Dr. med. A. Valenzuela Bossmeyer hat sich bereit erklärt, für unsere Viva-Leser regelmäßig gesundheitsrelevante Themen aufzubereiten. Zum besseren Verständnis werden wir für diese Fachthemen zusätzlich ein Glossar anführen. In diesem ersten Beitrag wählen wir das allgemein wenig beachtete, doch ernst zu nehmende Thema „Darmkrebs“.
Die Bedeutung des kolorektalen Karzinoms (Anm.: bösartige Tumore des Darmes) ist in Spanien sowie in Deutschland die zweithäufigste Tumorerkrankung mit einer hohen Letalität von etwa 60 Prozent.
Etwa 75 Prozent der Fälle haben eine unbekannte Ursache, bei ca. 17 Prozent besteht eine positive Familienanamnese. Bei diesen Patienten entwickelt sich das Karzinom aus beginnen adenomatösen Polypen. Durch die endoskopische Polypektomie kann eine Reduktion des Erkrankungsrisiko um 76-90% erzielt werden. Im Jahre 1999 erkrankten 57.000 Patienten in Deutschland an kolorektalen Karzinom. Mehr als die Hälfte (29.800) verstarben an den Folgen der Erkrankung. In Spanien sind es etwa 11.000 Erkrankte.
Heilungschancen durch Früherkennung
Die Prognose des kolorektalen Karzinoms hängt ganz entscheidend vom Krankheitsstadium, in dem es entdeckt wird, ab.
Zum Beispiel im Stadium A (Befall der Mukosa, Submukosa bis Muscularis propria) beträgt die Heilungsrate über 90 Prozent. Mithilfe der Durchführung eines jährlichen Stuhltests auf okkutles Blut, kann das Risiko, an einem kolonrektalen Kolonkarzinom zu erkranken, signifikant gesenkt werden.
Das neue Schnelltest Testverfahren
In diesem Rahmen ist ein neuer inmunologischer Schnelltest entwickelt zum Nachweis okkulten Blutes im Stuhl worden. Das derzeit meistverwendete Testverfahren zum Nachweis okkulten Blutes (Haemokkult) basiert auf einem Farbstoff aus Guayac-Harz. Der Test hat den Nachteil, dass er auch auf Nahrungsbestandteile mit Peroxidaseaktivitaet (Fleisch Radieschen, Bakterien, Vitamin C und andere Hyperoxide in verschiedenen Früchten und Gemüse) reagiert und – ohne vorherige Diät - falschpositive bzw. falschnegative Ergebnisse liefert.
In einer Studie der Universitätsklinik Frankfurt a. Main ist eine mehr als doppelt so hohe Sensibilität, als bei herkömmlichen Nachweisverfahren mit diesem neuen immunologischen Test bestätigt worden.
Der neue inmunonologische Test detektiert über spezifische Antikörper ausschließlich menschliches Hämoglobin. Dabei werden hohe Sensibilitäten von bis zu 86 Prozent (Gastroenterology 40, 921-24. 2002) und ebenfalls eine hohe Spezifität von bis zu 92 Prozent erzielt.
Dies bedeutet, dass sich bereits geringe Mengen von Okkultblut nachweisen lassen. Dadurch können selbst nur wenig blutende Polypen im Frühstadi der Kolonkrebs- Entstehung miterfasst werden. Die Grenzen des Tests umfassen die Anwesenheit vom Blut im Stuhl zum Beispiel bei Zahnfleischbluten, Hämorrhoiden, Magenirritationen, Blut in Urin u.a. Weiter ist bekannt, dass kolorektale Polypen im Frühstadium oft nicht bluten.
Nach der neuen S3 Leitlinienkonferenz „Kolorektales Karzinom” in Deutschland (Z Gastroenterol.2004: 42: 1129-77), sollten Personen mit durchschnittlichem Risiko (leere Familienanamnese), ab einem Alter von 50 Jahren eine ärztliche Beratung über Screeningmethoden nach deutschen Qualitätsrichtlinien erhalten.
Bei Personen, die am Koloskopie-Screening entsprechend dieser Richtlinie teilnehmen, erübrigt sich der Okkulte Bluttest im Stuhl.
Untersuchungen
Zur Verfügung für die Darmkrebsvorsorge stehen folgende Untersuchungverfahren: Guaiaktest, immunologische Testverfahren, Sigmoidoskopie, Sigmoidoskopie mit Guayaktest, Koloskopie, CT- Kolonographie, MRT- Kolonographie und molekulare Screeningverfahren;
Bei Personen, die eine Früherkennungskoloskopie ablehnen, sollte alle fünf Jahre eine Sigmoidoskopie sowie ein FOBT (Guaiak Test) durchgeführt werden.
Bei Personen die jegliche endoskopische Screeningsverfahren ablehnen, sollte jährlich ein FOBT durchgeführt werden. Ein positiver FOBT Test sollte nicht kontrolliert werden, sondern erfordert in jedem Fall eine Koloskopie.
Andere Verfahren als Koloskopie, Sigmoidoskopie und FOBT können derzeit nicht empfohlen werden. Ein entscheidendes Problem in Spanien und in Deutschland ist jedoch die mangelnde Compliance der Patienten. Nur 16 Prozent der Männer und 34 Prozent der Frauen lassen Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen durchführen.
Dr. med. A. Valenzuela Bossmeyer
Arzt für Innere Medizin und Gastroenterologie
Clinica Oasis, Playa del Inglés, Gran Canaria