Das entzückende Hauptstädtchen Tunte erstrahlt mit liebevoll restaurierten Fassaden in der Altstadt, die ein charmantes kanarisches Flair versprühen. Die berühmte Tarta de Santiago,1) eine lokale Mandelkuchenspezialität, wird in der Bäckerei „La Panera de Tunte“ auf der Hauptstraße kredenzt. Neben dem Kulturzentrum Pancho Guerra2) lockt vor allem das am Rathausplatz befindliche Ethnologische Museum Casa de los Yánez BesucherInnen an.
Ursprünglich handelt es sich um ein historisches Wohnhaus aus dem 19. Jhdt. der Familie Yánez. José war der Dorfpfarrer und sein Bruder Antonio ein politisch ambitionierter Geschäftsmann. Beide verfügten über ein hohes Maß an Bildung, da die gut situierte Familie aus der ‚großen Stadt’ Teror stammte und die DorfbewohnerInnen waren mächtig beeindruckt. Eines der Familienmitglieder, Manuel Zenón Araña Yánez, war ein von den Bewohnern hoch geschätzter Dorfarzt und seine kleine Arztpraxis war ebenfalls in dem Haus untergebracht und daher ist seine kleine Praxis zu sehen (siehe Foto 01).
Die Gemeinde erwarb das Gebäude im Jahr 2000 und eröffnete, nach einer umfassenden Renovierung im Jahr 2005, dort das „Museo Etnografico Casa de los Yánez“.
Der Empfangsraum im Erdgeschoss ist gleichzeitig ein Shop, allerdings mit Antiquitäten als Mobiliar sowie Schauobjekte und Musikinstrumente. Aber, es gibt auch Lebensmittel, die erworben werden können. Zu den typischen regionalen Produkte zählen Oliven, Olivenöl und Peperoni - im historischen Rahmen versteht sich.
Die Räume verteilen sich auf zwei Etagen rund um einen bepflanzten Innenhof. Das Gebäude ist ein Kleinod und umfasst zwölf originale Räume, (u.a. Wohn- und Schlafräume, Arbeitszimmer, Arztpraxis, Lager, Küche, Stallungen, Lager, Gärten, Küche), die als Ausstellungssäle gemäß ihrer originalen Verwendung mit authentischen Einrichtungsgegenständen und Utensilien ausgestattet wurden, um das Leben von anno dazumal zu veranschaulichen.
Auf den Kanarischen Inseln lebten die meisten BewohnerInnen ein einfaches Leben als Landwirte. Nur die wenigsten konnten sich eine Ausbildung leisten und erst langsam wurde das Familieneinkommen mit den Einnahmen durch den Verkauf von Handwerkserzeugnissen oder landwirtschaftlichen Produkten auf Märkten aufgebessert.
Entsprechend bescheiden waren auch ihre Wohnhäuser und auf dem Land war es durchaus denkbar, dass auch schon mal ein Huhn durch die Stube lief.
Erst im 17. Jhdt. änderte sich die Raumgestaltung erheblich, indem die Zimmer verschiedenen Wohnzwecken zugeführt wurden. Ein Esszimmer befand sich in der Nähe der Küche und war der Ort, an dem sich die gesamte Familie zum Essen versammelte. Falls - in gehobeneren Positionen - Personal vorhanden war, servierte dieses am Tisch. Neben der Küche befand sich eine Speisekammer, in der Lebensmittel und Gewürze aufbewahrt wurden. Nur die Hausfrau hatte den Schlüssel dazu, wodurch sie die Kontrolle über den Lagerbestand behielt.
• Brot wurde in einem typischen gemauerten Backofen gebacken, der im Innenhof stand (siehe Foto 02). In einer Scheune wurden landwirtschaftliche Geräte aufbewahrt und ein Vorrat an Brennholz.
• Die typisch kanarische Familie war katholisch und tief religiös. Das spiegelte sich in ihren Wohnhäusern wider, wo Kruzifixe, Heiligenfiguren oder -bilder, gerahmte Illustrationen, Postkarten oder Rosenkränze angebracht waren.
• Die Schlafzimmer waren einfach und die Babies schliefen in oftmals von den Vätern selbst geschreinerten Holzwiegen neben den Müttern. Die Matratzen waren meist mit Stroh gefüllt und hatten naturfarbene Leinenbezüge. Typischerweise wurden diese mit indigofarbenen geflochtenen Streifen verziert und darüber wurde eine Tagesdecke gestülpt.
• Der Salon war in Herrenhäusern der repräsentabelste Raum und, wer es sich leisten konnte, staffierte ihn mit importierten Möbeln aus - wie im Beispiel des Museums Casa de los Yánez. Edle Teppiche, feine Sitzmöbel, eine Truhe aus Flandern, Stühle aus Zedern- oder Mahagoniholz, Tische aus England, Spiegel etc. Sogar das Geschirr war fein und stammte aus Portugal und Spanien. Die gekalkten weißen Wände begann man ab dem 18. Jhdt. mit Tapeten zu verzieren.
• Eines der Familienmitglieder, Manuel Zenón Araña Yánez, war ein von den Bewohnern hoch geschätzter Dorfarzt
Museo Casa de Los Yánez
c/Antonio Yánez Nr. 1 (Seitenstraße vom Kirchplatz), Tunte
San Bartolomé de Tirajana
Geöffnet: Mo. bis Fr. von 9.00 bis 14.30 Uhr. Der Eintritt ist gratis.