Ich besuchte eines Tages eine Freundin, die in einem entzückenden Holzhäuschen lebt und dessen heimelige Atmosphäre mich sehr ansprach. Durch Zufall erfuhr ich von Tomas1), dass er in den Bergen von Gran Canaria eine ganze Holzsiedlung gebaut hat und diese nach wie vor betreut. Das weckte mein Interesse und wir verabredeten uns an einem Mittwoch in den Morgenstunden, denn er musste für diverse Arbeiten mit seinem Bauteam ohnehin hoch. Ich fuhr mit meinem Fotografen im eigenen Auto hinterher. Der Weg führte uns nordwärts nach Fataga und danach kurvten wir die Straße hoch bis Tunte und weiter in Richtung Tejeda. Der Weg wurde von den herrlichen Mandelblüten beeindruckend gerahmt, die in diesem Jahr mit Verspätung endlich die Bühne der Natur betraten und mit ihrer strahlenden Pracht alles wieder gut machten.
Schwedische Holzhäuser in den Bergen von Gran Canaria
Bei Ayacata bogen wir ab auf die GC-600, passierten den Roque Nublo und fuhren konsequent die stetig steigende, aber gut ausgebaute, Straße entlang bis wir das Hinweisschild Los Llanos de la Pez erreichten. Nun bogen wir auf eine Schotterstraße ab, das letzte Stück unserer Fahrt, bis wir am Ziel, dem Campingplatz von El Garañón (Campamento), waren. Spätestens jetzt wurde uns auf beinahe schmerzliche Weise bewußt, dass wir uns auf 1.690 Metern Höhe befanden, denn auf fünf Grad Celsius waren wir nicht eingestellt und da half weder der Pullover noch die Schuhe mit den dünnen Sohlen. Doch die herrlich frische Luft, die zarten Sonnenstrahlen, die sich mit ihrer schmeichelnd gelben Farbe den Weg durch die dichten Baumkronen der Kiefernwälder suchten und dabei lange Schatten auf den Boden warfen, ließen für einen kurzen Moment den Kälteschock verschwinden.
Jammern nutzt nichts und so begab ich mich zum Eingang. Tomas und sein Team hatten allerdings gute Laune und fragten uns, warum wir nicht wärmere Kleidung mit hatten. Sie trugen zwar dicke Jacken, aber kurze Hosen und schon lief mir bei diesem Anblick ein weiterer kalter Schauer über den Rücken. Ich versuchte die vorherrschenden 5 Grad Celsius aus meinem Gedächtnis zu streichen. „In winter it is always like this but in spring and in autumn it is fantastic“ antwortete mir Tomas auf meinen fragenden Blick. Wir gingen also zum Eingang dieses Campingplatzes, wo sich in Reih und Glied die Holzhäuschen aneinander reihten.
Tomas hatte im Auftrag der Inselregierung die Ersten im Jahr 1992 restauriert und drei Jahre danach weitere größere montiert, die er mit Ausnahme von zweien aus Schweden importierte, die anderen aus Finnland. Diese größeren Häuser waren vor allem für die Allgemeinbereiche notwendig geworden, wie z. B. die Küche und den Speisesaal oder für Veranstaltungen. Der Campingplatz umfasst 24 Holzhäuschen (2- und 6-Bett) mit einer Gesamt Bettenkapazität von 236. Tomas erläutert, dass für die kleineren Holzhäuser, also bis zu 15 m2, keine Baugenehmigung erforderlich ist und man diese flexibel umstellen kann.
(Anm.: Bei Holzhäusern gibt es unzählige Möglichkeiten. Für Luxusvarianten mit allen Extras müssen sie zwischen 900 und 1.000 Euro pro Quadratmeter rechnen).
Kalt im Winter, heiß im Sommer
Inzwischen war meine Nase fast tiefgefroren, ebenso wie meine Finger und ich konnte kaum noch schreiben. Selbst mein zugegebenermaßen verweichlichter Hund Juan sah war von diesem puren Naturerlebnis wenig angetan. Er tippelte hinter meinem Fotografen Eric her und piepste beharrlich, bis er schließlich hochgenommen wurde. Er brachte mir Juan und nun musste ich, neben meinem Notizblock und Handtasche, auch noch meinen Hund tragen. Dabei versuchte ich zitternd noch lesbare Schriftzeichen auf Papier zu setzen (die sich später allerdings als Hieroglyphen herauskristallisierten). Zumindest war der Vierbeiner glücklich. Wie ich erfuhr, ist ein Aufenthalt im Sommer, wenn beispielsweise eine Hitzeperiode einbricht, auch tückisch. Denn oben in den Bergen soll es dann noch heißer sein. Die beste Zeit um dort zu nächtigen ist also Frühling und Herbst.
Urig, ein Paradies für Asketen und Naturliebhaber
Das innere dieser Häuser ist spartanisch. Im Prinzip besteht es lediglich aus Stockbetten und einem kleinen Tischchen. Dieser Campingplatz liegt inmitten eines der schönsten Erholungsgebiete von Gran Canaria, umgeben von kanarischen Kiefern und Kastanienbäumen. Dabei wurde der Wald in Los Llanos de la Pez erst in den 1960-ern auf Initiative der Inselregierung im Zuge eines Aufforstungsprojektes gepflanzt. Denn viele Pflanzen sind vor Jahrhunderten zugunsten des Schiffbaus gerodet worden.
Bemerkenswert ist neben der Flora auch die Anwesenheit von Spechten, Krähen, Turmfalken, aber auch Hasen und Eidechsenpopulationen.
Fazit
Wer Luxus sucht, der ist hier falsch. Wer den Bezug und die Liebe zur Schönheit der Natur und die kraftspendende Ruhe möchte, der ist hier genau richtig. Das wissen Wanderer zu schätzen. Aber auch Schulgruppen sind hier häufig anzutreffen, vor allem in den Ferien als Sommercamps. Dafür wurde El Garañón sogar durch ein Schwimmbad und einen kleinen Sportplatz erweitert. Für dieses Jahr sind alle Sommercamps bereits ausgebucht. Die Schüler lernen nicht nur die Natur kennen, sondern können auch einer Vielzahl an Freizeitaktivitäten nachgehen. Hier können sie Abenteuer in der freien Natur erleben. Das komplette Areal von El Garañon wird von der Sportabteilung der Inselregierung verwaltet und ein Team von 20 Leuten ist vor Ort im Einsatz. Die Firma Vivac Aventura wurde 1997 mit dem Ziel die vielfältigen Möglichkeiten für Sport- und Freizeitaktivitäten in der Natur anzubieten gegründet. Eine Campingzone, Grillplätze und ein Schwimmbad runden das Angebot ab - siehe auch Campen auf Gran Canaria, was Sie wissen müssen
Viva Tipp: Vivac Aktivitäten
Der Preis für eine Übernachtung kostet 12,73 Euro pro Person bzw. 22,93 für Halb- und 30,06 Euro für Vollpension.- Individualurlauber haben die Möglichkeit eine der sieben Wanderrouten zu erkunden, die am Campingplatz von El Garañón starten. Die Gegend ist herrlich (siehe Foto rechte Seite).
- Die Gruppenaktivitäten werden ab 10 Personen und unter der Aufsicht bzw. der Anleitung von Vivac Aventura angeboten. Für individuelle Arrangements (Gruppen) empfehlen wir eine Kontaktaufnahme mit Vivac Aventura.
- Geführte Wanderungen (Tagesausflüge und Nachtwanderungen), bei denen Informationen über Fauna, Flora und die Morphologie vermittelt wird.
- Mountainbiken (ab 12 Jahre für 7,14 Euro, 1,5 Std.)
- Klettern (ab 7 Jahre)
- Orientierungsläufe
- Slackline (ähnlich dem Seiltanzen)
- Bogenschießen, 5,09 Euro (1,5 Std.)
- Traditionelle Spiele
- Seilrutschen
- Sport, Tischtennis, Schwimmen etc.
Kontakt
Vivac Aventura, Tel.: Tel.: 928 413 282
info@vivacaventura.com
www.vivacaventura.com
Bürozeiten: Mo. bis Fr. von 10.00 bis 17.00 Uhr
Sehenswert in der Umgebung
Tejeda ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Es ist eines der schönsten Bergdörfer auf Gran Canaria. Der Roque Bentayga war einst eine heilige Kultstätte und direkt vor diesem Riesenfels wurde vor einigen Jahren ein Interpretationszentrum eröffnet.
1)Viva Canarias Nr. 127 vom 17.11.2017 „Neueröffnung Möbelhaus O.T. Möbler“ (siehe auch Anzeige auf Seite 10)