Chofi und Albi sind fünf Jahre alt und wiegen schon 25 bzw. 35 Kilogramm. Die Rede ist nicht von übergewichtigen Kindern, sondern von Meeresschildkröten. Sie und hunderte ihrer Artgenossen wurden als erste Generation im Rahmen eines Wiedereinführungsprojekts der stark vom Aussterben bedrohten Wasserschildkröten (Caretta caretta) am Strand von El Cofete geboren.
Auf der Roten Liste ...
Seit 2006 steht die Echte sowie die Unechte Wasserschildkröte auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources). Ihr größter natürlicher Feind ist der Mensch. Die Kosmetikindustrie jagte die Tiere aufgrund ihres Fettes, andere wegen ihrem potenziellen Heilmittel. In der Gastronomie waren bzw. sind sie aufgrund ihres Fleisches und ihrer Eier begehrt.
Das Projekt:
Die Eier der ersten Ansiedelung vor fünf Jahren stammten aus Cabo Verde und wurden eigens an diesen Strand auf Fuerteventura gebracht. Wenn sich die Schildkröten später vermehren, dann kehren die Weibchen immer an jenen Strand zurück, wo sie selbst schlüpften.
Das war die Ausgangslage für die Wiederansiedelung, die in dieser Form in Europa einzigartig ist. Bisher existierte nur in Kalifornien und Mexiko ein ähnliches Projekt. Die Populationen wachsen stetig und inzwischen gesellen sich immer wieder fremde Schildkröten auch anderer Rassen dazu, die ihren Weg zufällig auf die Insel fanden. Das naturbelassene Areal von El Cofete umfasst 14 Quadratkilometer, das zur Rettung der vom Aussterben bedrohten „Tortugas“ von der Inselregierung zur Verfügung gestellt wurde.
Besonders die jungen Tiere sind gefährdet
Die Sterblichkeitsrate der Meeresschildkröten ist mit neunzig Prozent sehr hoch. Wenn sie schlüpfen, dann wiegen sie gerade mal zwanzig Gramm. Daher wurde eine Aufzuchtstation eingerichtet, wo die Tiere unter fachmännischer Aufsicht ihr erstes Lebensjahr verbringen bis sie um die 200 Gramm haben. 22 Salzwassertanks sorgen für optimale Lebensbedingungen für die erste Lebensphase der Schildkröten. Veterinäre kümmern sich hier auch um verletzte Tiere, die immer wieder ihren Weg zur Station finden. Besonders Fischer finden regelmäßig hilfsbedürftige Tiere und sorgen für ihre Rettung.
Neue Riesentanks für bessere Versorgung
Nun wurde die Station um zwei weitere Riesentanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 7.500 Liter erweitert. Auch diese werden vom Meerwasser gespeist. Die Population in der Station selbst umfasst derzeit neben den verletzten Tieren 52 fortpflanzungsfähige Schildkröten.