In unserer letzten Ausgabe entführten wir Sie nach Mogán und begleiteten Tourismusprofi Sofie Hendrikx auf eine Entdeckungsreise des schönen Hafenstädtchens und fanden noch unbekannten Facetten. Dieses Mal wechseln wir den Schauplatz quer über die Insel in den Nordosten in die Hauptstadt Las Palmas und präsentieren Ihnen hiermit die erste der beiden Filmrouten.
Las Palmas de Gran Canaria hat eine lange Filmgeschichte und man kann durchaus sagen, die bedeutendste der Kanarischen Inseln. Das ist den meisten Menschen nicht bekannt. Dabei kamen alleine in den letzten beiden Jahrzehnten einige Weltstars im Rahmen von internationalen Produktionen, wie z. B. Brad Pitt oder Shirley McLaine, hierher zum Dreh.
Nun wurde als Erweiterung des touristischen Angebots der Stadt, zwei Filmrouten ausgearbeitet. Ausgewählt wurden um die dreißig Spots, die sich in zwei verschiedene Touren gliedern: Las Canteras und die Altstadt Route Vegueta.
Das profunde Fachwissen zur Filmgeschichte und den Spots stammt vom Schriftsteller, Kolumnist und Cineast Luis Roca Arencibia[1] (1969), der vor zwei Jahren für seine langjährige Tätigkeit (Fachbeiträge, Blogs etc.) rund um die kanarische Filmwelt mit dem Tourismuspreis von Las Palmas de Gran Canaria ausgezeichnet wurde und zwar in der Sparte Kommunikation.1) Diese Kampagne ist das Ergebnis einer Kooperation des Tourismusministeriums und der Stadtvermarktung der Hauptstadt. Am 17. November wurden diese beiden Filmrouten der Öffentlichkeit vorgestellt (wie in Ausgabe 127 vom 3. November 2017 berichtet) und wir stellen Ihnen die Erste vor.
Wir beginnen unsere Tour am Hafen von Las Palmas bzw. dem Parque Santa Catalina, wo das Hauptgebäude der Touristeninformation der Stadt steht und an Wochenenden Folkloredarbietungen die Herzen der Besucher erwärmen. Dazu haben wir am Ende auch eine Skizze als Orientierungshilfe angefügt.
Hafen und Parque Santa Catalina (a)
Schon 1909 diente dieser Spot rund um El Muelle und dem heutigen Parque Santa Catalina als Kulisse für die Firma Gaumont und später, im Jahr 1935, vom Dokumentarfilmer Richard Leacock für seinen zehnminütigen Dokumentarfilm „Canary Bananas“ in Szene gesetzt wurde. Das waren seine ersten cineastischen Schritte als er gerade mal 14 Jahre alt war.
Der Film „SOS Pacífico“ von Guy Green aus dem Jahr 1959 mit Eddie Constantine in der Hauptrolle simuliert diesen Ort als das Zentrum von Französisch-Polynesien, wo die Reisenden ankamen. Für „Días Maravillosos“ mit Cliff Richard mietete man Kamele (bzw. Dromedare), die von der Muelle bis zum Parque Santa Catalina ritten. In „Muertos vivientes“ von Jess Franco, 1982, hat man dort als Filmkulisse einen marokkanischen Markt installiert.
Calle Poeta Agustín Millares Sall (B)
In den 1950-er Jahren befand sich im heutigen Gebäude Mapfre (c/Poeta Agustín Millares Sall Nr. 3) die Zentrale der Produktionsfirma Carbonera Canaria, die Tochter eines britischen Mutterunternehmens. Sie bauten dort das 25 Meter lange Modell aus Holz, Eisen und Latex des Riesen-Pottwals Moby Dick. Der Hollywoodklassikers aus dem Jahr 1956, mit John Huston und Gregory Peck in den Hauptrollen, wurde dort gedreht.
Im ersten Stock des Gebäudes befindet sich der Sitz von Canarias Radio, wo „Schafe versäumen den Zug nicht“ gedreht wurde.
c/Los Gofiones (C)
Im Salon El Niño in dem Gebäude auf der c/Los Gofiones Nr. 55 kämpfte der Marokkaner Halil gegen die Drogenmafia.
La Puntilla (D)
Im Strandabschnitt von La Puntilla marschierte das Filmteam zum Strand hinunter, wo sie mit drei Booten zur angrenzenden Bucht gefahren wurden, wo die Szenen mit Moby Dick gedreht wurden. Für die Einwohner war dies damals eine Sensation, was da gebaut wurde, denn es gab noch kein TV, kein Internet und manche hatten nicht einmal Radio. Die kleine Traverne Bar Juan Pérez, genau am Ende der Las Canteras Promenade (c/ Prudencio Morales 19) war für die Crew ein täglicher Fixpunkt. Der damalige Besitzer Juan Pérez González (1909 – 1981) gilt als Pionier im Tourismus, denn er verwöhnte die Gäste schon zu einer Zeit, als die Bevölkerung sich noch (fast) ausschließlich mit dem Fischfang über Wasser hielt. In seinem Restaurant fühlten sich die Schauspieler wohl, nahmen Erfrischungen und Snacks zu sich, während sie auf den nächsten Dreh warteten.
Auf den Terrassen gegenüber der heutigen Casa Carmelo (Paseo de Las Canteras 2) drehte man im Jahr 1959 eine Sequenz der fiktiven Stadt Palmariva der deutschen Detektivkomödie „Peter Voss – Held des Tages“.
In der obersten Etage dieses Gebäudes, Zugang über die c/La Naval 1) spielt die Hubschrauberszene mit der Protagonistin Carmen Maura in der die komplette Skyline von Santa Catalina zu sehen ist.
Restaurante Amigo Camilo (E)
Viele Besucher beenden ihre Erkundungstour der Las Canteras Promenade an der Aussichtsplattform von La Puntilla und dabei befindet sich hundert Meter weiter das ehrwürdige Restaurante Amigo Camilo. Mit dem urigen Charme und umgeben von unzähligen Blumentöpfen liegt es quasi schon auf einem Felsen über dem Meer. Näher geht es fast nicht. Es wird besonders für seine Fisch- und Meeresfrüchtegerichte geschätzt.
Zwei Szenen aus „Como un relámpago“ wurden in diesem Restaurant gedreht, eines vor und eines nach seiner Renovierung.
Paseo La Puntilla bis El Confital (f)
Geht man weiter auf der Promenade von La Puntilla in Richtung des „Geheimstrandes“ von El Confital, gelangt man zu dem roten Gebäude einer alten Wasseraufbereitung (c/Secretario Artiles 105).
Plaza Agustín Ramos (G)
Biegt man von diesem Paseo in die Agustín Ramos ein, gelangt man nach etwa hundert Metern zu einem kleinen Platz, wo vor der Casa de Rafael gedreht wurde.
Parque Pepe el Limpiabotas (h)
Nun sind Sie am Ende des Paseos angelangt, dem sogenannten Parque Pepe el Limpiabotas. Lassen Sie sich vom Namen nicht in die Irre führen, denn Bäume sind hier nicht anzutreffen. Hier spürt und riecht man die Naturgewalt des Meeres, die mit ihrem Schauspiel der sich brechenden zum Teil hohen Wellen auch noch für eine akustische Dramatik sorgen. Der Fels Roque del Cabrón ragt aus dem Wasser und vor dem geistigen Auge meint man die Flossen des gestrandeten Potwals Moby Dick zu sehen. Dort kämpften die Helden des legendären Filmklassikers, Gregory Peck, Leo Genn, Harry Andrews, Eric Connor und dem einzigen Überlebenden Richard Basehart, in ihren drei Booten gegen das ‚Monster‘. Dort wurde zudem der Epilog des Films gedreht und das wurde vom Fotografen der Agentur Erich Lessing dokumentiert.
Die Stadtverwaltung von Las Palmas hat entsprechendes Prospektmaterial zu den zwei Filmrouten ausgearbeitet. Diese können Sie in den Touristeninformationszentren erhalten. Oder Sie warten bis zur nächsten Ausgabe Viva Nr. 129 am 15. Dezember.
In unserem zweiten und letzten Teil der Filmroute entführen wir Sie an die Schauplätze in der Altstadt von Vegueta, wo sich in den letzten zwei Jahrzehnten Weltstars wie Shirley McLane, Brad Pitt, Marion Cottillard die Ehre gaben.
Wir wünschen viel Spaß. jm
Footnotes
- ^ Portrait aus Viva Canarias Ausgabe Nr. 85 vom 23.10.2015 (Luis Roca, Tourismuspreis 2015, nachzulesen auf unserer Webseite: www.viva-canarias.com