• In den letzten 600 Jahren gab es acht Eruptionen auf La Palma (siehe Kasten) und die Insel steht kritisch unter Beobachtung. Zwischen dem 11. und 16. September wurden 1.017 seismologische Aktivitäten registriert, die in Anzahl und Intensität zugenommen haben.
• 13. September 2021: Ausrufung der Alarmstufe Gelb und Einleitung entsprechender Maßnahmen (siehe PEVOLCA Kriesenplan)
• 17. September 2021: Beibehaltung der Alarmstufe 2, Beginn erster Evakuierungen von Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit
• 18. September 2021: Höchste Alarmbereitschaft, Beibehaltung Alarmstufe 2.
• 19. September 2021 um 15.12 Uhr: Eruption des Vulkans in der in der Zone bei Montaña Rajado im Naturpark Cumbre Vieja - nur 300 Meter von den prognostizierten Stellen entfernt. Alarmstufe ROT.
Fakten zum Vulkantyp
• Es handelt sich um einen Vulkantyp mit strombolianischer Charakteristika, der in rhythmischer Abfolge und mit unterschiedlichen Intensitäten Gas, Asche und Pyroklastika ausstößt.
• An der Flanke der Cumbre Vieja hat sich eine Spalte geöffnet (Spalteneruption), entlang derer sich anfänglich neun Öffnungen (bocas) gebildet haben mit vier Emissionszentren. Es strömt 1.200 °C heiße Magma bzw. Lava aus, sowie Gase, Pyroklastika und Asche.
• Aufgrund der Gefahr (extreme Temperatur, Auswurf von Pyroklasten etc.) wurde ein Schutzradius von 2,5 Kilometer bestimmt. Die Erfassung der Anzahl, Ausdehnung und des Vorrückens des Lavas erfolgt rund um die Uhr.
Evakuiert: > 6.000 Menschen (Anm.: Auch Nutzvieh und andere Tiere wurden in Sicherheit gebracht)
Einsatzfachkräfte: ca. 800
Zerstörte Gebäude: > 680
Zerstörte Straßen. ca. 22 km
Zerstörte Fläche: > 220 ha
Schaden derzeit: ca. 400 Mio. €
Das betroffene Gebiet umfasst 220 Hektar. Betroffen sind die Ansiedlungen La Bombilla, El Remo, Puerto Naos, Las Manchas, Jeder, Charco Verde, Todoque, La Laguna, San Nicolás y Tacande de Arriba bis Echedey in der Gemeinde Los Llanos de Ariadne sowie El Paso in Tazacorte. Am 24. September musste der Evakuierungsradius ausgeweitet und zwar um Aridane (Tajuya, Tacande de Abajo bis Tacande de Arriba).
Anm.: Die Ereignisse überschlagen sich und daher stellen die hier aufgeführten Fakten eine Momentaufnahme dar. Auf unserer Webseite publizieren wir regelmäßige Updates.
Gas- und Vulkanasche-Emissionen
Messungen des Schwefelanhydrids haben ergeben, dass sich diese in einer Eruptionswolke auf Höhe von 3.000 m befinden und dadurch keine Gefahr für die Gesundheit besteht. Die Luftqualität sei gut und ein Niederschlag von Saurem Regen sei aufgrund der NO-Passatwinde derzeit ausgeschlossen.
Die Menge an Schwefeldioxidemissionen (SO2) lag bei 6.140 bis 11.500 Tonnen pro Tag (20. - 22. September 2021). Diese sind inzwischen weiter angestiegen und zwar am 23. September auf 12.000 t/Tag und erreichten den bisherigen Höhepunkt am 24. September mit 25.000 t. Obwohl es sich um korrekte Messungen handelt, lassen Satellitenaufnahmen höhere Werte vermuten. Nach Angaben des VAAC Toulouse erreichen die Emissionen eine Höhe von 4.500 Metern. Die täglichen Messungen erfolgen mittels Hubschraubern, die mit optischen Fernsensoren und Multigassensoren (zur Feststellung der chemischen Zusammensetzung der Wolke) ausgerüstet sind.
Tephra / Vulkanasche
Dabei handelt es sich um Pyroklastika, also feste Bestandteile, die sich wie folgt unterscheiden:
- Vulkanische Asche: < 0,2 cm
- Lapilli: 0,2 - 6,4 cm
- Bomben > 6,4 cm
Der Ascheausstoß erreichte eine Höhe von bis zu 4.500 Meter. Bei Vulkanasche ist äußerste Vorsicht geboten, denn sie besteht aus sehr feinen Bruchstücken (kleiner als zwei Millimeter) und ist scharfkantig. Das kann zu Verletzungen der Atemwege, Augen oder Hautreizungen führen.
Im Anlassfall: Im Freien wird in diesem Fall das Tragen von FFP-2 Nasen-Mundschutzmasken sowie Augenschutzbrillen empfohlen. Asche- und Lavaproben werden laufend entnommen und regelmäßig Feldinspektionen durchgeführt. Die Beobachtungen durch PEVOLCA werden durch den Einsatz von Drohnen unterstützt.
Lavaströme
Entlang der Eruptionsspalte gibt es mehrere Austrittspunkte und mehrere Lavaströme, die eine Front von 500 m bildeten und eine Höhe von bis zu 12 m erreichten. Der nördliche ist teilweise zum Erliegen gekommen und es blieben zwei aktive Ströme, die am 24. September 2021 zu einem zusammengewachsen sind.
Die Fließgeschwindigkeit der Lava lag anfänglich bei 700 m/h und verringerte sich ab dem zweiten Tag durch die steigende Viskosität sukzessive auf 300 m/h und am 22. September 2021 sogar auf nurmehr 1 m/h.
Allerdings öffneten sich am 24. September zwei weitere Emissionszonen entlang dieser Eruptionsspalte und die Emissionsmenge der 1.200 °C heißen Lava (an der Austrittsstelle) hat an diesem Tag ihren bisherigen Höhepunkt gefunden. Damit einhergehend hat sich die Intensität des Lavastroms sowie die Fließgeschwindigkeit wieder auf 300 m/h erhöht.
Diese Situation ändern sich, je nach Emissionsmenge, Topografie (z. B. steileres Gelände, Täler) und Viskosität des Materials, laufend und wird vom Wissenschaftsausschluss täglich neu bewertet. Daher berichten wir auf unserer Webseite regelmäßig über relevante Veränderungen der Eruption auf La Palma (www.viva-canarias.es)
Lava und Wasser - gefährliche und explosive Mischung!
Wenn die Lavaströme, die Schwefeldioxid (SO2) enthalten mit dem Meerwasser in Kontakt kommen, könnten mehrere Dinge geschehen. Der extrem große Temperaturunterschied zwischen der Lava und dem Wasser würde zu gigantischen Dampfsäulen und auch zu Explosionen führen. Zudem würde durch das Salz des Meerwassers das Schwefeldioxid in einer chemischen Reaktion zu Schwefelsäure umgewandelt, das in die Atmosphäre steigen und als Saurer Regen niederschlagen könnte. Sie strömen die etwa 5,9 Kilometer lange Strecke vom Austrittspunkt bis zur Küste und haben bereits 3,8 Kilometer zurückgelegt. Allerdings hat sich die Fließgeschwindigkeit deutlich verlangsamt, was der Viskosität und der Topografie (flacheres Gelände) geschuldet ist. Derzeit werden 4 m/h zurückgelegt und ein Auftreffen wird für die nächsten Tage erwartet.
Flugverkehr/Schifffahrt
• Die spanische Flugsicherungsbehörde ENAIRE hat für die Gemeinden El Paso sowie Los Llanos de Aridane bis Ende des Notstands eine Flugverbotszone etabliert. Der kommerzielle Luftverkehr war bisher nur einmal (Samstag) betroffen.
• Die Hafenbehörde hat den Küstenabschnitt, an dem der Lavastrom möglicherweise in das Meer eintritt, aus Sicherheitsgründen gesperrt. Dieser beginnt in Punta del Pozo (Puerto Naos) und endet nordwärts bei Playa de Las Viñas. Zusätzlich wurde eine zwei Kilometer breite Sperrzone im Meer festgelegt, dort ist jeglicher Schiffsverkehr untersagt.
Wie lange wird die Eruption noch dauern?
Die WissenschaftlerInnen des Vulkanologischen Instituts INVOLCAN schätzen, dass der Ausbruch mindestens noch 24 Tage dauern und voraussichtlich in drei Monaten beendet sein wird. Die Eruption im Jahr 1971 in Teneguía dauerte 24 Tage und im Jahr 1949 in San Juan 36 Tage.
Update in der nächsten Ausgabe