Spanienweit sind 8,2 % weniger illegale Migranten an den Grenzen registriert worden. 22.240 waren es im Zeitraum 1.1. bis 15.10.2020. Betrachtet man die illegalen Grenzübertritte auf dem maritimen Weg, dann ist allerdings ein landesweiter Anstieg von 5,6 % festzustellen.
Während die bisherigen terrestrischen Routen, aufgrund der Gesundheitskrise bedingten Einschränkungen, einen Rückgang von 5,6 % verzeichnen (20.742 vs. 19.636 im Vergleichszeitraum des Jahres 2019), spitzt sich die Situation auf den Kanarischen Inseln weiter zu.
Kamen im Vorjahr 1.028 auf dem Seeweg an die Küsten des Archipels, waren es im gleichen Zeitraum dieses Jahres 8.102, was einem Anstieg von 688,1 % entspricht. Bis zum 15. Oktober 2020 wurden 306 Boote registriert vs. 73 aus dem Jahr davor.
Die Schlepper haben ihre Aktivitäten verlagert und organisieren die Migrationen mit größeren Schiffen bzw. eine Umladung in kleine Boote (siehe Foto o.) um die restliche Distanz zu den Küsten zu meistern. Allerdings werden auch die Flüchtlingsboote in den letzten Wochen immer größer.
Die Vervielfachung der illegalen Migration stelle die Kanarischen Inseln vor ein immer größeres Problem, da nicht genügend Kapazitäten in den Aufnahmezentren vorhanden sei. Alle aufgegriffenen illegalen Migranten werden gemäß Prozedere vorweg isoliert während die Identitätsfeststellung läuft und dabei auf eine mögliche Coronavirusinfektion getestet. Die Ergebnisse liegen normalerweise binnen 72 Stunden vor. Erst danach erfolgt die weitere Zuweisung in die Aufnahmezentren bzw. Quarantäne.
Die Situation der illegalen Migranten entwickelt sich in den letzten Wochen dramatisch und ist in den aufgelisteten Statistiken (siehe Kasten li. u.) noch nicht erfasst. Alleine in der zweiten Oktoberwoche wurden 2.391 Flüchtlinge auf 94 Booten gerettet. Nur zwölf dieser illegalen Migranten waren positiv auf das Coronvirus getestet worden.
Da es keine adäquaten Räumlichkeiten für für die Erstaufnahme gibt, müssen viele illegale Migranten unter ungeeigneten Bedingungen verweilgen. Dadurch spitzt sich auch in in diesem Bereich die Situation zu, wie z. B. im Hafen von Arguineguín zu, wo am 22. Oktober bereits 1.350 Menschen verharren müssen.
Woher kommen die Flüchtlinge auf den Kanarischen Inseln?
Anfang des Jahres kamen die meisten illegalen Migranten aus Mali und dem Senegal, doch seit dem Sommer 2020 kommen die Flüchtlinge hauptsächlich aus Magreb (90 %).
„Solidarität Europas“ - läßt auf sich warten
Im September begann man illegale Migranten in leer stehende bzw. aufgrund der Gesundheitskrise nicht genutzten Tourismuseinrichtungen unterzubringen. Dies führt nun zu hitzigen Diskussionen. Während die rechte Parteien ein bevorstehendes „Lampedusa“ heraufbeschwören, sehen andere den Tourismus geschädigt, zumal die temporären Aufnahmezentren just in Touristeneklaven angesiedelt sind.
Kanarenpräsident Ángel Víctor Torres hat daher Gespräche mit dem marokkanischen Konsul vereinbart, um die Situation zu besprechen.
„Die Solidarität Europas kann sich nicht auf Worte beschränken“, so Torres, der seit Wochen die Zentralregierung in Madrid auf das immer größer werdene Flüchtlingsproblem hinweist. Geplant ist nun eine Videokonferenz mit Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez und Vertretern der Autonomieregionen. Auch Ursula von der Leyen wird daran teilnehmen. Konkret geht es um die enorm gestiegenen Grenzübertritte an der westlichen Mittelmeerroute. Seit 2006 verzeichnet vor allem der Archipel enorme Zuwächse und das Jahr 2020 reiht einen Rekordwert an den anderen.