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J M upload 01.05.2023, Viva Edition 199 | Print article

Filmbusiness: Die goldene Gans der Kanaren glänzt noch mehr, neues Filmstudios geplant

Jennifer Lopez, George Clooney, Brad Pitt, Christian Bale, Shirley MacLaine, Jessica Lange, Demi Moore etc. sie alle waren für Filmproduktionen bereits auf den Kanarischen Inseln und der Hype um die Destination reißt nicht ab.

Insbesondere Gran Canaria darf auf eine lange Filmtradition zurückblicken, denken wir an die Aufnahmen von Gaumont im Jahr 1909, Richard Leacocks berühmter Dokumentation „Canary Bananas“ aus dem Jahr 1935, „Die Korsaren“ aus dem Jahr 1928 oder Alfred Hitchcocks „Berüchtigt“ aus dem Jahr 1946 mit Gary Grant und Ingrid Bergmann in den Hauptrollen.

Am Bekanntesten ist wohl Hollywoods Klassiker „Moby Dick“ aus dem Jahr 1956 mit Weltstar Gregory Peck als Protagonist. Ein 25 Meter langes Modell des Pottwals aus Holz wurde auf dem Gelände auf Höhe La Puntilla (heute steht dort das Mapfre Gebäude) errichtet, wo die dramatischen Szenen gedreht wurden.1)

Drei Jahre danach folgte die deutsche Detektivkomödie „Peter Voss“ etc. Cineast, Kolumnist und Schriftsteller Luis Roca Arencibia kreierte in Zusammenarbeit mit dem Rathaus von Las Palmas de Gran Canaria sogar einen eigenen Flyer, der die Filmrouten der Hauptstadt behandelt und Touristen einlädt, sich auf ‚cineastische Touren‘ durch die Stadt zu begeben.2)

Archipel Filmbusiness ‚goes international‘

Einige Jahrzehnte rückten die Kanaren, zumindest für internationale Produktionen, wieder in den Hintergrund. Doch in der letzten Dekade haben sich die Kanarischen Inseln mit ihren unzähligen einzigartigen Spots als idealer Drehort wieder ins rechte Licht rücken können und lockten wieder internationale Filmproduktionen an, wie z. B. Christian Bale für „Exodus“ nach Fuerteventura, George Clooney nach La Palma und Jennifer Lopez nach Gran Canaria.

Dafür waren bzw. sind nicht zuletzt die guten internationalen Flugverbindungen, die steuerlichen Anreizsysteme und vor allem die ‚Produktions- bzw. Drehgarantie‘ verantwortlich. Filmdrehs sind teuer und ein wetterbedingter Ausfall kostet ein Vermögen, denn die Stars sowie das Team müssen bezahlt werden, ungeachtet, ob gedreht werden kann oder nicht. Auch für internationale renommierte Marken ist der Archipel ein beliebter Ort für Werbespots bzw. Shootings, wie z. B. für Vogue, Maserati, Porsche, Mercedes-Benz, BMW, Lexus, Adidas etc.

Einnahmen und Jobs haben sich verdoppelt

Die Kanarischen Inseln haben Blut geleckt, bzw. eher Geld, denn das scheint in dieser Sparte im Übermaß vorhanden zu sein. Die lukrative Unterhaltungsbranche sorgt für Einnahmen und schafft Jobs. Wurden im Jahr 2018 noch 60 Mio. Euro mit audiovisuellen Aufnahmen eingenommen, waren es 2021 bereits 101 Mio. Euro.3) Und nun vermeldete die Kommission Canary Islands Film abermals Rekordeinnahmen von 224 Mio. Euro im Jahr 2022, die mit 164 Produktionen (Serien, Filme, Dokumentationen, Animationsfilmen etc.) lukriert wurden. Darunter Top Produktionen, wie z. B. „Jack Ryan“ für Amazon Prime, „Foundation“ für Apple TV, „The Mother“ mit Jennifer Lopez (Film USA) oder „Catching Dust“.

Die Hauptproduzenten stammten aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Norwegen, Deutschland, Schweden und natürlich auch Spanien bzw. die Kanarischen Inseln.

Darüber hinaus stieg die Zahl der Dienstleistungsunternehmen, die auf den Kanaren durch das Filmbusiness angeheutert wurden und zwar von 8.600 auf 15.300 im Jahr 2021 – diese umfassten die Bereiche Technik, Sound, Animation, Kostüme, Make-Up, Mode, Stylings, Statisten, Komparsen, Friseure etc. Nicht zu vergessen sind die indirekten Einnahmen in der Gastronomie und Hotellerie sowie der unbezahlbare Wert durch die Vermarktung der Inseln, der sich monetär nur schwer zu beziffern lässt.

Filmstudio

Einem Manko, dass nämlich für Innenaufnahmen kein adäquat ausgerüstetes Studio vorhanden war, ging die Kanarenregierung ebenfalls nach und nutzte den pandemiebedingten Einbruch für den Bau eines Filmstudios, die den technischen Anforderungen von heute entsprach. Dafür stellte der Archipel 5,5 Mio. Euro zur Verfügung, um auf einem 20.000 Quadratmeter großen Areal die Bedürfnisse decken zu können.3)

Dreamland Studios Kanaren

Und offenbar peilt der Archipel ein noch größeres Stück vom ‚Filmkuchen‘ an und verkündete in einer Pressemitteilung vom 4. April 2023 die Kooperation zwischen Newport Media Films, Alquimia und Volcano Films, die von der Inselregierung von Gran Canaria als strategische bedeutsames Projekt eingestuft wurde.6) Ursprünglich war ein Terrain im Norden Fuerteventuras angepeilt, doch Umweltauflagen und Vogelschutzzonen sorgen dafür, dass es nun auf Gran Canaria vorgesehen ist, konkret auf einem Gelände im Gemeindegebiet von Telde.

Projektumfang

Unter dem Namen Dreamland Studios Canarias soll die größte, hochmoderne Filmstadt Europas entstehen. Die Investition als Venture Capital umfasst 120 Mio. Euro und wird 400 direkte und weitere 1.200 indirekte Arbeitsplätze in der ersten Phase schaffen.

Dafür wurde ursprünglich ein 160.000 m² großes Gelände im Norden Fuerteventuras angepeilt, was in etwa der Größe von 14 Fußballfeldern entspricht. Nun wurden die Pläne über Bord geworfen und nach Gran Canaria verlagert. 100.000 m² werden nun geplant. Es soll 6.000 m² für Filmaufnahmen, 2.500 m² für Audioaufnahmen und sogar ein riesiger Tank für Unterwasseraufnahmen umfassen. Weitere 5.000 m² werden für das Team ausgebaut (Kameramann, Make-Up Artisten, Kostümbildner, Produktion, Schnitt etc.) sowie 3.500 m² für Spezialaufnahmen in 2D, 3D und Spezialeffekte, Hologramme etc., sowie einen Saal für Filmvorführungen, wo die Aufnahmen gleich gesichtet werden können.

Als Subprojekt umfasst das Projekt auch „DreamLab“ für Virtual Reality und Videoanimationen und -spiele mitsamt Einsatz von Künstlicher Intelligenz (AI).

Dreamland Studios soll zudem mit einem Supercomputer Alisios ausgerüstet werden, welcher den höchsten technischen Ansprüchen von Superproduktionen decken kann. Um die hohen Anforderungen dieses Zukunftsprojekts gerecht werden zu können, ist eine Ausbildungs- und Fortbildungsinitiative für lokale Experten in all den dargebotenen Nischen angedacht. Und auch die Lopesan Gruppe, der Konzern katapultierte sich in den letzten fünfzig Jahren auf den ersten Rang der reichsten kanarischen Unternehmen5), möchte mitmischen. Mit der Kooperation mit der Gruppe Newport, einem der Hauptinvestoren, soll eine Logistikplattform auf einem Gelände in der Gemeinde Telde entstehen. Nun gut, wahrscheinlich wird eines der Luxusdomizile auch für die Unterbringung der Hollywoodstars regelmäßig herangezogen – wir erinnern uns an die Filmaufnahmen im Hotel Lopesan in Meloneras mit Jessica Lange und Shirley MacLaine.

Film- und Filmaufnahmen locken seit jeher Zaungäste an und daher ist auch ein öffentlich zugänglicher Bereich als Themenpark geplant, mit ziemlicher Gewissheit allerdings nicht kostenlos.

Jedenfalls soll dort das Herz der Cineasten und Filmfans mit interessanten Einblicken in das Filmbusiness aufgehen. Selbstverständlich soll das Erlebnis mittels Virtual Reality, samt Brille und Handschuhen, für virtuelle Ausflüge durch das antike Ägypten oder die Cuevas Pintadas von Gáldar nicht fehlen, ebenso wenig wie ein Windkanal, mechanische Hände, Tunnel, Videospiele und eine Open-Air Bühne mit etwa 500 Sitzplätzen.

Das Promotionvideo dieses innovativen Projekts können Sie im YouTube sehen (leider nur in Spanisch): https://www.youtube.com/watch?v=7GxMcWjUB-w

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Verweise (siehe www.viva-canarias.es)

1)Viva Canarias Nr. 128 vom 24.8.2018 „Filmroute Las Palmas - Teil 1“

2)Viva Canarias Nr. 129 vom 2.9.2018 „Filmroute Las Palmas - Teil 2“

3)Viva Canarias Nr. 195 vom 1.1.2023 „Filmindustrie lukrierte über 101 Mio. Euro im Jahr 2021

4)Gobierno de Canarias, April 2023 „Rodeajes audiovisuales en Canarias“

5)Viva Canarias Nr. 191 vom 2.9.2022 „Steinreich laut Forbes. Die neun reichsten kanarischen Unternehmen“

6)Turinews vom 20. April 2023