Das junge Paar, die Rede ist von Inés Armero und Juan José Samaniego, liegen am Strand und genießen die Sonne während Möwen der Schwerkraft trotzen und am strahlend blauen Himmel förmlich schweben. „Das ist es“ denken sich die beiden „Genau das wollen wir anbieten“. Ein Jahr lang reifte die Idee heran, bis es vor zwei Monaten endlich soweit war und sie „Sky Rebels“ eröffneten. Ihre Ideenlieferanten, die Möwen, finden sich zur Erinnerung in ihrem Logo wieder. Wir testeten als erstes deutschsprachiges Magazin diese neue Freizeitbeschäftigung „Paratrekking“ auf Gran Canaria.
Auf zu den „FLY REBELS“
Wir begeben uns frühmorgens zur Basisstation von „Sky Rebels“ in El Salobre, nur wenige Kilometer nördlich von Maspalomas. Abgeschieden, auf einer kleinen Anhöhe sehen wir schon den Bus und das kurios anmutende Fluggerät das neben der Zelt-Basisstation steht. Ansonsten gibt es hier draußen nichts, außer freies Gelände und jede Menge tolle Ausblicke. Nach Süden breitet sich am Horizont das Meer aus und nach Norden hin sorgt die Morgensonne für fantastische Licht-Schatten-Effekte der markanten Gebirgsformationen.
Wir platzieren uns an einem kleinen runden Picknicktisch und staunen, dass es hier in dieser Abgeschiedenheit trotzdem nicht an Kaffee (Lebenselixier zu dieser frühen Stunde) Kuchen und Wasser mangelt. Denn, weg vom Schuss zu sein heisst nicht, weg von der kanarischen Gastlichkeit zu sein. Wir melden uns an und füllen schnell das notwendige Formular aus.
Piloten-Thai Chi
Während wir die frische Morgenluft genießen, blicken wir zu Juan-José, der eine Art Thai Chi betreibt. Er steht mitten auf dem Gelände, die Arme seitlich von sich gestreckt und hebt und senkt diese. Unsere neugierigen Blicke bleiben nicht unbemerkt und Inés erklärt lachend, dass es sich nicht um Thai Chi handelt, sondern dass Juan-José die Windverhältnisse kontrolliert und führt gleich weiter aus, als sie unsere staunenden Augen sieht. Natürlich überprüfen Sie die Windverhältnisse vorab mit den regionalen Wetterdiensten und dem Windsack. Aber mit seiner langjährigen Erfahrung als Berufspilot kontrolliert Juan-José trotzdem nochmals alles selbst. Aufregung macht sich breit als es endlich zum Fluggerät geht, hinter dem ein riesiger Gleitschirm auf dem Boden ausgebreitet ist.
Wir erhalten einen Helm mit eingebautem Mikrofon bzw. Funk. Irgendwie fühlt man sich da selbst als sei man bei der Airforce. Wir können uns in der Luft mit dem Piloten unterhalten bzw. seiner Unterhaltung mit der Flugbehörde mitlauschen. Denn wie im „echten“ Flugzeug, muss auch für das „Paratriken“ der Flug bei der Behörde angemeldet werden. Das coole ist, dass man praktisch mitten im Cockpit sitzt, nur gemütlicher.
Nun kommt Inés ins Spiel und gibt uns noch einige Tipps, wo und wie wir unsere Hände platzieren können etc. Eigentlich will man endlich loslegen und die Aufregung macht sich noch mehr breit.
Und plötzlich geht es in ab in den Himmel
Und dann erhalten wir das Startsignal und es geht alles ganz schnell. Juan-José startet den Motor und rollt mit dem Paratrike über das Gelände, während sich das Gleitsegel durch den Wind hebt bis man schon einen kurzen Augenblick später den Boden unter den Füßen verliert. Sanft aber schnell hebt sich das Fluggerät in die Lüfte und man braucht ein paar Sekunden bis man es realisiert, dass man fliegt. Dieses herrliche Gefühl kann man nur schwer beschreiben. Man schwebt in der Luft während man die frische Brise auf seinem Körper fühlt. Automatisch muss man lächeln, blickt man auf die Häuser, Gärten und Menschen nach unten. Die Flughöhe liegt bei etwa 400 Metern. Es ist fantastisch. Denn man ist zwar oben aber noch immer nahe genug, um viele Details am Boden erkennen zu können.
Man fühlt sich wie eine Möwe
Wir schweben sanft im Wind in Richtung Faro und egal wohin man blickt, man ist verzaubert. So kann man die Insel nicht sehen und erleben, nur im Helikopter oder eben mit dem Paratrike. Es fühlt sich echt und nahe an, vielleicht weil man nicht durch ein Glas von der Natur getrennt ist.
Am Leuchtturm macht der Pilot eine zusätzliche Runde, um uns die Möglichkeit für ein paar coole Shots zu bieten. „Manchmal“, erzählt Juan-José, „sieht man die Schildkröten im Meer schwimmen oder sogar Delfine“. Während des Fluges erläutert er das eine oder andere Detail und weist auf sehenswerte Punkte in der Landschaft hin. Dazwischen lauscht man währenddessen dem Funk des Piloten und ehrlich gesagt ,„man fühlt sich dadurch ein wenig wichtig“. Nun geht es wieder nordwärts, zurück zur Basisstation der „Sky Rebells“ und wieder mit beeindruckenden Fotomotiven.
Wenn wir Ihnen einen Tipp geben dürfen, dann empfehlen wir ohne Kamera in die Lüfte zu steigen. Es ist zu schade diese Augenblicke nicht zu hundert Prozent zu genießen und sich durch technische Apparate ablenken zu lassen, die andere (Profi)-Fotografen viel besser einfangen können.
Sanfte landung
Und jetzt kommt die Landung - wir sind gespannt. Man stellt sich automatisch auf ein ruckartiges Aufsetzen ein, Fehlanzeige. Der Paratrike macht bei seinem Sinkflug eine sanfte Kurve in Richtung „Landebahn“ und plötzlich fährt man schon wieder auf dem Boden. Vielleicht liegt das am supergemütlichen Sitz oder den dicken Reifen, dass die Landung so angenehm ist.
Auf jeden Fall hält das Adrenalin, das nun in höherer Konzentration durch die Adern fließt, stundenlang an.
Fazit
Unbedingt einmal im Leben ausprobieren. Das schöne am Paratriken ist auch, dass man keine speziellen physischen Voraussetzungen mitbringen muss, weil man ja praktisch den ganzen Flug über „nur“ sitzt. Juan-José hat zwanzig Jahre Erfahrung als Berufspilot und beschreibt diese Art als die „authentischste“, die dem Fliegen am nächsten kommt.
Der lange Weg von der Idee bis zur Realität
Beim Paratrike ist an einem Gehäuse ein Motor angebracht und dieser Teil hängt an einem Gleitsegel. Es gibt verschiedene Ausführungen, mit einem Sitz oder zwei Sitzen, verschiedene Größen der Segel und andere Ausstattungskomponenten. Von der Idee bis zur Realisierung war es ein langer Weg. Über ein Jahr investierten die Tourismusexpertin und der Berufspilot in die Vorbereitungen zur Realisierung ihres Traums.
Es erfordert wenig Fantasie um zu verstehen, dass „Fliegen“ für Juan-José mehr Berufung als Beruf ist. Seine Kompetenz ist enorm. Immerhin kann er 21 Jahre Flugerfahrung als Pilot von verschiedenen Flugzeugtypen aufweisen und hält den Titel „Piloto comercial“.
Viele Wochen zog das Paar quer durch Europa, um sich bei den Besten der Besten zu informieren, schließlich geht es um die Sicherheit, aber auch um viel Geld. Juan-José weiß, worauf es beim Fliegen ankommt und hat sich so eine Art „High-End“-Fluggerät zusammengestellt.
Sicherheit steht an erster Stelle
Das Sicherheitskonzept ist sehr hoch und redundant ausgelegt, also doppelt abgesichert. So ist der Motor beispielsweise eine Spezialanfertigung aus Österreich und alle Komponenten kommen zur Ausfallssicherheit doppelt vor. Im Fall der Fälle, dass Murpheys Law tatsächlich zuschlägt - dann gibt es eine Art Notfallrakete, die binnen zehn Metern einen Notschirm aus einer Art Torpedo herausschleudert. Schwimmwesen sind natürlich auch an Bord.
Der Gleitschirm ist für die Personenbeförderung ausgelegt. Das bedeutet dass er grundsätzlich mit 42 Quadratmetern schon mal viel größer ist und in Summe bis zu 400 Kilogramm Last schafft.
Als Team funktionieren die beiden perfekt. Inés kümmert sich um alle kommerziellen Angelegenheiten am Boden, von der Vermarktung bis hin zur zeit- und nervenaufreibenden Bürokratie, die erforderlich ist. Das Paar ist voller Euphorie und trotz der hohen Verantwortung, lieben sie es, ihren Traum und so ein gewisses Maß an Freiheit sowohl in der Luft als auch am Boden leben zu können.
Kontakt
Sky Rebels
35100 El Salobre, Maspalomas, Gran Canaria
Tel.: (0034) 622 212 213
www.facebook.com/skyrebelsfly
Reguläre Tour: 80 Euro.
(Dauer 80 Minuten inkl. Briefing und Zeremonie, reine Flugzeit etwa 30 Minuten)
Physische Voraussetzungen: mindestens 30 Kilogramm, maximal 110 Kilogramm.