Wie in Ausgabe Nr. 42 berichtet, legte die spanische Regierung im Juli 2013 eine umfassende Energiereform vor, welche weite Teile des spanischen Energiesystems neu reguliert. Eine der ersten direkten Auswirkungen war eine Änderung des Tarifsystems, die sich für den Endverbraucher einmal mehr in höheren Stromrechnungen niederschlug. Mittels einer Analyse des Verbrauchs und der Leistung sowie einer Überprüfung und ggfs. Modifizierung des Vertrags mit dem Stromerzeuger Endesa, lassen sich die Kosten häufig reduzieren, sodass zumindest nicht mehr bezahlt werden muss, als unbedingt notwendig. Dennoch stellt sich die Frage, ob nicht weitere Maßnahmen möglich sind, um die Stromrechnung langfristig zu senken.
Sonne als Energiequelle
Die Sonne ist die mächtigste, uns zur Verfügung stehende Energiequelle. So wäre rechnerisch die von der Sonne an einem Tag an die Erde abgestrahlte Energie ausreichend, um den Energiebedarf des gesamten Planeten eines ganzen Jahres zu decken. Und es handelt sich um saubere und nachhaltige Energie, die uns unerschöpflich (zumindest in den nächsten 5 Milliarden Jahren) und gratis zur Verfügung steht. Solarenergie sollte deshalb, vor allem in Breiten mit vielen Sonnenstunden, sowohl aus Umweltgründen als auch aus finanziellen Aspekten, unbedingt als alternative Energiequelle in Betracht gezogen werden. Und wenn man dabei quasi nebenbei auch noch weitgehend unabhängig von den großen Stromerzeugerfirmen und den ständig steigenden Energiekosten werden kann, umso besser!
Der neue Gesetzesentwurf
Soweit die Theorie! Nun ist zu beachten, dass im Rahmen der angesprochenen Energiereform, auch der Einsatz der Solarenergie mit Regelungen, Normen und Einschränkungen belegt wurde. Viele der neuen Gesetze haben vor allem bei Umweltorganisationen und bei Firmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien für viel Unmut gesorgt, lassen sie doch den Verdacht aufkommen eher den Einsatz der Solarenergie verhinden zu wollen, anstatt ihn zu förden.
Strittig sind vor allem die Regelungen für die sogenannten Photovoltaikanlagen zum Eigenbedarf die nun erstmalig im Gesetz enthalten sein werden. Dabei handelt es sich um Anlagen welche mit Photovoltaikmodulen auf dem hauseigenen Dach Strom erzeugen, welcher dann entweder direkt im Haus verbraucht oder aber, bei Überschuss, in das Netz des Stromerzeugers (hier Endesa) einspeist wird. Für diese sehr interessanten Anlagen ist u.a. im Gesetz vorgesehen, dass ins Netz von Endesa eingespeister Strom nicht vergütet wird, d.h. verschenkt wird (und Endesa ihn dann an andere Verbraucher verkaufen kann).
Zusätzlich soll auf sämtlichen selbst erzeugten Strom eine Gebühr erhoben werden, die an den Stromerzeuger zu entrichten ist. Dies gilt auch für selbst erzeugten Strom, der direkt im eigenen Haus verbraucht wird, also nicht in das Netz von Endesa fließt. Begründet wird diese, dem gesunden Menschenverstand widersprechende Gebühr, genannt „peaje de respaldo“ („Unterstützungsgebühr“), damit, dass mit der Stromrechnung auch die Wartung und Aufrechterhaltung des Stromnetzes bezahlt wird, und mit geringeren Stromrechnungen dann zuwenig Geld für die Wartung des Netzes vorhanden sei.
(Anm. d. Red.: Der verantwortliche Tourismus- und Industrieminister José Manuel Soría ist ehemaliger Manager des Rohölkonzerns Repsol. Der Konzern hat klarerweise kein Interesse, dass die Kanaren auf Solarenergie umsteigen - siehe unser Bericht aus Ausgabe 33, den wir für Sie im Internet ebenfalls publiziert haben: www.viva-canarias.com)
Was man tun kann?
Dennoch gibt es Möglichkeiten, mit selbst erzeugtem Photovoltaikstrom die Stromrechnung zu senken und Geld zu sparen. Der Trick besteht darin, nicht das ganze Haus mit selbst erzeugtem Strom zu betreiben, sondern nur einzelne, ausgesuchte Verbraucher, welche dann komplett vom Netz von Endesa abgetrennt werden und somit nicht mehr unter die eingangs angeführten Regelungen fallen.
Solar-Schwimmbadpumpen
Schwimmbadpumpen, sowohl für kleine Pools als auch für große Schwimmbäder, sind Anwendungsbeispiele, die sich aus verschiedenen Gründen exzellent an einen Betrieb mit Solarenergie anpassen. Zum einen funktionieren Schwimmbadpumpen ausschließlich tagsüber, wenn auch Sonnenenergie zur Verfügung steht. Desweiteren handelt es sich um Verbraucher, welche durch lange tägliche Laufzeiten (8 bis 12 Stunden pro Tag) hohe Betriebskosten aufweisen die sich in der Stromrechnung niederschlagen. Und, Schwimmbadpumpen müssen tagtäglich laufen, auch bei Abwesenheit der Eigentümer, können also nicht abgeschaltet werden, um Strom und Geld zu sparen, wenn niemand den Pool benutzen kann.
Hier können mit Solar-Schwimmbadpumpen, welche mit Solarenergie von Fotovoltaikmodulen funktionieren, deutliche langfristige Einsparungen erreicht werden. Es handelt sich um Gleichstrompumpen, die über eine Kontrolleinheit direkt an die Photovoltaikmodule angeschlossen werden. Sobald die Sonne aufgeht läuft die Pumpe automatisch an und arbeitet den ganzen Tag über, und zwar kostenfrei und ohne Umweltbelastung. Da es im Sommer mehr Sonnenstunden gibt als im Winter, wird mit diesen Pumpen im Sommer das Schwimmbad automatisch mehr gefiltert als im Winter. Das ist wünschenswert, da bei höheren Wassertemperaturen auch die Verschmutzung des Wassers zunimmt und somit ein größerer Filterbedarf besteht.
Solare Schwimmbadpumpen sind komplett vom elektrischen Netz getrennt und bereiten nach der Anschaffung keinerlei Kosten mehr. Sie lassen sich übrigens auch sehr gut mit Absorbern zur Poolklimatisierung kombinieren, so dass sowohl die Wassererwärmung als auch die Filterung gratis per Solarenergie durchgeführt wird.
Kostenbeispiel:
Pumpen für Poolgrössen zwischen 40 – 60 m³ haben meist Leistungen von 0,8 – 1,2 kW, bei Laufzeiten von 10 Stunden am Tag bedeutet das jährliche Betriebskosten (abhängig vom jeweiligen Tarif) zwischen 500 – 700 € mit Steigerungsraten von 5 – 10% pro Jahr durch Anstieg der Stromkosten. Eine Solarpumpe für Pools dieser Grössenordnung kostet zwischen 3000 € und 3500 € (alles inklusive) und amortisiert sich in 4 – 6 Jahren. Die Laufzeiten der Pumpen betragen mindestens 15 Jahre, d.h. über die gesamte Laufzeit der Pumpe ergeben sich Einsparungen von 10.000 – 15.000 Euro.
Beleuchtungssysteme
Ein weiteres interessantes Gebiet für solare Anwendungen ist die Beleuchtungstechnik. Die Energieversorgung der Beleuchtung per Photovoltaik ist vorteilhaft vor allem bei Anlagen, die regelmäßig viele Stunden am Stück in Betrieb sind, wie es z. B. bei der Gartenbeleuchtung der Fall sein kann. Aber auch bei Effektbeleuchtungen von Gebäudefassaden, Monumenten, oder architektonisch interessanten Bauten, wie Brücken, welche generell immer die ganze Nacht über angestrahlt werden.
Da Beleuchtungssysteme Energie verbrauchen, wenn keine Sonne scheint, muss der am Tag mit Photovoltaikmodulen erzeugte Strom in Batterien gespeichert werden. Um die Solaranlage und die Batterien klein und somit günstig zu halten, sollte das Beleuchtungssystem einen möglichst geringen Energieverbrauch aufweisen. Aus diesem Grund ist es vorteilhaft, moderne LED-Leuchtmittel einzusetzen. Diese verbrauchen sogar weniger Energie als Energiesparlampen, sind zudem äußerst robust und deutlich langlebiger als alle anderen Leuchtmittel (25.000 – 50.000 Betriebsstunden).
Kostenbeispiel:
Als Berechnungsgrundlage wird eine Beleuchtungseinrichtung, bestehend aus 15 Halogenstrahlern mit je 60 Watt, gewählt. Bei täglichem Betrieb von sechs Stunden, erzeugt diese Anlage Kosten von 300 – 350 € im Jahr (abhängig vom jeweiligen Tarif). Diese wird ersetzt durch LED-Leuchtmittel und einer Photovoltaikanlage zur Energieversorgung. Die Kosten der neuen Anlage liegen im Bereich von 2200 € komplett installiert. Die Investition amortisiert sich nach 5 - 7 Jahren, abhängig von der Verteuerung der Stromkosten in den nächsten Jahren.
Die finanziellen Aspekte sind natürlich nicht die einzigen Beweggründe für die Solarenergie. Ein Hautpvorteil ist sicherlich, dass es sich um saubere und nachhaltige Energie handelt.
Auf den Kanaren wird der Strom bisher fast komplett durch das Verbrennen von Öl erzeugt, einer der umweltbedenklichsten Methoden überhaupt. Nur 6 Prozent des Stroms wird mit erneuerbaren Energien produziert, und das obwohl es reichlich Sonne und Wind gibt, wärend alle anderen Energieträger per Schiff eingeführt werden müssen, was zusätzliche Umweltbelastungen durch den Transport mit sich bringt, die in den Rechnungen meist gar nicht enthalten sind. Durch den Einsatz von Solarenergie, selbst wenn sie nur einen kleinen Teil des eigenen Verbrauchs deckt, trägt man zumindest ein wenig dazu bei, dieses Missverhältnis zu verbessern.
Dipl. Ing. Uwe Schmid
Soloconsol, Las Palmas