Marco Aurelio Pérez Sanchez, der Bürgermeister der Tourismusgemeinde San Bartolomé de Tirajana stellte sich am 7. April 2015 zum ersten mal zu einer Fragestunde der Deutsch sprechenden Community. Es war ihm ein Anliegen die Bedürfnisse der Residenten noch besser zu verstehen, denn immerhin machen diese einen bedeutenden Anteil der ausländischen Bürger in der Gemeinde aus. iese Veranstaltung war eine gemeinsame Initiative des Rathauses und Viva Canarias, die durch unsere Partner intensiv unterstützt wurde und zwar dem größten deutschsprachigen Radiosender Mix FM 101.1. Gastgeber und Mitorganisator Pastor Hennig Hoffman stellte zu diesem besonderen Anlass die Räumlichkeiten der offiziellen spanisch-deutschen evangelischen Kirche zur Verfügung. Auch er trommelte fleissig die Werbetrommel für diesen außergewöhnlichen Termin und organisierte eine Übersetzerin, sodass alle Themen in der Muttersprache vorgebracht wurden und alle Teilnehmer den Erörterungen folgen konnten. Nach seiner Eröffnungsrede übernahm der Bürgermeister das Wort. Über die rege Teilnahme waren wir fast überrascht, denn es kamen um die hundert Gäste.
Für all jene, die an diesem Tag nicht kommen konnten, haben wir die wesentlichen Punkte in der Reihenfolge der Teilnehmer zusammengefasst.
Vorwort
Bürgermeister Marco Aurelio Pérez (im Folgenden mit BM abgekürzt) bedankte sich für das Kommen und erörterte einige interessante Details über die etwa 57.000 Einwohner zählende Gemeinde in der 126 Nationen und Kulturen friedlich miteinander koexistieren. Er wurde vor vier Jahren, im Mai 2011, zum Bürgermeister gewählt und in diesem Jahr stehen wieder Wahlen an. Es sei eine gute Gelegenheit für einen kleinen Rückblick was in dieser Zeit geschehen sei.
Bei seiner Amtsübernahme herrschte eine komplizierte Situation u. a. aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage sowie der politischen und verwaltungstechnischen Rahmenbedingungen, die zu sehr viel Kritik in den Medien führte.
Heute wird über Maspalomas vorwiegend positiv berichtet und es hat sich als attraktive Urlaubsdestination etabliert. Die Kritiker seien verstummt, so der BM. Im vergangenen Jahr besuchte der heutige König Felipe die Tourismusgemeinde, der Generaldirektor der WTO (World Travel Organisation), die ihre Jahrestagung zum ersten Mal in Spanien austrug.
Der Schuldenberg in der Höhe von 32 Millionen Euro vor vier Jahren konnte komplett getilgt werden. Heute schuldet Maspalomas keinen einzigen Euro den Banken und hat sogar einen Überschuss von ca. 140 Millionen Euro. Somit steht die Gemeinde spanienweit an dritter Stelle. Bilbao ist übrigens die Nummer eins.
Auch kulturell, sozial und in der öffentlichen Verwaltung wurde sehr viel getan, wie z. B. die Infrastruktur- und Verschönerungsarbeiten in San Agustín, in der Avda. de Gáldar, die Zugänge zu den Strängen in Playa del Inglés, die Schaffung von Parkplätzen im Sonnenland oder die Errichtung der Aussichtsplattform, ebenfalls in Playa del Inglés. Sein Ziel sei es die Transformation zu modernen touristisch ausgelegten Einrichtungen auch in den nächsten vier Jahren voranzutreiben. Ein Ziel sei es weitere Investitionen wie z. B. Schaffung von Seniorenheimen oder Infrastrukturverbesserungen in den Dörfern (z. B. Montaña La Data). Als Parteimitglied der PP AV (Asociación de Vecinos, ähnlich der CDU) sei es ein großes Anliegen den Dialog mit den Bürgern zu suchen, um die Bedürfnisse besser zu verstehen und so weitere Optimierungspotentiale zu identifizieren. Nachbarschaftshilfe steht für uns ganz oben auf der Liste.
Die Anliegen der Bürger
Teilnehmer 1: MÜLL, HUNDEPARKS, PARKPLATZSITUATION
„Ich bin seit 25 Jahren Resident und hätte leider drei negative Punkte anzubringen.
a. Müllberge in der Gemeinde, die Container quellen über
b. Parksituation ist aufgrund der Touristen so schwierig.
c. Tierschutz: Wieso gibt es keine Möglichkeit Hunde frei laufen zu lassen?
Antwort BM: ad. Hundepark:
Daran wird schon gearbeitet. Es liegt das erste Angebot im Wert von 40.000 Euro für die Schaffung eines Hundeparks im Sonnenland vor. Wenn dieser fertig gestellt wurde, dann ist ein zweiter Park in Bellavista geplant. Man möchte die Erfahrungen aus den ersten Parks in die Planung der weiteren einfließen lassen.
Antwort BM: ad. Müll: Ja, das ist in unserer Gemeinde ein großes Problem und man arbeite derzeit daran das Service an eine neue Firma zu übergeben, was im Januar 2016 abgeschlossen sein soll. Es dauere so lange, weil man alles neu machen müsse wie z. B. neue Verarbeitungsgeräte, Container, Maschinen etc.
Teilnehmer 2: Mülleimer
„Auf dem Paseo der c/Las Adelfas in San Agustín fehlen Papierkörbe und eine Nachtbeleuchtung“.
Antwort BM: Ja, die Gemeinde leider unter massivem Vandalismus, das ein echtes Problem darstellt. Werden neue Mülleimer aufgestellt so sind diese oft nach wenigen Tagen verschwunden oder mit Haumüll vollgestopft. Hier seien noch viele Bewusstseinsbildende Maßnahmen notwendig und man rufe die Bürger zur Mithilfe auf und solche Vorfälle von Vandalismus zu melden.
Teilnehmer 3: Parkplätze Sonnenland
„Ich bin Deutsche und lebe seit 23 Jahren auf Gran Canaria. Zuerst möchte ich mich herzlich für die Schaffung der neuen Parkplätze hier im Sonnenland bedanken. Aber im nördlichen Teil dieser Urbanisation nähe der Autobahnabfahrt sind auch dringend Parkplätze erforderlich. Jetzt parken die Autos auf dem nicht asphaltierten Gelände und alles ist staubig und wenn es Nass ist, steht man im Dreck“.
Bei diesem Gelände handelt es sich um Privateigentum, das nicht der Gemeinde gehört. Dort wird eine touristische Anlage hin mit einer kommerziellen Zone gebaut. Man habe seitens des Rathauses explizit darauf geachtet, dass genügend Parkplätze vorhanden sein werden.
Teilnehmer 4: Gefährliche Straßen und Gehwege
„Der Gehweg c/Einstein ist sehr gefährlich. Es sind Löcher vorhanden und es fehlen Abdeckungen. Auch der Zugang zum Centro Comercial El Talbero sei sehr gefährlich, weil sich dieser bei der Autobahnabfahrt befindet und viele Menschen vom Sonnenland dort einkaufen gehen. Ich hätte einen Vorschlag ob es möglich wäre eine Holzbrücke über die Autobahn zu machen“.
Antwort BM: Das seien alles sehr wichtige Themen. Die Unterführung habe man schon in Arbeit gegeben. Bei der Autobahn liege es im Zuständigkeitsbereich von darüber liegenden Stellen und nicht in der Gemeinde.
Teilnehmer 5: Lärm, Bürgervereinigung San Agustín
„Ich erlaube mir mich auf Deutsch auszudrücken und möchte mich herzlich bedanken, dass Sie sich uns zur Verfügung stellen. Es wäre schön, wenn dieser Dialog eventuell regelmäßig stattfinden würde. Schön ist es, diese guten Nachrichten der Schuldenfreiheit zu hören.Ich vertrete die Bürgervereinigung Morro Besudo bei San Agustín und dort wird man vom Lärm des Karting Clubs belästigt.Die Re-
klameflugzeuge sind ein echtes Ärgernis geworden und sie fliegen in der letzten Zeit sehr niedrig. Aufgrund des IFA Club und der Mietautos haben wir Residenten ein großes Parkplatzproblem. Wir haben schon eine Unterschriftenaktion gestartet und hundert Befürworter gewonnen. Der Paseo Marítimo auf Höhe c/Los Dragos und c/Del Pirata ist in einem desolaten Zustand. Das zu richten, würde nicht viel kosten“.
Antwort BM: Die Nachbarschaftshilfe ist eine wesentliche Säule in der Bürgerarbeit. 17 davon gibt es inzwischen in der Gemeinde, die für manche sogar die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Für Vorschläge, auch von Bürgern, ist das Rathaus sehr dankbar. Das Problem ist, dass wir nicht über mehr Grundstücke verfügen und die öffentlichen Plätze somit limitiert sind. Die Angelegenheit bei Balcón de San Agustín ist zudem erschwert, weil dies im Zuständigkeitsbereich der spanischen Küstenverwaltung in Madrid steht und wir haben diesbezüglich schon mehrfach urgiert. Auch wir seitens der Gemeinde warten auf Antwort durch „Costas“.
Teilnehmer 6: Arbeit und Wohnungssituation
„Ich lebe seit 20 Jahren hier und finde keine Arbeit. Auch habe ich mich bei der Gemeinde vor über einem Jahr beworben. Das gleiche trifft auf eine Wohnung zu“.
Antwort BM: Das Thema sei sehr kompliziert in Spanien, wo eine sehr hohe Arbeitslosenquote vorherrscht. Es gibt ein Aufnahmestopp für die öffentliche Verwaltung und so seien der Gemeinde die Hände gebunden. Früher waren für ein und dieselbe Angelegenheit verschiedene Abteilungen zuständig und das wird jetzt sukzessive optimiert bzw. konsolidiert. Das selbe trifft auf die Wohnungssituation zu. Wir haben alle Wohnungen belegt und es liegt nun im Kompetenzbereich des Gobierno de Canarias, also nicht in der Gemeinde.
Teilnehmer 7: Übler Abwassergeruch Calderín
„In der c/Calderin ist ein schrecklicher Abwassergeruch, unerträglich“.
Antwort BM: Ja, eine neue Abwasserkanalisation mit einem Investitionswert von 150.000 Euro ist bereits in Arbeit.
Teilnehmer 8: Flohmarkt
„Ich habe dieses Problem schon vor einem Jahr adressiert. Seit vielen Jahren bin ich auf dem Flohmarkt. Neuerdings mussten alle, die über 65 Jahre sind, ihren Platz aufgeben oder sich selbständig melden. Ich verkaufe Flohmarktwaren und nehme doch gar nicht so viel ein, dass ich mir die beinahe dreihundert Euro leisten können. Warum ist es nicht erlaubt, gebrauchte Waren zu verkaufen wenn man über 65 Jahre alt ist, für mich ist das Diskriminierung, die es so nirgendwo gibt.“
Antwort BM: In den letzten Jahren ist es häufig vorgekommen, dass der Flohmarkt gewerbemäßig genutzt wurde oder gar Warenfälschungen angeboten wurde. Beides war nicht Sinn und Zweck des Flohmarkts. Die Vorgaben kommen vom Finanzamt (Hacienda), um gegen die Schattenwirtschaft anzukämpfen. Da sind uns die Hände gebunden. Für gelegentliche Verkäufe (zwei bis drei Mal im Jahr) ist das kein Problem, aber wer regelmäßig am Flohmarkt ist, der muss sich an die Vorschriften halten.
Teilnehmer 9: Marrode Gehwege
„Wir kommen seit vielen Jahren immer wieder her und wohnen nähe C. C. Cita. Dort ist die Zwischengasse von der c/Alemania und c/Inglaterra sehr gefährlich, weil sich so viele Löcher befinden. Mein weiteres Anliegen sind die kranken Bäume in der c/Inglaterra, da blutet mein Herz.“
Antwort BM: Grundsätzlich muss man unterscheiden, ob es sich um öffentliche Straßen und Wege handelt. Manchmal sind diese Verbindungsstücke im Laufe der Jahre etabliert, befinden sich allerdings im Privateigentum und da kann die Gemeinde nichts tun. Wir versuchen natürlich mit den Eigentümern zu sprechen und zu vermitteln, können sie aber nicht zwingen. Wir werden allerdings genau dieses Passage uns genau ansehen (offline, im Anschluss an die Fragestunde).
Zu den Bäumen meinte der Bürgermeister, dass auch ein kurioses Phänomen auftaucht. Manche Menschen scheinen Bäume und Pflanzen nicht zu mögen. In der c/Teneriffa habe man beispielsweise zwei Mal Bäume gepflanzt, die schon nach wenigen Tagen getötet wurden. Dem gegenständlichen Fall werde man sich anschauen (offline, im Anschluss an die Fragestunde).
Teilnehmer 10: Lärm während dem Karneval
„Der Lärm durch den Karnevalsumzug ist unerträglich, kann man die Sperrstunde nicht vorziehen?“.
Antwort BM: „Wir haben eine Sperrstunde, doch wenn überall hunderte von Menschen feiern und laut sind, was soll man da tun? Wenn 20.000 Leute feiern, dann ist es einmal im Jahr eben etwas lauter.“
Teilnehmer 11: Telefonverbindungen
„Wir leben seit zwanzig Jahren hier und die Qualität der Telefonverbindungen insbesondere Breitband ist inakzeptabel. Die Leitungen sind uralt und die Kapazitäten reichen nicht aus. Können Sie als Bürgermeister hier etwas unternehmen?“.
Antwort BM: Man werde seitens des Rathauses diesbezüglich urgieren. Allerdings kann die Welt nicht von einem Tag auf den anderen verändert werden, alles geschieht Schritt für Schritt. In Aldea Blanca hat man mit den Arbeiten bereits begonnen. Nun folgt Castillo de Romeral, danach San Fernando de Maspalomas und Playa del Inglés.
Teilnehmer 12: STRASSEN
„Ich lebe seit zwei Jahrzehnten in Playa del Inglés und gehe oft nach San Fernando. Allerdings sind die Verbindungswege über Greenfield nicht vorhanden oder in einem sehr desolaten Zustand.
Antwort BM: So wie in San Agustín werden auch alle anderen Gehwege sukzessive restauriert. Man werde die Baupläne konsequent weiterverfolgen. Hier ist noch ein wenig Geduld gefordert“.
Teilnehmer 13: Lärm durch Werbeflugzeuge
„Warum fliegen die Werbeflugzeuge so niedrig wie bei uns nähe Avda. de Italia?“
Antwort BM: Er gibt zu, dass es sich um ein echtes Problem handle, dass sich in letzter Zeit häufe. Hier ist die Aviación Civil die zuständige Behörde. Es ist eine Herausforderung dies zu beweisen, wenn bei einem Foto fehle oft der Bezug zur Distanz zum Boden. Auf jeden Fall solle man hartnäckig bleiben, Fotos oder Videos machen und dies einreichen.
Teilnehmer 14: RADWEGE
„Es gibt keine Radwege nach Pasito Blanco und diese Strecke ist für Radfahrer sehr gefährlich. Warum wurde der Golfplatz bis zur Küste gebaut, so dass ihn Fussgänger nicht entlang der Küste schlendern können.“
Antwort BM: In Kürze beginnen die Arbeiten mit dem Ausbau des Fahrradnetzes ab dem Kreisel beim Hospital bis nach Pasito Blanco. Gemäß Küstengesetz muss ein gewisser Streifen (ca. 6 Meter) für die öffentliche Nutzung zur Verfügung stehen und das ist auch im Fall des Golfplatzes so. Jeder kann dort entlang schlendern.
Fazit
Es war ein äußerst offener Dialog mit sehr konstruktivem Ansatz und wertvollen Hintergrundinformationen, die das gemeinsame Leben an der Sonne verständlicher und besser machen. Der Bürgermeister bekundete im Anschluss sein Interesse, diese bidirektional gerichteten Treffen auf regelmäßiger Basis zu wiederholen. Wir freuen uns auch dann als Medienpartner unterstützen zu dürfen.