Zu den ältesten Früchten, die eine schriftliche Erwähnung finden und in allen antiken Hochkulturen genossen wurden, zählen Feigen. Viele Mythen drehen sich um diese älteste domestizierte Pflanze. Der Legende nach wurden die Gründer Roms, die Zwillinge Romulus und Remus, in einem Korb an einem Feigenbaum ausgesetzt, wo sie eine Wölfin fand und säugte. Bei den Römern hatten Feigen eine sexuelle Bedeutung. Und im antiken Griechenland sagte man der Feige eine aphrodisierende Eigenschaften zu.
Als die Scham kam und siegte – kam zur Lösung das Feigenblatt
Man denke an das erste Buch Mose, wo Adam und Eva, nachdem sie vom Baum der Erkenntnis aßen, sich plötzlich ihrer Nacktheit gewahr wurden und mit einem Feigenblatt ihre Blöße bedeckten. Dieses Sinnbild zog sich über Jahrhunderte auch durch die bildende Kunst, wo das Feigenblatt zum Bedecken der Geschlechtsteile diente. Beispiele dafür sind „Adam und Eva“ von Albrecht Dürer oder das eigens aus Gips angefertigte Feigenblatt, welches das Gemächt von Michelangelos Skulptur „David“ verdeckte. Dieses sinnbildliche Verdecken nahm ebenfalls Einfluß im Sprachgebrauch und davon abgeleitet stammt der Spruch „sich kein (Feigen)Blatt vor den Mund nehmen“.
Ursprung des Feigenbaums
Der Baum liebt warme, tropische und subtropische Bedingungen. Das Ursprungsgebiet des Ficus Carica L., wie der Feigenbaum mit botanischen Namen heißt, liegt in Kleinasien, dem Orient bis hin zu Turkmenistan. Mit dem Handel kam die Feige schließlich in den mediterranen Raum, wo sich die genügsame und robuste Pflanze bis nach Afrika vermehrte und nach der Entdeckung Amerikas auch dort Einzug hielt. Das weltweit größte Anbaugebiet liegt heute im mediterranen Raum, in Kleinasien, den USA und in Brasilien. In Spanien sind Feigenbäume auf dem ganzen Staatsgebiet verteilt, aber die größten Vorkommen gibt es in der Provinz Extremadura im Südwesten sowie auf den Balearen, wo heute der größte Teil des Anbaus erfolgt.
Auf den Kanaren herrschen gute Bedingungen für Feigen, doch sind sie weit verstreut und dienen vorwiegend dem Eigenkonsum. Es gibt nur wenige Hektar mit kommerziellem Anbau, nennenswert wäre hier vor allem die Insel El Hierro.
Beliebt bei den Altkanariern
Auf dem Archipel war die Feige schon vor der spanischen Eroberung beheimatet und die Frucht wurde von den Altkanariern hoch geschätzt. Das geht aus Zahnresten archäologischer Ausgrabungen hervor und wird erstmals in den Reiseaufzeichnungen von N. Recco im Jahr 1341 erwähnt, die später von verschiedenen Archäologen bestätigt wurden.
Mit den Eroberungszügen im 15. Jhdt. wurden viele Getreidespeicher der Altkanarier zerstört und es begann für sie eine Zeit des Hungerns. Die Bedeutung der Feigen als wichtige Energiequelle und für den Muskelaufbau stieg daraufhin stetig. Man genoss die Früchte sowohl frisch vom Baum als auch in getrockneter Form im Winter – so wie es heute noch der Fall ist.
Drei Blütentriebe pro Jahr
Ungewöhnlich ist, dass es innerhalb eines Exemplares unterschiedliche Blattformen gibt, was sonst eher bei Gemüsesorten vorkommen kann. Man spricht hier von der „heterofilia“. Der Stamm des bis zu zehn Meter hohen Feigenbaums wirkt knorrig und man wundert sich, wie die süße Frucht darauf reifen kann. Die Blätter an der oftmals weit ausladenden Baumkrone sind wechselständig angeordnet. Sie können drei fünf oder sieben Lappen haben. Fasst man sie an, so fühlt sich die rauhaarige Oberfläche künstlich an.
Die Form der Frucht variiert von rund bis birnenförmig und die Farbe des reifen Fruchtfleisches reicht von rosa bis dunkelviolett (siehe Skizzen oben, Quelle Bebilderungen: Instituto Canario de Investigaciones Agrarias).
Komplex ist die Bestäubung der sogenannten Echten Feige, wo nicht nur zwei Feigenvarietäten zusammenspielen müssen. Bei diesem getrenntgeschlechtigen Baum gibt es also welche mit männlichen Blüten und welche mit weiblichen Blüten, aus der die essbare Frucht gewonnen wird. Kompliziert ist die Bestäubung aufgrund des Zusammenspiels mit der Feigengallwespe, die nach getaner Arbeit zugrunde geht. Bis zu drei Mal jährlich blüht der Baum (Feb/März, Mai/Juni und August/September).
Ein Baum liefert 80 bis 100 kg Feigen pro Jahr. In den Handel kommt die Frucht meist in getrockneter Form. Es gibt aber auch Dessertweine und in Spanien stellt man aus reifen Feigen den beliebten „Feigenkäse“ her. Für den nötigen Pepp sorgen Feigen in unzähligen kulinarischen Variationen, als Fleischbegleiter, als Eis, Konfitüren etc.
Guten Appetit!
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