Ausgabe Nr.
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J M upload 01.02.2023, Viva Edition 196 | Print article

Cocodrilo Park Agüimes: Krokodilpark & more. Tierrettung inklusive

Krokodile auf den Kanarischen Inseln? Gibt es nicht - eigentlich. Schlangen auf Gran Canaria? Gab es nicht, zumindest bis vor 25 Jahren. Doch die Unverfrorenheit mancher Menschen macht auch vor dem Schmuggel exotischer Tiere keinen Halt. Mit Glück werden diese bereits an den Grenzen vom Zoll beschlagnahmt, um schwerwiegendere Folgen abzuwenden.1) Dabei scheinen diesen verantwortungslosen Menschen die Auswirkungen ihres Handelns nicht bewusst zu sein, oder sie sind ihnen gleichgültig.

Manche entlassen die artenfremden Spezies in die freie Natur, wenn die Tiere zu groß werden, sich zu sehr vermehren oder die Wohnverhältnisse sich ändern. Andere Tiere werden bzw. wurden unter nicht artgerechten Bedingungen gehalten, zumindest bis sie von der Umweltpolizei Seprona gerettet wurden.

Jedenfalls stellen solch illegal eingeführte und gehaltene Spezies eine enorme Gefahr dar. Die Bioinvasoren können die endemische Fauna nachhaltig schädigen, wie beispielsweise die kalifornische Kettennatter, die aufgrund idealer Lebensbedingungen auf den Kanaren sich rasend schnell vermehrt hat.3)

Tierrettungsmission

All diese Tiere wurden seit 1987 zu einer tierlieben Familie Balser im Tal von Agüimes gebracht, die sich auf Bitten der Tier- und Umweltschutzpolizei dazu bereit erklärt hat. Die erste Bewohnerin war Judith, ein Chimpansenweibchen. Im Laufe der letzten Dekaden kam eine beachtenswerte Anzahl zusammen, wo die Tiere nun in einem friedlichen Umfeld auf artgerechtere Weise leben können.

Zum Glück verfügte das Familienanwesen über genügend Platz und heute umfasst das Areal um die 20.000 Quadratmeter. Immer wieder wurden sie mit weiteren exotischen Tieren ‚versorgt‘ und bald schon eigneten sie sich als Betreiber des Cocodrilo Parks ein umfangreiches Wissen hinsichtlich Haltung und Fütterung an - mit Unterstützung der Fachleute vom Umweltministerium. Manche kamen in einem erbärmlichen Zustand an und wurden liebevoll erst aufgepäppelt - eine echte Rettungsstation. 2019 wurde der Park offiziell in Spanien als Rettungszentrum für exotische Tiere gelistet.

Anfänglich musste die Familie vieles selbst finanzieren und bekamen kaum ausreichend finanzielle Unterstützung seitens offizieller Stellen, um das Futter bezahlen zu können. Aber gemeinsam meisterten sie die Herausforderungen und mussten immer wieder Nervenstärke und Kreativität aufbringen. Jedenfalls betreibt die Familie diesen Zoo eher in der Art, dass sich diese Exoten wie zuhause fühlen, nur dass sie eben keine Haustiere sind. Zu sehen sind u. a. Wüstenfüchse, Schimpansen, Dammhirsche, Riesenschildkröten, Paviane, Papageien, Schildkröten, Waschbären, Spinnen, Schlangen und sogar ein Tiger. Die Affenfamilie ist immer für einen Streich gut und sorgt für Lacher.

Fünf Jahre nach unserem ersten Bericht4) erlauben wir uns eine Stippvisite zu unternehmen, um Ihnen Neues zu berichten, denn einige Exoten sind dazu gekommen:

• Regenstorch (Cigüeña Abdim), ursprünglich in Afrika
• Lemuren (Lémur)
• Ara (Guacamayo)
• Polarfuchs (Zorro Blanco)

Familiäres Ambiente

Heute ist der Cocodrilo Park ein beliebter Ausflugsort für die Insulaner und auch bei Touristen nicht mehr nur ein Geheimtipp. Da dieser nicht von Anfang an als Zoo konzipiert wurde, sondern im Laufe der Zeit gewachsen ist, sorgen herzige Dekorationsgegenstände für einiges an Schmunzeln. An Wochenenden öffnet dieser seine Pforten als regulärer Zoo den Besuchern. Knapp dreißig Stationen werden in einem Orientierungsplan beschrieben, den sie gleich im Eingangsbereich erhalten.

Krokodile vs. Alligator?

Besonders stolz ist der Park auf die prächtigen echten Nilkrokodile, die zu den größten ihrer Art zählen. Sie können bis zu sechs Meter lang werden.Die Krokodile tun sich nicht mit Hyperaktivität hervor, im Gegenteil. Manchmal wirken sie wie Skulpturen, wenn sie sich unbeweglich in der Sonne aalen. Doch lassen sie sich von ihrer stoischen Art nicht täuschen, denn wenn sie bei ihrem Müßiggang gestört werden, können sich diese Reptilien blitzschnell bewegen bzw. geben gar ein ehrfurchtgebietendes Zischen und Fauchen von sich, wenn sie sich ärgern oder bedroht fühlen. Jedenfalls sollten Sie den Sicherheitsabstand zum Zaun respektieren.

Von ihrer aktiven Seite können Sie die Krokodile bei der Fütterung beobachten, die jeweils um etwa 13.00 Uhr anberaumt ist und zu den Highlights zählt. Die mutigen Tierpfleger begeben sich in den abgegrenzten Bereich und kaum befinden sie sich in dieser Zone, schwirren die vielen Krokodile heran, denn Sie wissen, dass die Zeit für ihre ‚Leckerlis‘ gekommen ist. Das Schnauben und Knacksen der Hühnerkeulen, die sie mit ihrem kräftigen Gebiss zermalmen, sorgt für Gänsehaut. Die Tierpfleger haben dabei lediglich einen Holzstab bei sich, um die Tiere ggfs. auf Distanz zu halten.

Im Anschluss, ebenfalls ein etabliertes Krokodilspektakel, gehen die Tierpfleger mit einem jungen Exemplar an den Zuschauern vorbei und diese können den Schuppenpanzer der Krokodile berühren.

Im Gegensatz zu Alligatoren ist die vierte Zahnreihe des Unterkiefers der Krokodile auch von außen sichtbar und greifen so in eine Lücke des Oberkiefers ineinander. Darüber hinaus haben Krokodile einen regelmäßigen Zahnwechsel, da sich, beneidenswerterweise, Ersatzzähne in den Zahnhöhlen laufend entwickeln.

Normalerweise kommen diese Reptilien in Afrika vor. Sie sind Fleischfresser und ernähren sich von allem, was sie mit ihrer Größe bewältigen können. Ihre Beute zerren sie unter Wasser und ertränken sie. Die Krokodile machen auch vor der eigenen Art nicht halt und daher können sogar Jungtiere ihren Artgenossen zum Opfer fallen.

Zur Fortpflanzung legen die Weibchen vierzig bis sechzig Eier in eine Grube, die sie mit Sand bedecken. Nach etwa drei Monaten schlüpfen die etwa dreißig Zentimeter langen Jungtiere, die von der Mutter in den ersten Lebensmonaten strengst bewacht werden. Nur etwa 25 Zentimeter wachsen sie pro Jahr. Immerhin, sie können sechzig bis achtzig Jahre alt werden. Der Park betreibt auch eine Zucht, doch werden die Jungtiere normalerweise nicht der Öffentlichkeit gezeigt.

Fazit

Ein Besuch dieses familiär geführten Parks lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Sie können im kanarischen Ambiente ohne Massenandrang gemütlich durch den Park schlendern und die Tiere beobachten und sich dabei guten Gewissens im Klaren sein, dass Sie mit ihrer Eintrittskarte das Futter für die Tiere mitfinanzieren.

Sonntags müssen Sie allerdings in Kauf nehmen, dass der Park von Einheimischen bestürmt wird, denn oft werden im angeschlossenen Restaurant auch Kindergeburtstage gefeiert, was sich am Lärmpegel niederschlägt.

Gutes tun tut einfach gut!       jm

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Verweise

1)Viva Canarias Nr. 173 vom 1.3.2021 „Exotische Tiere gefährliche Bioinvasoren, stärkere Grenzkontrollen gefordert“

2)Viva Canarias Nr. 192 vom 1.10.2022 „Schlangenexplosion hält an“

3)Viva Canarias Nr. 184 vom 1.2.2022 „Bioinvasoren gefährden Endemismen auf Gran Canaria. Die Studie“

4)Viva Canarias Nr. 72 vom 16.5.2018 „Krokodile und andere Exoten im Cocodrilo Park