In diesem Jahr ist aufgrund der Coronavirus-Pandemie alles anders und das trifft vor allem auch auf Volksfeste zu, die wegen des Ansteckungsrisikos gar nicht stattfinden werden oder in einer anderen Art und Weise, als wir uns es vorstellen können.
Am 30. Mai ist einer der wichtigsten Feiertage für die Einheimischen auf den Kanarischen Inseln. An diesem „Día de Canarias“ spielt Brauchtum eine große Rolle, weswegen man normalerweise um die kanarischen Trachten nicht herum kommt.
Was wird am „Día de Canarias“ gefeiert?
Die Kanarier fühlten sich vom spanischen Mutterland lange Zeit vernachlässigt und das war nicht nur der geographischen Distanz geschuldet. Wir drehen die Uhren weit zurück. Auf die Eroberung durch die spanischen Konquistadoren im Jahr 1483 folgten viele Jahre der Ausbeutung, Armut und Unterdrückung oder gar Verschleppung und Tod. Langsam entwickelte ein zartes Gefühl von Nationalstolz, die Armut blieb aber für den Großteil der Bevölkerung, die vornehmlich als Landwirte für ihren Lebensunterhalt aufkamen.
Während der Diktatur des Franco Regimes wurden die hiesigen Traditionen gänzlich unterdrückt und schon kleine Menschenansammlungen bargen die Gefahr, den Verdacht einer Verschwörung aufkeimen zu lassen. Geduldet wurden weder gesellschaftliche Traditionen, noch Tanz- oder Volksfeste und nicht einmal die Karnevalsfeiern. Selbst als die Urlauber begannen die Inseln für sich zu entdecken, bekamen Sie von der Unterdrückung der hiesigen Bevölkerung nur wenig mit - oder es interessierte sie nicht.
Mit dem letzten Atemzug von General Franco im Jahr 1975 trat eine Trendwende ein und alles änderte sich. Schon einige Jahre davor bereitete er alles für eine gesicherte Nachfolge durch das spanische Königshaus vor. Der ehemalige König Juan Carlos I. wurde persönlich unter die Fittiche des Diktators genommen, doch gegen den Willen des Militärs und der alten Führungselite führte er Spanien in eine parlamentarische Erbmonarchie.
Die Kanarischen Inseln wollten ihre politischen Rechte als autonome Region sicherstellen und richteten während dieses Demokratisierungsprozesses (Transición) eine Koordinierungsstelle ein. Am 17. März 1978 wurde dem Archipel der provisorische Status einer autonomen Region mit Königlichem Dekret (Real Decreto Ley 9/1978) zugesprochen und 1982 definitiv der Status mit weitgehender Selbstverwaltung. Noch in diesem Jahr kreierte man eine eigene Flagge. Die blaue Farbe symbolisiert das Meer, die sieben Dreiecke stehen für die sieben Hauptinseln und die Krone für das Königreich. Die zwei Hunde (Presa Canario) bewachen das Wappen und auch der Ozean fand Einzug.
Auf der Basis dieses Autonomiestatus fanden am 8. Mai 1983 die ersten freien Parlamentswahlen auf den Kanarischen Inseln statt. Diese gewann die sozialistische Arbeiterpartei PSOE mit Spitzenkandidat Jerónimo Saavedra. Er wurde am 30. Mai 1983 in einem Festakt zum ersten kanarischen Präsidenten ernannt. Daraufhin wurde dieser Tag zum Feiertag, dem „Día de Canarias“, erklärt.
Allerdings führte die neu gewonnene Autonomie auch zu großem Zwist zwischen den ohnehin lange Zeit konkurrierenden bevölkerungsreichsten Inseln Teneriffa und Gran Canaria (Pleito Insular). Daher wurden die Ministerien auf beide Inseln aufgeteilt und das kanarische Parlament wechselt alle vier Jahre ebenfalls seinen Regierungssitz. Es hat die politische Kontrolle und Beschlusskompetenz über die Inselregierungen sowie die Senatoren als Vertreter.
Die Kanarier besinnen sich auf ihrer Identitätssuche immer mehr der eigenen Geschichte, Kultur und dem Brauchtum. Normalerweise würden am 30. Mai unzählige Volksfeste und Feierlichkeiten stattfinden, bei denen die kanarischen Trachten den Nationalstolz der Einheimischen veranschaulichen. jm