Bekanntlich ist am 19. September 2021 um 15.12 Uhr in der Cumbre Vieja auf La Palma ein Vulkan ausgebrochen und hält seitdem den Archipel bzw. die betroffene Insel in Atem. Da sich die Situation laufend verändert, berichten wir den aktuellen Stand und vervollständigen Updates ggfs. auf unserer Webseite www.viva-canarias.es
Hintergrundinformationen über den Hotspot-Vulkanismus der Kanaren, den 4-stufigen Alarmplan bei vulkanologischer Gefahr sowie dem Expertenkomitee PEVOLCA haben wir in unserer letzten Ausgabe Nr. 180 vom 1.10.2021 geschrieben und diese sind ebenfalls im Internet nachzulesen.
Bei der Eruption auf La Palma handelt sich um einen sogenannten strombolianischen Vulkantyp, bei dem sich effusive und explosive Phasen abwechseln.
Status Quo
In der letzten Oktoberwoche haben sich die Eruptionen und Emissionen verstärkt und erreichten ihren bisherigen Höhepunkt. Der Ausbruch könnte noch Wochen oder Monate dauern (siehe auch Tabelle re. Seite). Genau können es die Wissenschaftler nicht abschätzen.
Die Stärke der Vulkanaktivität liegt nach wie vor bei 2 auf der 8-stufigen VEI-Skala (siehe Tabelle li.).
Seismik: Messungen zeigen eine leichte Intensivierung der seismischen Aktivitäten, wobei die Erschütterungen bisher eine Stärke von 4,9 auf der Richterskala nicht überstiegen. Die Fernbeben fanden in einer Tiefe zwischen 10 und 35 km statt.
An der Vulkanspalte haben sich dutzende Öffnungen gebildet, die Gase, Vulkanasche und Pyroklasten ausspucken. Die Wissenschaftler schätzten, dass ca. 50.000 t/Tag Material an die Oberfläche gelangt sind. (Foto 01) Dadurch ist der Vulkankegel binnen kurzer Zeit über 120 m gewachsen, unterliegt jedoch laufenden morphologischen Umformungen (Einbrüche und wieder neue Aufschichtungen).
Aktuell gibt es acht Lavaströme, die sich westwärts in Richtung Küste bewegen (Foto 04 und Skizze unten). Die Glutlawinen verzweigen sich, je nach Bodengegebenheiten, und fließen wieder zusammen oder sie strömen in Lavatunneln. Das Evakuierungsgebiet wurde in nordwestliche Richtung ausgeweitet.
Betroffen ist der Süden und Westen der Insel (Evakuiert sind derzeit die Ansiedlungen La Bombilla, El Remo, Puerto Naos, Las Manchas, Jeder, Charco Verde, Todoque, La Laguna, San Nicolás y Tacande de Arriba bis Echedey in der Gemeinde Los Llanos de Ariadne sowie El Paso in Tazacorte.)
Lavaströme erreichen Küste
Wenn die Lavaströme auf das Meerwasser treffen, kommt es zu chemischen Reaktionen und es bilden sich giftige Dampfsäulen. Durch den großen Temperaturunterschied zwischen der ca. 1.200 °C heißen Lava und dem ca. 20 °C Meerwasser erfolgt das Aufeinandertreffen auf explosive Weise. Die breite des Lavastroms übersteigt bereits 3 Kilometer.
Ein Strom hat die Küste bereits Anfang Oktober erreicht. Eine ungünstige meteorologische Situation durch warme Saharawinde haben eine Verflüchtigung bzw. Verdünnung der giftigen Gase behindert, da sich diese Schicht wie ein Deckel auf einer Höhe von etwa 700 Metern hielt. Dadurch wurden mitunter kritische Grenzwerte überschritten und die Bevölkerung nahestehender Ansiedlungen wurden angehalten, ihre Häuser nicht zu verlassen und Fenster und Türen geschlossen zu halten.
- In der unmittelbaren Nähe zur Küste, wo der Eintritt der Lava ins Meer prognostiziert wurde, wurde eine Sperrzone für den Schiffsverkehr verhängt (ca. 2,5 km Radius).
Neue Landzunge durch Lava
Der Lavastrom an der Küste hat eine Landzunge erzeugt (Foto 02), die über 50 ha Fläche umfasst. Nach Beendigung der Eruption werden für La Palma neue Landkarten zu erstellen sein.
- Siehe auch
01: Eruptionszone mit Vulkanasche
02: Lavastrom, der an der Küste eine neue
Landzunge gebildet hat
03: Eruptionszone des Spaltenvulkans an der Cumbre Vieja auf La Palma.
04: Lavaströme, die sich westwärts in Richtung Küste bewegen
05: Kanarenpräsident Víctor Ángel Torres bei einer Videokonferenz für die Hilfsgelder
06: König Felipe nahm persönlich an einer Sitzung des PEVOLCA Lenkungsausschlusses teil.