch Millares. Ich muss jedes Mal die große Runde machen, was aufgrund der Verkehrslage manchmal bis zu 20 Minuten dauern kann. Wäre es möglich anstelle der Einbahn eine Spur für die entgegengesetzte Richtungen zu öffnen, da die Straße breit genug ist?
BM: Wenn wir das verändern, dann liquidieren wir Parkplätze, dann kann man nirgendwo im Sonnenland mehr parken. Er wird sich die konkrete Situation der Einbahnen ansehen.
16. Briefzustellungen „Cosmos“
Wir wohnen in der Av. Touroperador Cosmos und die Postzustellung klappt gar nicht. Sie liegt auf Bürgersteigen, Mauern etc., nur nicht im Postkasten. Könnte man die Nummerierungen vornehmen, damit die Post ankommt?
BM: Sieht sich das an.
Anm. d. Red.: Es gibt die Möglichkeit ein Postfach für eine Jahresgebühr von ca. 70 Euro zu mieten. Dann können sie jederzeit ihre Post persönlich holen (bis 20.00 Uhr, funktioniert zuverlässig).
17. Parkplatzprobleme
Wir wohnen im Campo Internacional und es gibt Parkplatzprobleme obwohl es kaum Verkehr gibt und die Straßen wenig benutzt werden. Könnte man nicht eine Spur zugunsten von Parkplätzen frei machen?
Wir leben im Sonnenland und haben auch ein großes Parkplatzproblem. Für Autovermietungen gibt es viele und für uns gibt es keine.
BM: Wird geprüft.
18. Skulpturen im Parque de la Paz sind nicht erreichbar
Im neuen „Park des Friedens“ befinden sich einige interessante Skulpturen, wie z. B. Mahatma Ghandi. Leider stehen sie mitten im Rasen. Wäre es möglich mit Steinen einen Weg anzulegen, damit man die Aufschrift lesen kann?
BM: Jeder kann jederzeit hin und dieAufschrift lesen. Bei uns darf man den Rasen betreten und es steht nirgendwo eine Aufschrift „betreten verboten“.
19. Sterilisierung von wilden Katzen
Ich habe mit einem Consejal gesprochen, da es im Moment viele Katzen gibt und eine Sterilisierung notwendig wäre. Doch laut seiner Aussage gäbe es dafür im Moment kein Geld.
BM: Wird geprüft, man ist im Kontakt mit der Inselregierung, wie dies erfolgen könnte.
20. Werden wir enteignet? Werden wir gezwungen unsere Wohnungen zu vermieten?
BM: Gegenwärtig herrscht, eine große Verunsicherung und Medienpräsenz hinsichtlich dieses Themas, wie schon vor vier Jahren vor den Wahlen.Vorweg: In Spanien hat man noch niemals jemanden eine Wohnung weggenommen, wo jemand lebt. Wir stehen wieder vor Wahlen und man versucht die Menschen absichtlich in die Irre zu führen und zu verunsichern. Unser Standpunkt ist: Wir wollen, dass Bürger mieten und ihre Steuern zahlen und ihre Wohnungen verwenden, wie sie es wollen: täglich, wöchentlich oder nur einmal im Jahr. Es ist ihre Privatangelegenheit. Nichts wird enteignet.
Eine Problematik gibt es mit dem Vermieten. Wir wollen das regeln und zwar reguliert nach Hotel, Appartement oder Bungalow und für welchen Zweck was gemietet wird.
Es gibt Komplexe, die sind touristisch und andere, die sind für Wohnzwecke (residencial). Das ist und das kann von Haus zu Haus unterschiedlich sein. Man kann als Eigentümer dies im Grundbuchamt (Registro Propiedad) einsehen, welche Widmung das Gebäude hat. Man kann als Eigentümer mit der Originallizenz auch in die Gemeinde kommen und das„Certificación Urbanistico“ einsehen und Klarheit erhalten.
Anm. d. Red.: Das Thema ist sehr komplex und daher bat ich Anwalt José Antonio Pérez Alonso einen entsprechenden Rechtstipp auszuarbeiten - siehe nächste Seite.
Hinweis: In unserer nächsten Ausgabe Nr. 151 am 1. Mai werden wir unser Interview mit Tom Smulders, dem Präsidenten der Extrahoteleros veröffentlichen.