"Gut Ding braucht Weile und das traf auf meine nächste Entdeckungstour zu, die ich auf Empfehlung meiner lieben Freundin Daniela nach mehrmaligen Terminverschiebungen am 25. Januar 2017 endlich antrat. Es handelte sich um einen Ausflug mit dem Segelboot „The Secret“. Der Name klang vielversprechend, aber konnten die dadurch entstandenen Erwartungshaltungen erfüllt werden? Ich hatte ja schon einige Schiffstouren gemacht, aber es breitete sich trotzdem ein gewisses Maß an Neugierde aus. Hoffentlich war es keines dieser überlaufenen Billig-Party-Schiffe, wo man während der Fahrt hoffte, dass man nicht auf die Toilette muss. Oder, eines der Ausflüge, wo die Besatzung die Gäste in einem Befehlston dirigierte, der an einen Morgenappell erinnert und geradezu Stressgefühle aufkommen lässt, ganz nach dem Motto: ‚Zeit ist Geld‘, und kaum ist man am Steg angekommen, stehen die nächsten Gäste Schlange.
Anders, in vielerlei Hinsicht
Schon der Start dieses Trips mit „The Secret“ war anders. Wir trafen uns nämlich um 10.30 Uhr, nicht im überlaufenen Puerto Rico, sondern in dem kleinen charmanten Hafen Pasito Blanco, sechs Kilometer westlich von Maspalomas. Ein Portier sorgt dafür, dass nur autorisierte Personen in diese Zone einfahren dürfen (wie gut, dass ich dort einmal gelebt habe). Wir parkten am Ende der Mole nahe der sogenannten La Punta, die ein elitäres Domizil für betuchte Erholungsuchende Spanier ist. Nur Mitglieder, die für eine entsprechende Jahresmitgliedschaft zahlen, können hier die Ruhe und Sonne genießen.
An diesem Tag war es frisch und eine kühle Brise wehte uns um die Ohren. Adäquat vorbereitet hatten wir passende Kleidung an. Das bedeutet ‚wie eine Zwiebel‘, so formulierte es einmal eine Dame in Las Palmas. Mit mehrere Schichten kann man sich anpassen (und das erwies sich als höchst intelligent) - Hauptsache nicht frieren. Dafür strahlte die Sonne herrlich und sorgte für leuchtend blauen Himmel - wie aus einem Bilderbuch. Wir gingen zu dem besagten ‚geheimnisvollen‘ Segelboot und nun machte sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht breit. Da war sie, „The Secret“, ein stolzer Dreimaster mit diesem erhabenen Charisma. Stolze 16 Meter ragte der Hauptmast in den Himmel.
Stil triff auf Manieren
Die Crew, u. a. Natalia und Leonora, in ihrer stylischer Arbeitskleidung lächelte den Gästen entgegen und half ihnen an Bord zu gehen. Kapitän an diesem Tag war Eduardo. Überaus freundlich, kompetent und mehrsprachig gab man uns einige Informationen zur zur Orientierung an Bord. Die Schuhe mussten wir ausziehen (ich ließ aber meine Socken an, denn frieren wollte ich keinesfalls). Das Segelboot ist komplett aus Holz und stellenweise für den Komfort mit einem Teppich ausgelegt worden. Ich war gespannt und kaum saß ich auf einem mir sympathischen Bänkchen mit Blick auf den Bug war schon der nächste Unterschied evident. Uwe und Andrea, kurz hinter uns an Bord gestiegen, kamen auf uns zu und wurden vorstellig(!). So taten es auch die restlichen Gäste, die an diesem Tag mit uns in See stachen.
Mit höchstens zwölf Gästen sticht „The Secret“ in See, denn „es soll kein Ölsardinengefühl aufkommen“, wie mir die Schiffseignerin später erklären sollte und es noch wie folgt ausführte: „Ich möchte den Teilnehmern die Möglichkeit geben zu entspannen und dieses echte Gefühl des Segelns zu erleben“. Vorne lagen gemütliche Kuschelkissen zum Chillen, Bänke und Nischen zum Genießen und im hinteren Bereich eine gemütliche Sitzgelegenheit mit einem großen Tisch (Dort sollte später das Essen serviert werden).
Schiff Ahoi ...
Alle Gäste waren an Bord und es ging los. Aus dem Hafen fuhr das Segelboot noch mit dem Motor betrieben und schon nach wenigen Minuten herrschte reges Treiben bei der Crew. Ohne den geringsten Hauch eines schlechten Gewissens beobachtete ich, wie sie an den Seilen zogen, sich verschiedene seemännische Befehle gaben etc., bis die Segel hochgezogen waren. Sie waren stramm gespannt und der Wind sorgte für ein Bäuchlein. Es war unbeschreiblich still, magisch. Hin und wieder vernahm man Seevögel, das Flattern der Segel und natürlich das angenehme Plätschern des Meeres. „The Secret“ schwebte sanft über das Meer und ganz dezent schaukelnd fuhren wir in die Unendlichkeit, sodass ich beinahe in Schlaf verfiel. Alle genossen die Fahrt und nicht einmal der Blick auf die kleiner werdende Kulisse der Küste war an diesem Tag interessant. Ich blickte in die strahlenden Augen meines Fotografen und wortlos waren wir uns einig, ein herrliches Gefühl.
Eine Frau hat hier das Sagen
Die Crew schuftete, um die Segel in die gewünschte Position zu hieven und endlich kam der Besitzer dieses außergewöhnlichen Bootes, um einige Worte mit mir zu wechseln. Der Vorteil, wenn man keine Erwartungshaltung hat ist der, dass man (bzw. Frau) positiv überrascht wird. Leonor Navarro Mora, alias Leo, ist nämlich eine attraktive blonde Frau, etwa in meinem Alter. Ihr energiegeladenes Feuer überträgt sich förmlich. Daniela, Leo und ich, drei Damen, viel Gesprächsstoff. Und schon bald gesellt sich, von unserem Lachen und Plaudern angezogen auch Caroline zu uns. Sie macht diese Tour nun schon das dritte Mal: „Ja, es macht süchtig und dann auch noch die schöne dezente Musik dazu, herrlich.“, erklärt sie mir.
Wie das Segelboot zu mir fand: Es war Schicksal
Frauen sind als Schiffseigner noch nicht so weit verbreitet. Wie kommt man dazu? Leo erzählt es mir: „Mein Vater war leidenschaftlicher Seefahrer. Ich bin praktisch auf dem Boot groß geworden. Allerdings hat es mich in die Welt verschlagen. Mit 23 Jahren ging ich nach Argentinien, dann Mexiko, Puerto Rico und in die Dominikanische Republik. Seit einigen Jahren lebe ich wieder auf Gran Canaria. Das Kuriose ist, dass das Holz aus dem dieser Segler gebaut wurde von meinem Vater stammt. Er hat es im Mai 2013 von einem sehr liebenswürdigen Österreicher gekauft, der sich aufgrund Zeitmangels schweren Herzens davon trennen musste. Ich wusste von dem Kauf nichts, es war eine Überraschung. Als mir mein Vater „The Secret“ übergab, liefen mir die Tränen des Glücks die Wangen hinab. Und so fand dieses wunderbare Segelboot seinen Weg zu mir.“ Unglaublich, es scheint Schicksal zu sein.
„Ich will eine familiäre Atmosphäre haben und genau aus diesem Grund nehmen wir höchstens 12 Gäste mit. Obwohl das Segelboot so konzipiert ist, dass man es theoretisch auch ganz alleine manövrieren könnte, besteht unsere Crew meist aus zwei bis drei Personen, vier maximal.
Leo ist in Erzähllaune (zum Glück): „Wir möchten den Gästen die Magie des Segelns und des Meeres näher bringen, als ein entspannendes Lifestyle-Erlebnis und nicht als hektisches Party-Boot. Obwohl die Küste vom Meer aus herrlich ist, macht der Blick auf die Weiten des Meeres, das am Horizont den Himmel küsst, einen besonderen Reiz aus. „Wir haben sogar schon Delfine gesehen, das ist aber eine Ausnahme“ wirft Leo ein. Inzwischen mieten es immer mehr Paare und zwar exklusiv, wie z. B. aus dem Sheraton, um es nur für sich zu genießen. Sie feiern Hochzeitstag oder wollen einfach nur in intimer Zweisamkeit das Segelboot genießen. Wir hatten sogar Gäste, die mit dem Privatjet angeflogen kamen. Segeln ist mein Leben und obwohl ich eigentlich in Las Palmas lebe, schlafe ich regelmäßig an Bord. Es gibt nichts Schöneres, die Ruhe und der tiefe Schlaf auf den sanften Wogen des Meeres und mit dem Plätschern als Hintergrundmusik.“ Und so muss Leo erstens nicht pendeln und zweitens kann sie ihre großen Leidenschaft, das Segeln, bequem in ihr Lebensmuster integrieren.
Die See macht hungrig
Nach einigen Stunden auf See macht sich bei mir (riesiger) Hunger breit, der vom köstlichen Geruch der aus der Küche hochstieg noch größer wurde. Ich musste mich disziplinieren, um lächelnd auf das Decken des Tisches zu warten. Stoffservietten, hübsche Accessoires und Gläser wurden platziert, einfach stilvoll. Aufgetischt wurde an diesem Tag eine Art Riesenpaella, feine Leberaufstriche, Käse, Konfitüren, Cracker und knackige Weintrauben. Zu Trinken gab es Säfte, Bier oder Wein. Die Stimmung war heiter und wir unterhielten uns alle kreuz und quer.
Schließlich ging ich noch unter Deck. In den Kajüten können bis zu 10 Personen nächtigen (falls ich mich nicht verzählt habe). Die Sanitäreinrichtung ist geradezu vorbildlich hinsichtlich Komfort und Sauberkeit und sogar komplett mit Teppichen ausgelegt. Dieses Segelschiff hat schon so einige Jahre auf seinem Rücken, wurde aber liebevoll restauriert und konnte sich so seinen Charme bewahren. Inzwischen ist es Nachmittag und wir haben wieder am Puerto Pasito Blanco angelegt. Aber irgendwie will die Gruppe gar nicht so richtig von Bord, zu schnell ist die Zeit vergangen. Dieser Tag hat den Erholungswert von einer Woche und niemand kam auf die Idee das Telefon in die Hand zu nehmen, es sei denn zum Fotografiern.
FAZIT
Der Ausflug mit dem Segelschiff „The Secret“ ist etwas Besonderes. Man bucht sozusagen die schöne Seite des Lebens und das umgeben von der aufmerksamen Crew und den netten Gästen. Tolles Ambiente, toller Erholungswert, tolles Essen, einfach Stil!
KONTAKT
THE SECRET YACHT
Der Ausflug mit „The Secret Yacht“ kostet 100 Euro pro Person inklusive Essen und Trinken. 1.200 Euro kostet es, „The Secret“ exklusiv zu mieten, allerdings für maximal 12 Personen. Für Paare (auf Anfrage hinsichtlich Verfügbarkeit) kostet es mindestens 600 Euro. Tel.: 657 369 774. Anmeldung erforderlich (span., englisch) @thesecretyacht"
Die Touren starten im Sporthafen von Pasito Blanco gegen 11.00 Uhr.