Ausgabe Nr.
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J M upload 27.06.2019, Viva Edition 153 | Print article

Die Zukunft ist Offshore, PLOCAN Internationale Forschungsplattform auf den Kanaren

Die Kanarischen Inseln avancieren immer mehr zu einem international beachteten Spot für Offshore Projekte, wie beispielsweise Windkraftanlagen(bau). Wir stellten Ihnen in unserer Mai Ausgabe das Pilotprojekt Elisa-Elican[1] or, das nach sieben Jahren vor der Küste von Jinámar seinen Betrieb aufgenommen hat. Da es sich auf dem Gelände von PLOCAN befindet, haben wir angekündigt, dieses aufgrund des Komplexität und Tragweite separat zu berichten. 

Das PLOCAN Konsortium bietet operative Dienstleistungen, Unterkunft und IT-Infrastrukturen und Datenverarbeitungssysteme, die je nach Bedarf der Projekte skalierter in Anspruch genommen werden können. Dieses Servicecenter soll bis 2020  seinen Betrieb vollständig aufgenommen haben, wobei schon jetzt erste international besetzte Teams und interessante Projekte angelaufen sind.

Bis zu vierzig Wissenschaftler und Forscher können simultan arbeiten und haben dafür alle erforderlichen Räumlichkeiten und Mittel, um auf dem letzten Stand der Technik ihrer Projektarbeit nachzugehen.  

Am 26. März 2019 hat diese Multizweck-Forschungsplattform nun auch physisch ihre Position eingenommen und zwar an der Küste von Jinámar (siehe Foto). Dieser markante quadratförmige Bau steht im Meer und man kann ihn von der Stadteinfahrt Las Palmas de Gran Canaria aus gut sehen. Das komplette Testgelände umfasst 23 Quadratkilometer.

Plocan - das Ziel

Die 2007 gegründete Plattform PLOCAN, steht für Plataforma Oceánica de Canarias, ist ein Konsortium aus einer gemeinsamen Initiative Spaniens und der autonomen Region der Kanarischen Inseln, bei der eine neuartige Mehrzweckplattform im Meer notwendige Infrastrukturen bietet, um Forschung, Technologieentwicklungen und Innovationen in den Ozeanen zu kosteneffektiven Konditionen und flexible Kombinationen von Dienstleistungen anbieten soll, wie z. B. für die Meeresbeobachtung (Gezeiten, Wind, Wellen, Meeresströmungen), Marinetests, Testzentrum, Unterwasservehikel, Trainings und Innovationshub.

Finanziert wurde es zu gleichen Teilen vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie und Wettbewerb der autonomen Region der Kanaren sowie vom Wissenschafts- und Technikministerium der Zentralregierung.  Das Gesamtbudget belief sich auf 32,4 Millionen Euro, wobei 8,3 Millionen von FEDER und weitere 10 Millionen von öffentlichen und privaten Unternehmen getragen wurden. Co-finanziert wurde es vom Europäischen Entwicklungsfonds. Es ist Bestandteil der spanischen Plans für einzigartige wissenschaftliche und technische Infrastrukturen (ICTS).

Das Team von PLOCAN hat weitreichende Erfahrung in der Vorbereitung, Planung und dem Management von Großprojekten im Meer. Seit 2009 haben sie in über 60 nationalen und EU-finanzierten Projekten mitgearbeitet, sowohl als Koordinatoren als auch als Partner.

Im Bereich Training organisiert PLOCAN Kurse für hochspezialisierte Fachkräfte, um die technischen Einrichtungen und Apparaturen für Tiefseeforschungen zu bedienen.

(a) Die multidisziplinäre Europäische Station für Zeitreihenanalyse im Ozean (ESTOC) beobachtet seit 15 Jahren durchgängig die meteorologischen Wasseroberflächen sowie die physische und biogeochemische Situation.

(b) Ein mobiles Beobachtungssystem besteht aus einer Flotte von Über- und Unterwasser-Gleitern, teilweise ferngesteuert (ROV - Remotely Operated Vehikel), die langfristige Missionen in Küstengebieten und auf hoher See erledigen können.

Das schwimmende Labor - Technische Daten der Plattform

Das Fundament wurde von einer temporären Vereinigung der Unternehmen Acciona und Lopesan erbaut und am Meeresboden in einer Tiefe von 30,5 Metern fixiert. Die komplette Konstruktion umfasst 5.000 Quadratmeter auf vier Etagen und wiegt etwa 32.000 Tonnen mit einem Umriss von 33 mal 36 Meter. 

Die Plattform ist hinsichtlich Energieversorgung autark. Es gibt zudem drei Tanks, einer davon für die Aufbereitung von Abwässer und eine Entsalzungsanlage mit einer Kapazität von 16 Kubikmeter.

  • Am obersten Deck der Plattform  befindet sich eine Helikopter-Landeplattform auf einer Höhe von 33,43 Meter über dem Meer und einer  Länge von 18 Meter. Von dort aus gelangt man über eine Metalltreppe auf das Dach der Kontrollzentrums bzw. in das Gebäude.
  • Das Kontrollzentrum darunter auf einer Höhe von 27,12 Meter beinhaltet Schaltzentrale, Observation etc. und bietet mit seiner Fensterfront eine 360° Rundumsicht.
  • Die Technik, wie z. B. Solar-Panelen, Kommunikationseinrichtungen, Antennen und Klimaanlage, sowie Lagerräume befinden sich auf einem Zwischendeck auf 23,97 Metern Höhe.
  • 1. Etage (in einer Höhe von 16,97 m): Laborräume, Aula, Meetingräume, Kommunikation, Sanitärräume etc.
  • 2. Etage (in einer Höhe von 20,97 m): Küche, Speise- und Aufenthaltsräume bis zu 40 Personen, Ruheräume mit jeweils eigenem Badezimmer (3 Einzel- und 6 Doppelzimmer) sowie ein Trainings- und ein Kommunikationsraum, wo die Ergebnisse unmittelbar beispielsweise mit internationalen Forschern geteilt werden können.
  • Zwei schwimmende Kais mit jeweils 3 mal 6,7 Metern an der geschützten südlichen Seite der Plattform dienen dem Andocken von Schiffen.
  • In 8 Meter Höhe befindet sich der Hangar (590 qm) und ein offener Arbeitsbereich (546 qm), der ausfahrbare Kran und ein Tank mit Meerwasser für die Aktivitäten im und unter Wasser (submarine Ausstattung und Wasserfahrzeuge, Gleiter etc.)
  • Eine Druckausgleichkammer mit modernsten Geräten ausgestattet steht für Notfälle bereit.

PLOCAN managt vielfältige Vehikel, wie z. B. unbemannte Unterwasser Vehikel (UUV), bekannt auch unter dem Begriff Gliders (Gleiter), Unmanned Surface Vehikels (USV) sowie ferngesteuerte Vehikel (ROV Remotely Operated Vehikels). In Echtheit werden die Einsätze verfolgt (Foto 03) und wenn sie temporär nicht in Betrieb sind, dann werden sie in der Einrichtung von PLOCAN bis zum nächsten Einsatz  ‚geparkt‘. Einsätze von Kundeneigenen Vehikel werden unterstützt.

Projektauszug

AEIGLIDERS 

Integration von PH-Messgeräten auf sog. Gleitern, die den PH-Gehalt selbsttreibend in den Ozeanen über mehrere Monate hinaus messen, ohne der Notwendigkeit der Wartung o. ä. mit der Hauptaufgabe die Klimaänderungen zu messen. Projektende: 31.3.2016

SEAGLIDER M1

Der Unterwassergleiter „Seaglider M1“ (Foto 02) der neuesten Technologie startete als am 2. April 2019 seine Erkundungsmission, ‚unbemannt‘ sozusagen. Bei diesem hydrographischen Projekt geht es um die Vermessung, Erfassung, Auswertung und Modellierung des Gewässergrunds, im gegenständlichen Fall um den wenig erforschten Meeresboden von Macaronesien.* Zu Wasser gelassen wurde der Gleiter vor der Küste von Nazaré in Portugal unter der Aufsicht des Hydrographischen Instituts Portugal und PLOCAN. Anfang Juni wurde der Gleiter in Funchal auf Madeira wieder aufgenommen, der das bisher wenig erforschte Terrain mit den Unterwasserbergen (Gettysburg, Ampere, Unicorn und Seine) erforscht hat. Die Position kann übrigens von jedem jederzeit im Internet nachvollzogen werden, wie sie aus dem Foto oben sehen können - hier der direkte Link: http://obsplatforms.plocan.eu/vehicle/mission/64/

*Wieso ist das wichtig? Die Wissenschaft der Hydrographie gibt Aufschlüsse über die Beschaffenheit und Form bzw. Gestalt des Bodens und ihre Beziehung zum (Fest)Land sowie die Dynamik und den Zustand des Gewässers und immerhin sind zwei Drittel der Erde mit Wasser bedeckt. Dieses Forschungsgebiet hat eine große Bedeutung für den Schiffsverkehr, der nur auf kartierten Bereichen fahren darf. Darüber hinaus auch für den Küstenschutz, Überwachung, Explorationen, Archäologie und Unterwasserforschungen.

BiodivERsA3

Geplantes Ende: 31.01.2020
Budget: 32 Mio. Euro (davon 62.513 Euro von PLOCAN)

Der Verlust der Biosiversität und die Reduktion der Ökosysteme erfordert einer interdisziplinäre und kohärente Erforschung der komplexen Thematik, damit Politiker koordinierte Programme auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene sowie notwendige Schritte setzen können, um nachhaltige Schutzprogramme zu implementieren. 

18 Nationen haben das Pan-europäische Forschungsprojekt ins Leben mit folgenden Hauptzielen gerufen:

  • Verbesserung des Netzes, um entsprechende Forschungsprogramme besser koordinieren zu können und zwar in Europa einschließlich Überseeterritorien
  • Strategieausarbeitung (mehrjährige Ausrichtung mit Prioritätensetzung
  • Bessere Integration der Forschung über die Biodiversität und Ecosysteme in Europa
  • Durchführung einer Serie von akkordierten gemeinsamen Aktivitäten und Programmen um die Bewegungsfreiheit und Chancengleichheit für Forscher und den gegenseitigen Daten- und Informationsaustausches zu verbessern
  • Effektive Förderung des Dialogs zwischen der wissenschaftlichen Gesellschaft und der Umweltpolitik während dem ganzen Forschungsprozesses

Überblick bewahren und eine koordinierte Vorgehensweise bei der Planung von Forschungsprojekten auf aller Welt ist dabei eine große Herausforderung, denn von 2004 bis 2011 wurden 4.159 Projektzusammenfassungen  publiziert, was 1,2 Millionen Worte umfasst. Mehr Infos: www.biodiversa.org

Atlantic Ocean Research Alliance Support Action

Start: 1.3.2015, geplantes Projektende: 29.2.2020
Budget: 4,2 Mio. Euro (davon 311.250 Euro PLOCAN)

International präsent

Im Juni nahmen Vertreter von PLOCAN am Internationalen Symposium für meteorologische Technologien (MTWE „Meteorological Technology World Expo) in Genf teil, an der über 200 Aussteller und 4.000 Besucher aus 100 Nationen anwesend waren, und referierten über die Strategien zur Umweltbeobachtung in Macaronesien.

KONTAKT

PLOCAN Plataforma Oceanográfica Canarias
Direktion: Ctra. de Taliarte s/n
E-35214 Telde (Las Palmas de Gran Canaria)
Tel.: (+34) 928 134 414
www.plocan.eu

Hinweis: Alle Fotos stammen von ©Plocan

Footnotes

  1. ^ Windkraft - lukrativ für die Kanaren, Offshore - das Potenzial für den Archipel