Wenn man über die kanarischen Inseln fährt, sind die großen Vorkommen an Feigenkakteen nicht zu übersehen. Besonders in unfruchtbaren und öden Landstrichen reihen sich die stacheligen Riesen aneinander und ihre schmackhaften Früchte leuchten schon von der Ferne. Man glaubt zwangsläufig, dass es sich um einheimische Pflanzen handelt. Dem ist aber nicht so, denn der Feigenkaktus mit dem botanischen Namen Opuntia ficus-indica stammt aus Amerika. Mit über 200 Arten ist er inzwischen von Kanada bis Patagonien überall zu finden.
Trotz seines stark wasserhaltigen Pflanzenkörpers gibt es eine Vielzahl an winterharten Arten. Er wird auch vielfach als Ohrenkaktus bezeichnet und das ist seinen Ohrenförmigen Blättern zu verdanken. Manche bezeichnen ihn sogar als Prinz Charles-Kaktus. Diese Kakteenart wird in vielen Ländern aufgrund ihrer scheibenförmigen Flachsprossen, die sich wie Kettenglieder zu zweigartigen Gebilden aneinander reihen, auch Scheibenopuntie genannt. Zu dieser Gruppe gehören vor allem die starkwüchsigen Arten.
Mit den Seefahrern nach Gran Canaria
Mit den Seefahrern gelangten sie schließlich in die ganze Welt und so auch auf die Kanarischen Inseln. Einst war der Feigenkaktus bei den Menschen auch als Schutz vor unerwünschten Besuchern oder Tieren sehr beliebt, wozu er sich aufgrund seiner Wehrhaftigkeit, seiner Stacheln und des starken Wuchses gut eignete. Sehr schnell erkannte man aber auch die besondere Eignung als Fruchtpflanze mit sehr vielen Einsatzmöglichkeiten.
Kakteenfreunde lieben diese Pflanze weil sie eine andere Form als übliche Kakteen haben. Weder ist es eine Säule noch eine Kugel. Und die Ohren machen die Opuntie besonders attraktiv. Zudem tragen sie an den Früchten Büschel von sogenannten Glochiden oder Angelborsten. Dieses sind, um den sichtbaren Stachel herum, unscheinbare, harmlos wirkende kleine Borsten mit Widerhaken. Wenn diese in die Haut eindringen hat man Wochen oder sogar Monate „Freude daran“. Es juckt fürchterlich und kann sogar zu schlimmen Entzündungen führen.
Daher Vorsicht: Beim Umgang mit Opuntien immer Handschuhe anziehen und eine Splitterpinzette bereithalten. Am besten man benutzt spezielle Zangen. Hier auf den Kanarischen Inseln gibt es ja ein sehr gutes Beispiel für die vorübergehende Blüte eines sehr starken Wirtschaftszweiges: Die Produktion des roten Farbstoffes durch die Cochenille-Laus (siehe Bericht in dieser Ausgabe).
Feigenkaktus - mutig in der Küche
Die Früchte der Feigenkakteen sind sehr schmackhaft, vitaminreich und gesund. Für Säfte, Gelees oder Konfitüren kann man sie gut verarbeiten, da sie mit ihrem leicht süß-säuerlichen Geschmack eine feine Note verleihen. Feigenkaktusmarmelade wird gerne von Urlaubern mitgenommen. Früher wurden die jungen Blätter des Feigenkaktus gerne wie folgt verarbeitet. Sie wurden geerntet, geschält und in dünne Scheiben geschnitten, paniert und dann in der Pfanne gebraten wie ein Schnitzel. Das ist nicht nur für Vegetarier eine neue kulinarische Erfahrung.
Anm.: Andreas Dacke von Montecristo verrät exklusiv für Viva Leser ein feines Gericht das leicht nachgekocht werden kann (siehe Rezept).
Unterschätzt: Nährwert
Die Blätter der Kakteen enthalten auch hochwirksame Stoffe gegen Ausschläge und Allergien und sind gut für Haut und Haare. So wurde ich selbst einmal Zeuge wie bei einer Urlauberin in der Masca-Schlucht, die wegen ganz starker Schuppenflechte den ganzen Tag mit einem langarmigen Pulli unterwegs war, durch das Auflegen eines Blattstückes, dieser Hautbereich schon nach etwa 2-3 Stunden komplett sauber war.
Feigenkakteen sind vor allem reich an Ballaststoffen und können Verstopfung vorbeugen. Ihre Fasern absorbieren Wasser und beschleunigen den Verdauungsweg der Nahrung und regulieren den Stuhlgang. Sie sollen die Magen-Darm-Schleimhaut schützen und so auch Magengeschwüre verhindern. Zudem hat man schneller ein Sättigungsgefühl, was gut ist um Fettleibigkeit vorzubeugen. Sie sind zudem reich an Vitamin A, B, C und K sowie Kalzium, Kalium, Phosphor und Sodium. Ein herausragender gesundheitlicher Aspekt der Kaktusfeige ist ganz klar das Ergebnis einer Studie, wonach sich bei regelmäßigem Verzehr der Früchte erkrankte Leberzellen wieder regenerieren sollen. Dieses wäre für viele Betroffene ein Segen und eine sehr gute Hoffnung. Es bleibt nur zu hoffen, dass an diesen Dingen weiter geforscht wird und das gute Produzenten diese Früchte weiterhin kultivieren und Produkte entwickeln, die das ganze Jahr über zur Verfügung stehen.
Wer diese Pflanzenart in seinem Garten als Zierpflanze oder als Fruchtgehölz haben möchte, der verzichtet natürlich gerne auf die Färberlaus bzw. andere auftretende Schädlinge. Dabei helfe ich Ihnen natürlich gerne, nämlich zu einem schädlingsfreien Garten ohne Gift.
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Siehe auch
Zauberhafte Natur: Kanarische Flora - typisch oder endemisch?
Überblick typisch kanarischer Flora
Kaktusfeigenpüree, der Star zur knusprigen Entenbrust