In den vergangenen sechs Monaten wurden mehr Filme auf Gran Canaria gedreht als im kompletten Jahr davor. Derzeit laufen die Aufnahmen von Robert Zemeckis „Allied“ mit Brad Pitt und Marion Cottillard in den Hauptrollen. Auch für andere Hollywood Blockbuster diente der Archipel als Kulisse. Durchschnittlich sind es derzeit zwei bis drei Kinofilme, die hier gedreht wurden, wie z. B. Ridley Scotts „Exodus“, der Hollywood Kassenschlager „Fast and Furios 6“, „Titanen“, „Wild Oats“ mit Demi Moore und Shirley MacLaine, „Rec 4“, „Palmen im Schnee“ oder „Black Mirror“, die britische Science-Fiction Miniserie.
Der Drehboom auf den Kanaren geht auf mehrere Faktoren zurück: Die abwechslungsreiche und schöne Landschaft, das stabile Wetter, die Sicherheit und natürlich auch die finanziellen Anreize durch die Steuervorteile.
Ridley Scott plante, seine Megaproduktion „Exodus“, eigentlich in Marseille sowie in der Provinz Andalusien zu drehen, schwenkte dann aber auf Fuerteventura um. Er konnte sich somit 15,8 Millionen Dollar einsparen (38 Prozent versus 18 Prozent). Auch das spanische Festland musste ähnlich wie viele andere europäische Länder aufgrund mangelnder attraktiver Steueranreize für Filmproduktionen eine große Abwanderung verkraften. Die APPA (Association of Braodcast Production Professionals) sowie die FAPAE (Spanische Vereinigung für Filmproduktionen) schätzt diese auf 80 Prozent ein. „Game of Thrones“ sollte ursprünglich in Spanien gedreht werden, doch letztendlich machten Malta und Irland das Rennen.
International unerreicht ist Brasilien, wo die Produzenten bis zu 100 Prozent ihrer Kosten abschreiben können. Neben dem Werbewert bringen Filmdrehs Arbeitsplätze und viel Geld (Statisten, Servicefirmen, Hotels etc.). Carlos Rosado, Präsident der spanischen Filmkommission, sieht keinen Grund , warum man steuerliche Anreize nicht geben sollte. Er schätzt, dass für jeden Euro Steuerincentive vier bis sechs Euro indirekt zurückfließen. Seinen Aussagen zufolge hätte beispielsweise der Dreh von „Game of Thrones“ 900 permanente und bis zu 5.000 temporäre Jobs geschaffen.
Bis jetzt war die kanarische Filmkommission dem Tourismusministerium unterstellt. Zukünftig möchte man einem eigenen audiovisuellen Industriezweig auf dem Archipel etablieren. Die Sonderbesteuerungregelung REF (Regimen especial Fiscal de Canarias) sieht vor, dass nationale Filmproduktionen bis zu 40 Prozent der Produktionskosten (das sind zwanzig mehr als auf dem spanischen Festland) abschreiben können und für ausländische Produktionen gilt der Satz von 35 Prozent.