Wir leben an der Sonne, der Traum vieler Nordeuropäer. Schöne Hotelanlagen, edle Boutiquen und eine sehr große Dichte an Gastronomiebetrieben kennzeichnen das Bild der klassischen Touristenenklaven auf den Kanarischen Inseln. Die periphere Lage schafft wirtschaftliche Nachteile, um sich m europäischen oder internationalen Markt etablieren zu können. Aber ohnehin gibt es kaum andere Branchen, die von signifikanter Bedeutung wären. Der Primärsektor und die Landwirtschaft sind primär auf den Konsum auf den Inseln ausgerichtet und kaum auf Export, alleine schon aufgrund der vergleichsweise geringen Mengen. Im Gegensatz zu den hier erwähnten Segmenten, nahm der Archipel in den letzten Jahren durch stetig steigenden Tourismus eine führende Rolle in Spanien ein. Er ist einer der meist besuchten Destinationen von ausländischen Gästen. Die meisten Menschen auf den Kanarischen Inseln sind direkt oder indirekt vom Tourismus abhängig und daher traf die durch das Coronavirus ausgelöste Krise den Archipel extrem hart.
Die vier Musketiere ...
und action: Paco Molina, Claudio, Navila, Sara
Die Zahl der sozial Schwachen und Bedürftigen in der Gemeinde ist quasi über Nacht um eine Vielzahl gestiegen. Paco Molina, viele Jahre in der Gastronomie tätig und seit einem halben Jahr im Wohlverdienten Ruhestand hat die arge Bedrängnis und die Notlage vieler Freunde und Bekannter tief getroffen. Manche waren so verzweifelt, dass sie sogar begannen, an der Straße zu betteln, um ihre Familie mit Essen zu versorgen.
Als Mann der Tat, der er sein Leben lang war, kontaktierte er viele seiner Bekannten. Dass er gut vernetzt ist, war ein enormer Vorteil und so begann er Lebensmittel zu sammeln und in seinem kurzerhand umgebauten Lieferwagen an die Bedürftigen zu verteilen. Viele Restaurantbesitzer gaben ihm bereitwillig Essen, das sie, nachdem sie ihre Läden geschlossen hatten, ohnehin hätten wegschmeißen müssen. Die Warenmenge wuchs, die Zahl der in Not geratenen explodierte.
Als großes Glück erwies sich die Erweiterung seines Teams mit Claudio, Navila und Sara. Allesamt hatten „viel Zeit“ und ein großes Herz. Als Freiwillige arbeiten sie nun schon seit fast zwei Monaten, um das Essen zu sammeln, zu verteilen und auszufahren. Bald wurde klar, dass sie einen größeren Platz benötigen, damit sie sich strukturieren und ihrer „Arbeit“ noch effizienter nachgehen können und die Lebensmittel unbürokratisch an den Mann oder die Frau und ihre Familien gelangen. Ein Beispiel, wie unbürokratisch man in Krisenzeiten Lösungen finden kann, ist das „Lager“ der Essensverteilung an die Bedürftigen. Denn diese erfolgt in einem Speisesaal, der normalerweise den Senioren dient. Doch nachdem diese als vulnerable Personen im Moment besonders geschützt werden müssen, stand dieser Raum zur Verfügung und wurde ad hoc zu diesem Warenlager umfunktioniert.
Ich war überwältigt von diesen so herzlichen und positiven Menschen, die in diesen Wochen zu einer Einheit zusammengewachsen sind und die mit so viel Zuversicht ihren Weg weiter verfolgen - solange es eben notwendig ist. Natürlich wollte ich auch die unbürokratische Person hinter dieser Entscheidung kennenlernen und machte mich auf in das Zentrum für soziale Angelegenheiten. jm