Eine große kanarische Tageszeitung (Canarias 7) titelte neulich "Explosion der Meereslebewesen in Kanarischen Gewässern („Explosión de vida - reboso en el mar“). In diesem Artikel strich Umweltbiologe Teo Lucas hervor, dass die Gelbschnabel-Sturmtaucher (span. pardelas) ungewöhnlicher Weise schon im Januar zum Brüten kamen obwohl die Brutzeit normalerweise erst viel später sei nämlich erst im März bzw. April. Und es sollten in diesem Jahr noch einige andere 'abnormale' Naturereignisse folgen. Aufgrund des erhöhten Planktongehalts habe sich scheinbar auch die Farbe des Meeres leicht verändert und viele andere Lebewesen angezogen - von den ganz kleinen bis hin zu den großen. Eines der Phänomene in diesem Jahr war auch die ungewöhnliche Quallenplage. Allein am Strand von Las Canteras in Las Palmas wurden in den vergangenen sechs Monaten um die zwanzig Tonnen Feuerquallen mit teils außergewöhnlichen Schirmgrößen entfernt (wir berichteten mehrmals). Ob und inwiefern der Ausbruch des Unterwasservulkans vor La Restinga (Fischerdorf an der Südküste von El Hierro) im Oktober 2011 mit den veränderten Meeresbedingungen zu tun hat, ist nicht genau geklärt, ebensowenig wie der Einfluss des Naturphänomens „La Niña“, das aber den Rahmen hier sprengen würde.
Multipliziert haben sich jedenfalls die Vorkommen von Fischschwärmen, Schildkröten, Delfinen, Walen und Schildkröten in kanarischen Gewässern. Darunter sind erstmals auch die sogenannten Schnepfenfische (Macroramphosus scolapax) gesichtet worden, die für gewöhnlich in gemäßigten Meeresgebieten vorkommen und hier bisher nicht vorkamen.
Ebenso tummelten sich Schwärme von Hunderten von Fleckendelfinen und bis zu zwanzig Walen an einem Tag. Auch Javier Zaera, Eigentümer des Ausflugsschiffs „Spirit of the Seas“, bestätigt die Explosion von Meereslebewesen in Kanarischen Gewässern und so nahmen wir diese Geschichte zum Anlass uns selbst davon zu überzeugen.
Delfinbeobachtung mit „The Spirit of the Seas“
Das Ausflugsschiff ankert im kleinen Hafen von Puerto Rico etwa auf halbem Weg zwischen Maspalomas und Mogán an der Südküste der Insel. Hier sitzt am Ticketschalter vor dem Ausflugschiff der aus Bristol stammende Michael und seine tierische Begleiterin Nelly, die wirklich jedes Herz zum schmelzen bringt. Er, eine mehrsprachige Stimmungskanone, zaubert fast jedem Kunden noch schnell ein Lächeln auf die Lippen bevor dieser an Board geht und sich ein Plätzchen sucht. Die Spirit of the Seas ist funktional ausgestattet und bietet auf zwei Decks Sitzgelegenheiten und zusätzlich eine kleine Kabine unter Deck, wo das Treiben unter Wasser durch eine Glasscheibe beobachtet werden kann.
Ein Crew-Mitglied hat uns den Tipp gegeben, dass sich die besten Plätze gleich am Eingang des Schiffs, direkt an der Reling, befinden - und was sich in Folge auch als durchaus zutreffend erweisen sollte.
Wir suchen sofort das Gespräch mit Vicente, dem Kapitän und Tourguide auf See. Wie Michael ist auch er schon über zehn Jahre dabei, was in Anbetracht der heute schnelllebigen Zeit und der somit verbundenen hohen Personalfluktuation wirklich erstaunlich ist.
Seine flammende Begeisterung für die Arbeit ist unübersehbar. „Ja, er liebt die Natur und die Abwechslung, denn jeder Tag ist spannend und es ist einfach etwas anderes, die Tiere in ihrem freien Lebensraum zu erleben. Es ist einfach schön den Delfinen zuzusehen. Sie lieben es mit den Wasserbläschen, die vom Schiffsantrieb erzeugt werden, zu spielen.“ Schließlich geht es um die Natur und hier kann nichts geplant werden was mitunter ein Grund ist, dass es keine feste Route gibt. Die Ausflugsschiffe stehen miteinander in Kontakt und melden sich so gegenseitig, wenn Schwärme gesichtet werden.
Während wir weiter gen Horizont fahren wechseln wir mit Spannung unseren Blick auf das Meer und hinauf auf den Kapitänsstand, wo ein Crew-Mitglied mit höchster Konzentration durch ein Fernrohr blickt, auf der Suche nach den beliebten Meeresbewohnern. Frisch wird es hier draußen mit dem doch kühlen Fahrtwind. Wer so wie wir nicht daran gedacht hat sich einen Pulli oder eine Windjacke mitzunehmen, den rettet die Crew, die beginnt dünne Decken zu verteilen.
Und dann plötzlich eine Durchsage über Lautsprecher. Wir haben nichts verstanden aber merken die sich ausbreitende Unruhe. Alle stürmen an die Reling auf der Suche nach dem perfekten Platz. Das Schiff wird langsamer und kommt beinahe zum Stillstand. Ganz gemächlich wechselt es seinen Kurs, um ja nicht die Schwimmroute des Schwarms zu kreuzen. Das könnte für die Delfine sehr gefährlich werden, wenn sie sich erschrecken und unter dem Schiff ihre Richtung ändern. Wir fahren nun gemächlich hinter den Delfinen her. Immer mehr werden es und vier verschiedene Arten tummeln sich rund und unter dem Schiff. Auch Jungtiere sind dabei und spielen und hüpfen aus dem Wasser. Wirklich alle lächeln und bewundern das Schauspiel. An dieser Stelle scheint mir ein wichtiger Tipp unabdingbar. Nehmen Sie keine Kamera mit. Das Naturschauspiel ist einfach viel zu schön, um es aus der abgegrenzten kleinen Perspektive einer Linse zu bewundern. So können Sie sich voll auf das große Ganze konzentrieren und es mit allen Sinnen wahrnehmen. Die Geräusche, welche die Delfine machen oder das tiefe Schnauben der Wale, wenn sie ihre Luft ausblasen. Das sind die Gründe, dass wir das Spektakel von an Board beobachteten und nicht unter Deck hinter einer Glasscheibe.
Mehrmals wechselt das Schiff seine Route und immer wieder breitet sich die gleiche Begeisterung aus. Wir sehen mehrere Wale und sogar fliegende Fische. Ja, sie haben richtig gelesen. Vicente erklärt uns „sie heißen „Pez Volador“ und je windiger es ist, desto weiter können sie fliegen, das tun sie allerdings aus Angst.“
Auch er bestätigt, dass gegenwärtig ein großer Artenreichtum in kanarischen Gewässern vorherrscht. Schon ein Grad Veränderung der Wassertemperatur hat einen großen Einfluss auf die Meereslebewesen. Mehr Plankton zieht mehr Fische an usw.
Die Zeit verfliegt wie im Flug und fast sind wir enttäuscht, dass die Tour vorbei ist und wir im Hafen von Puerto Rico wieder ankommen.
Die Glückshormone halten an und so genehmigen wir uns in einer kleinen Taberna im Hafen frischen Fisch gegrillt und blicken auf das Meer. Wir denken noch immer an seine faszinierenden Meeresbewohner und wissen, wir kommen wieder.
KONTAKT
SPIRIT OF THE SEA
- Puerto Base im Hafen von Puerto Rico in Mogán.
- Touren: Mo., Mi. und Fr. jeweils um 10.00, 12.30 und 15.00 Uhr legen die zweistündigen Ausflugstouren ab.
- Di. und Do., jeweils um 10.00 und 15.00 Uhr - Dreistündige Ausflugstouren zum gleichen Preis. In diesen ist eine einstündige Schwimmpause in einer geschützten Bucht beinhaltet.
- Erfrischungsgetränke gibt es übrigens kostenlos an Board.
- Tickets: 33 Euro bzw. 20 Euro für Kinder bis 12 Jahren.
- Zehn Prozent Rabatt bei Online-Buchungen im Internet:
www.dolphinwhale.es
www.dolphin-whale.com
Tel.: (+34) 928 562 229 und (+34) 655 991 903
Anm.: Die Veranstalter garantieren ihren Kunden die Sichtung von Delfinen. Wer Pech haben sollte und tatsächlich keinen sieht, der erhält einen Gutschein für einen kostenlosen zweiten Bootstrip. Die schönste Zeit für diese Ausflugstouren ist von April bis Oktober.