Ausgabe Nr.
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J M upload 10.02.2017, Viva Edition 113 | Print article

Karl Dampier- der kommerzielle Künstler

Auf dem Kunstmarkt hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr viel getan und alles unterliegt einem Wechselspiel. In den 1950er Jahren war es die Musik, die von der Architektur abgelöst wurde. In den 1980er Jahren sorgten die sogenannten „Jungen Wilden“, gemeint war die Strömung der neuen Expressionisten, und in den letzten zehn Jahren ist es wieder die Malerei, die weltweit auf Auktionen teils unvorstellbare Summen erzielten. Ein Ende scheint nicht in Sicht, denn es ist nach wie vor in diesem Bereich viel Investitionskapital vorhanden. Die Museen sind voll und sorgen mit Sonderexpositionen immer wieder für frischen Nachschub an Kulturinteressierten, auch bei jüngerem Publikum.

Die Künstler sind heute in anderer Weise gefordert, sich nämlich mehr interaktiv einzubringen. Es reicht nicht in seinem Atelier vor sich hin zu malen. Man muss netzwerken, vom Kurator bis hin zu Galeristen und natürlich den potentiellen Käufern. Die Werke erhalten einen anderen Wert, wenn sie verstanden werden bzw. der Kunstschaffende seine Ideen, Intentionen oder den Prozess während der Entstehungsphase erläutert.

Zum dritten Mal in Montecristo

Karl Dampier versteht dieses ‚Spiel‘, war er doch viele Jahre in der Politik tätig. Nach 34 Jahren zog er sich schließlich im Jahr 2007 zurück, um sich fortan nurmehr der Malerei zu widmen. Drei Jahre danach hat er sein Atelier eröffnet und sukzessive die bestehenden Kontakte mit neuen, die im Kunstmetier tätig sind, erweitert.

Ich treffe ihn zum Interview während der Vernissage am 27. Januar und auf meine Frage, wie man seinen Namen Dampier richtig ausspricht sagt er unprätentiös: „Das ist mir egal, ich höre auch auf Karl“. Mir wurde gleich klar, das wird ein interessantes Gespräch.

„Für mich ist Gran Canaria ein positives Beispiel für Kunst im Alltag. Man muss sich nur die vielen schön gestalteten Kreisel ansehen. Vielleicht liegt der Grund darin, dass sich in südlichen Ländern einfach viel mehr im Freien abspielt“, versucht Dampier zu ergründen.

NAIV BIS MODERN

Begonnen hat er klassisch-naiv und die ersten internationalen Ausstellungen waren in Polen und Japan. Er ist gut vernetzt. Durch seine berufliche Tätigkeit hat sich Dampier viel mit Architektur und Kunst im öffentlichen Bereich befasst. Er realisierte beispielsweise das Projekt „Die bunte Stadt“ in den 1980er Jahren. „In der Politik hat man viel Kontakt mit den Menschen, scheu oder schüchtern darf man da nicht sein. Aber man kann nicht immer was bewirken, was mitunter frustrierend ist. Als Künstler kann man sich völlig ausleben, ganz nach eigenem Gutdünken“ sagt Dampier. Kunst ist eine singuläre Praxis des Einzelnen. Kreativität ist ein Schlüssel zum Erfolg und diese ist immer individuell, um originell zu sein. Folglich muss man sich ständig neu erfinden bzw. fortschreiten. Manche möchten kritisieren oder provozieren. Andere suchen die Kontemplation. Beide Ansätze sind legitim, doch während Museen zum Ersten tendieren, greifen private Käufer die zweite Kunstgruppe auf. Was will man zuhause hängen haben? Diese Frage muss ohnehin jeder für sich beantworten. Privat scheint es so, dass man sich mit beruhigendem oder ästhetischem umgeben möchte.

Auftragsarbeiten waren schon seit jeher ein fester Bestandteil der Bildenden Kunst, denken wir an Leonardo da Vinci, Michelangelo oder Gustav Klimt. Sie malten regelmäßig für ihre Auftraggeber. Das waren beispielsweise betuchte Adelige, Päpste oder Ministerien. So sieht es auch Dampier. „Man muss flexibel sein“ sagt Dampier und schlägt genau in diese Kerbe. Er erläutert weiter: „Nach meiner letzten Ausstellung in Japan habe ich viel dazu gelernt. Ich kann meine komplette Exposition in einem Koffer transportieren und lasse sie vor Ort in Rahmen binden. Auch die Formate habe ich angepasst, ganz wie es die Kunden verlangen. Die Japaner beispielsweise haben keinen Platz und leben in kleinen Wohnungen. Also habe ich eigens eine Serie im kleinen Format erstellt, kaum größer als Postkarten und sie wurden gekauft.“

Obwohl der Kunstbetrieb international nach wie vor wächst, können nur etwa drei Prozent der Künstler von ihrer Arbeit auch leben. Umso besser, wenn man davon finanziell nicht abhängig ist. Das ermöglicht ein gewisses Maß an Gelassenheit. Vielleicht ist das auch eines der Erfolgsgeheimnisse vom spätberufenen österreichischen Maler. „Als ich in Wien mit meinem Atelier DAKA begann, konnte ich nicht ahnen, dass es so gut läuft. Ich habe aber immer analysiert, was die Kunden kaufen, was ihnen gefällt.“, sagt Dampier.

Man geht weg von der klassischen Galerie

„Die Zeiten haben sich geändert. Künstler suchen neue, innovative Spots, um ihre Werke auszustellen. Die klassisch langweilen weißen Wände sind heute nicht mehr so in“ erklärt er mir. Schon zwei Mal hat der Kreative auf Montecristo ausgestellt. Aufgrund des großen Erfolges hat er sich entschlossen wieder eine Exposition zu machen, denn „Ich bin ein kommerziell denkender Künstler“ sagt er mir unverblümt und herrlich ehrlich gegenüber und fährt fort: „Ich betrachte es gerne auch kaufmännisch. César Manrique war auch ‚verkommerzt‘ und trotzdem nicht weniger angesehen. Manchmal erhalte ich Fotos von Wohnungen mit der Bitte etwas zu malen, dass optisch und farblich dazu passt. Warum sollte ich das nicht machen? Es ist trotzdem mein Werk, das eben individuell für diese bestimmte Situation oder für eine Person erstellt wird.“ Seine Bilder sind lebensfroh und sie haben kräftige Farben. Ölmalerei sei ihm zu langweilig und langwierig. In der Machart sind einige ein Mittelding zwischen naiver Malerei und Kubismus (erinnern mich an Marc Chagall). Sie sind durchdacht und Dampier kann zu jedem Einzelnen eine Geschichte erzählen. Seine Kunst ist nicht provokativ oder in unverständlichem Maße hyperintellektuell. Die Bilder sind schön und leistbar, was auch nicht von Nachteil ist. Es kommt mir so vor, als wenn Dampier überhaupt sehr gelassen ist. Das strahlt der 68-jährige zumindest aus. Sein Geheimnis ist vielleicht die glückliche Beziehung aus der ein gemeinsamer Sohn entstammt. Seine Frau ist ebenfalls eine dynamische und unabhängige Person. Seit 34 Jahren sind sie verheiratet. „Meine Frau ist auch meine beste Freundin und ehrlichste Kritikerin“, sagt Dampier stolz und fährt fort: „Sie gibt mir immer wieder wertvolle Rückmeldungen, die ich berücksichtigen kann, aber nicht muss.“ Schon in den 1980er Jahren kamen sie mit ihren Kindern nach Gran Canaria und heute sind sie „Pendler“, um Inselkoller zu vermeiden (wie er sagt).

Weil Dampier immer wieder neue Wege beschreitet, befasst er sich jetzt mit japanischen Tusche-Zeichnungen, das er derzeit erlernt. Die Realisierung von „Duftbilder“ beschäftigt ihn gegenwärtig. Bei all dem kommt sein solidarisches Herz mit den Bedürftigen nicht zu kurz. Die Erlöse aus seiner Serie „Uganda - Benefizbilder für Petra Regen“ kommen diesem Projekt zugute, das sich um Waisenkinder um verstoßene Frauen kümmert. Es sind Postkarten oder kleinformatige Bilder. „Mit zehn Euro kann eine Person in Uganda fast ein Monat lang leben“, erklärt Dampier. Das ist auf jeden Fall eine eigene Geschichte wert ... Ich bedanke mich für dieses offene und amüsante Gespräch mit Karl Dampier und wünsche weiterhin viel Erfolg!

KONTAKT

Karl Dampier, Atelier 1 Kunstfabrik Stadlau, Rotherg. 2, 1220 Wien.
Tel.: (0043) 676 888 44 888
www.daka-atelier.at
Facebook.com/karl.dampier