„Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen …“ Dieses Zitat aus dem weltbekannten Musical My Fair Lady trifft auf Gran Canaria vor allem in den ersten Monaten eines Jahres zu, wenn sich die floralen ProtagonistInnen abwechseln.
Während auf der Insel der Countdown für das großartige Naturschauspiel läuft, ist der Lorbeerwald bereits erblüht. Die bunte Vielfalt der hiesigen Landschaft macht dem Namen Minikontinent alle Ehre. Vereinzelte Endemiten, wie die Kanarien-Glockenblume (bot. Canarina canariensis), der Baumspargel, das Erdbeerbäumchen (bot. Arbutus canariensis) und der einheimische Lavendel, stehen in den kanarischen ‚Mini-Urwäldern‘ in voller Blüte. Auch exotische und invasive Pflanzen, wie die Kermesbeere und der nickende Sauerklee, melden sich im Januar unübersehbar reizvoll zurück.
Es lag nahe, dass unser Wanderprofi Sofie Hendrikx von Mogán Verde sich davon inspirieren ließ und mit ihrer sympathischen Art und Kompetenz jeweils freitags geführte Blütenwanderungen anbietet und diese sich nach der Natur richten.
Wir wissen, dass wandern uns glücklich macht und darüber hinaus gesund ist, Stress beseitigt und Alltagssorgen zumindest für einige Zeit verschwinden lässt. In diesen pandemiebedingten, dynamischen Zeiten ist es zudem eine Möglichkeit, auf sichere Weise zu entfliehen und ein wenig Freiheit zu spüren, denn beim Wandern sind wir vom lästigen Tragen der Nasen-Mundschutzmasken befreit.
Die erste Tour
Das Tal der Jungfrau: Wir starten unsere Blütenwanderung im Inselnorden, am Tante-Emma-Laden in Corvo, in der Gemeinde Moya. Nach einer Anfangsetappe über einen Kamm, steigen wir über einen romantischen Königsweg mit malerischen Kehren in das Tal der Jungfrau hinab.
Die Hänge sind üppig mit Lorbeerbäumen und Farnen, wie Efeu und Stechwinden, bewachsen. Dafür sorgt das ständige Wolkenmeer, das durch die Passatwinde aus dem Nordosten befeuert wird und der horizontal fallende Regen, durch den die Landschaft in alle erdenklichen Grünnuancen gefärbt wird. Wanderer, die aus dem kargen Süden kommen, meinen sich in einem Bilderbuch wiederzufinden.
Der Trampelpfad mündet in eine Schotterpiste. Im Weiler Las Madres geht es durch einen Nebenarm der Jungfrauschlucht hoch: el Barranco del Rapador. Schmal, tief, grün, üppig und sogar gespenstisch sind die Adjektive, mit denen man diese Schlucht beschreiben kann. In den Höhlen wohnten damals Freimaurern. An ausgetrockneten Wasserstollen und verlassenen Lüftungsschächten vorbei, schraubt der Pfad sich hoch, bis er die Ortschaft „Monagas” erreicht. Die Vorfahren des Diktators der Dominikanischen Republik, Rafael Leónidas Trujillo, kamen aus diesem friedlichen Weiler. Die Monagas sind, wie tausende kanarische Familien, im 18. und 19. Jhdt. nach Südamerika ausgewandert, um dort eine bessere Zukunft für sich und ihre Familie zu suchen.
Sofie Hendrikx/Julija Major
Siehe auch Wanderunfall: Rettung könnte teuer werden