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J M upload 16.04.2020, Viva Edition 163 | Print article

Coronavirus: 'Massensterben' der Kleinunternehmer in Spanien (PYMES)

Viva Canarias Online vom 15.04.2020 | 21:48 h MEZ-1 | Die globalen wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Coronavirus Pandemie sind derzeit nicht zu beziffern. Es ist nicht absehbar, wie lange diese noch dauern wird und wann die 'neue Normalität' wieder eintritt und wie diese aussehen wird. Es wird Gewinner geben, aber vor allem auch viele 'Verlierer'. Wer nicht auf Gold  und Silber gesetzt hat oder den großen Finanzdurchblick hat, der dürfte jetzt Nerven aus Stahl benötigen, um das Börsengeschehen zu meistern (siehe www.investing.com).

Der Flickenteppich der nationalen Rettungsprogramme ist schon in Europa unübersichtlich, in Spanien erst recht. Das „Survival of the Fittest“ wird kolportiert. Tatsächlich? Werden die wirtschaftlich gesündesten subventioniert und gerettet? Milliarden fließen in die Wirtschaft, aber wer hat noch den Überblick, wer hat die Zahlen ausgerechnet und wie sieht es mit der Transparenz aus? 

'Massensterben' der Kleinunternehmer in Spanien

In Spanien sind beispielsweise über 12 Millionen Millionen Menschen im Dienstleistungssektor tätig, einer stark betroffenen Branche. Das entspricht 75,09 Prozent aller Firmen. An zweiter Stelle der Arbeitgeber liegt die Industrie mit 2,1 Millionen Beschäftigten (13,4%), der Bau mit 1,1 Millionen (6,81%) und der Agrarbereich mit 760.379 Menschen (4,7 %).

Betrachtet man sich die Zahlen, dann sind in Spanien die kleinen Unternehmer (PYMES) die größten Arbeitgeber. Im Februar 2020 waren knapp über zehn Millionen Beschäftigte dieser Unternehmenskategorie zugeordnet. Im März 2020, also nur ein Monat danach, ist auf Landesebene ein Rückgang der Beschäftigten von knapp 800.000 zu verzeichnen (entspricht einem Minus von 4,9 %). Ein Großteil davon entfällt auf die Kleinunternehmen, nämlich 632.138 bzw. -3,91%. Ob und wie schnell sich die Selbständigen von dieser Krise erholen können wird sich weisen. Klar ist jedenfalls, dass sich viele Lebenskonzepte in Luft aufzulösen scheinen.

Arbeitslose nach Unternehmensgröße

Kanaren: KMU's in der Krise, 26.267 ERTE Anträge eingelangt

Bis 10. April sind 26.267 sogenannte ERTE[1] Anträge aufgrund Höherer Gewalt auf den Kanarischen Inseln eingegangen, die durch die Coronaviruskrise ausgelöst wurde. Dabei handelt es sich um krisenbedingte provisorische Kündigungen oder Arbeitszeitkürzungen. Betroffen sind davon 195.183 Arbeiterinnen und Arbeiter auf dem Archipel.

Diese Maßnahme soll einerseits die Arbeitnehmerinnen und Arbeiter sowie die Unternehmer schützen, so Elena Máñez, die zuständige Ministerrätin für Wirtschaft, Wissenschaft und Arbeit der Kanarenregierung. Sie unterstrich, dass die ERTE auch noch nach Beendigung des Alarmzustands verfügbar sein werden. Unternehmen, die ERTE Anträge einreichen werden aufgerufen parallel das staatliche Arbeitsamt SEPE (Servicio Público de Empleo Estatal) in einem Sammelbericht über alle betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kenntnis zu setzen.

Fast drei Viertel der Anträge stammen von Kleinunternehmen PYMES (Pequeñas y mediana empresa) bis zu 5 Personen und zwar sowohl Gesellschaften mit beschränkter Haftung (Sociedad Limitada) sowie von physischen Personen (Autonomos).

Die Dienstleistungsbranche führt die Liste mit einem Anteil von 34,6 % an, gefolgt von der Hotellerie (32,1 %) und dem Handel (25,9%), andere Dienstleistungen (7,81 %), Transport und Lager (6,76 %), Coaching und Künstler (4,02%, Administrative Dienstleistungen (4 %), Gesundheit und Sozialdienste (3,97 %), Bau (3,58 %), Industrie und Produktion (3,25 %) sowie Bildung (3,13 %). 

Tourismus auf den Kanaren

35 % des BIP auf den Kanarischen Inseln wird durch den Tourismus lukriert und  40,4 % der Beschäftigten sind in diesem Sektor tätig. Dieser Bereich wird eine gesonderte Behandlung bedürfen, da er sich nicht von einem auf den anderen Tag von dieser COVID-19 Krise erholen wird.

Update 16. April 2020: Bei der heutigen Videokonferenz mit Ministerpräsident Pedro Sánchez und den Vertretern der Autonomen Regionen (Kanarenpräsident Ángel Víctor Torres und Francina Armegon, Präsidentin der Balearen) riefen beide die Zentralregierung in Madrid dazu auf, die Häfen und Flughäfen beider Regionen erst in einem letzten Schritt wieder zu öffnen. Durch die naturgegebene Isolation beider Inselgruppen habe man sehr gute Ergebnisse in Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus erzielen können. Zudem fordern beide auch nach einer allfälligen Öffnung die Hygienekontrollen für die Passagiere zu intensivieren.

Quellen:
Gobierno de Canarias vom 13. April 2020
Ministerium für Industrie, Handel und Tourismus - www.ipyme.org

Footnotes

  1. ^ ERTE - siehe Rechtstipp in Ausgabe Viva Canarias Nr. 162 vom 1. April 2020