Eine der markantesten und aufschlussreichsten archäologischen Reste aus der vorspanischen Zeit ist das Cenobio de Valerón auf Gran Canaria. Lange Zeit war die Bedeutung dieses Höhlenkomplexes allerdings falsch interpretiert worden. Man glaubte anfangs, dass die Einrichtung eine Art Kloster für Priesterinnen oder Prinzessinnen gewesen wäre, wo diese sich auf höhere Aufgaben vorbereiteten. Daher stammt auch der Name „Cenobio“, der auf Altspanisch Kloster bedeutet. Erst im 20. Jahrhundert setzte sich die Erkenntnis durch, dass es sich bei der Anlage um ein kollektives Getreidelager handeln musste. Die vielen kleinen Abteile mit einer insgesamt doch recht großen Kapazität, die Funde von Getreideresten in der Höhle und die Ähnlichkeit mit anderen Anlagen auf den Kanaren und in Nordafrika unterstreichen diese Auffassung.
Am 14. Oktober 1978 wurde das Cenobio de Valerón zum „Historisch-künstlerischen Denkmal“ erklärt. Im Jahr 1985 bekam die Höhlenanlage den Status eines „Gutes von kulturellem Interesse“. Das archäologische Denkmal ist also bestens geschützt und wurde außerdem in den vergangenen Jahren umfassend renoviert. Nach den Umbauten kann heute ein guter Teil der Höhlen begangen und besichtigt werden und ausführliche Hinweisschilder in mehreren Sprachen machen Funktion und Bedeutung der Fundstätte verständlich. Das Parkplatzproblem ist ebenfalls gelöst und die Begehung des historischen Getreidespeichers ist durch neu angebrachte Geländer sicherer geworden.
Strategischer Standort
Den Altkanariern muss neidlos attestiert werden, das der Standort ausgezeichnet gewählt wurde. Die Lage mitten im Berghang schützt einerseits vor den im Norden von Gran Canaria doch recht häufigen Regenfällen, andererseits machte das steile Gelände eine eventuell notwendige Verteidigung der gesammelten Vorräte leicht.
Die gute Durchlüftung der Höhlenanlage sorgte für ideale Bedingungen für die Lagerung der Lebensmittel und die weiche Beschaffenheit des Gesteins ließ eine Erweiterung der Öffnungen im Berg zu, so dass der Speicher dem Bedarf angepasst werden konnte. Im Laufe der Jahre wurde die Höhle auf vier übereinander liegende Ebenen ausgeweitet, es konnte also eine recht ansehnliche Menge Vorräte gelagert werden. Die Öffnungen waren zur Zeit der Guanchen offenbar durch Holztüren oder aufgespannte Felle verschlossen, wie Spuren im Gestein vermuten lassen.
In jedem Fall zeigt das Cenobio de Valerón recht deutlich, dass die Menschen auf Gran Canaria vor der Ankunft der Spanier ihre Lebensmittelversorgung gut organisiert hatten. Wir haben das Glück, den Beweis dafür bei einem Besuch des historischen Getreidespeichers in der Höhlenanlage erfahren zu können. Zusätzliche Schautafeln zeigen Wissenswertes über Fauna, Flora und nicht zuletzt der Höhlenformation selbst. jp
Adresse
Cenobio de Valerón
Cuesta de Silva s/n in der Gemeinde Santa María de Guía.
Anfahrt auf der Autobahn GC1 nach Norden, danach in Richtung Agaete die Küstenstraße GC2 (Las Palmas passieren) und die Abzweigung GC 291 die Bergstraße Cuesta de Silva nehmen. Die Strecke ist gut ausgeschildert.
Parkmöglichkeit besteht direkt vor Ort.
Öffnungszeiten: Di. bis So. von 10.00 bis 17.00 Uhr. Eintritt: 2,50 Euro.