Noch vor wenigen Jahren wuchsen in den meisten Gärten hauptsächlich Heil- und Küchenkräuter, wie z. B. Pfefferminze oder robuster Garten-Salbei. Alles andere war verschwunden oder ganz einfach in Vergessenheit geraten. Die Wirtschaft hat uns manipuliert und verwöhnt. Man hat uns glaubhaft gemacht, dass künstlich hergestellte Aromen und Heilmittel viel einfacher, wirkungsvoller und auch besser seien. Es ging ja auch so genial einfach. Tütchen oder Flasche auf und los, schon ist die Speise gewürzt oder im Krankheitsfall wieder alles im Lot.
Oma und Opa waren klüger
Wie oft hört man jemanden sagen: „Meine Oma hatte da ein so tolles Rezept. So etwas Leckeres habe ich nie mehr bekommen, aber leider weiß ich nicht, wie sie es gemacht hat. Oder meine Mutter war so eine tolle Köchin und gleichzeitig auch Krankenschwester für meine Geschwister und auch für mich.“
Hätten wir doch nur besser bei Vater und Mutter oder bei Opa und Oma oder gar den Urgroßeltern hin geschaut und zu gehört. Wir hätten vieles lernen können. Wenn man selber im Garten herum experimentiert dann kann das auch ganz schön gefährlich sein. Warum haben wir uns so einen Blödsinn überhaupt einreden lassen.
Alles aus dem eigenen Garten
Ein wahrer Genuss und auch alle kleinen und großen Schmerzen und Gebrechen waren im Nu vergessen durch ihre tollen Tees, selbstgemachte Salben oder Umschläge und das alles aus der Natur, das sie bei ihren Streifzügen durch Wiesen, Felder und Wälder einsammelten. Wir waren gesund. Leider haben wir uns nicht dafür interessiert und sie haben meistens nichts schriftlich hinterlassen.
Heutzutage will man wieder zurück zur Natur. In Großstädten in Deutschland werden sogar Kräuterseminare für Kinder angeboten und die Kleinen entdecken die Natur mit Begeisterung. Was man da so alles finden kann und auch noch lecker schmeckt, wenn es richtig schön fertig gemacht ist. Der Duft und der Geschmack verzaubern förmlich.
Bei diesem Trend zur Natur tauchen immer wieder neue Züchtungen auf, die den Markt erobern. Gerade jetzt in den Sommermonaten werden wir von fruchtigen, duftenden, erfrischenden Aromen überhäuft. Und die gesunden „grünen Drinks Smoothies“ sind inzwischen ein richtiger Hype. Gleiches gilt für Kräutertees, die das eine oder andere Wehwehchen beseitigen und man sich so u. U. Medikamente ersparen kann.
Neue Geschmackserlebnisse
Süß duftende Blüten und Blätter mit dem Geschmack reifer Ananas, Orangen, Erdbeeren oder Pfirsiche – die Auswahl an Sommerkräutern mit Fruchtaromen ist groß und selbst exotische Arten sind erstaunlich pflegeleicht. Egal ob Zitronenminze, Orangenminze, Zitronenstrauch oder was auch immer, sie können sich ihre ganz eigenen Geschmacksfavoriten zaubern. Denken wir an Fruchtsalbei, dort kann man sich jederzeit ein paar Blättchen abzupfen und je nach Art das unverkennbare Aroma von Ananas, süßem Pfirsich oder herber schwarzer Johannisbeeren erschnuppern.
Mein Favorit ist nach wie vor Ananas-Salbei mit Apfelsaft. Da genügen zum Aromatisieren oft schon 2 oder 3 Blätter. Auch bei Basilikum gibt es immer mehr exotische Varianten. Probieren sie doch einmal Auslesen mit Zitronenduft und ergänzen diese mit süßem anisartigen Thai-Basilikum oder zimtduftendem Mexikanischen Gewürzbasilikum. Sie werden bei Ihren Speisen und Getränken ganz neue Geschmackserlebnisse haben und ihre Familie und auch ihre Freunde und Bekannten werden sie dafür lieben und verehren.
Uraltes neu entdeckt
Jeder der sich eine Kräuterecke im eigenen Garten anlegt, kann ganz gezielt auf seine eigenen Bedürfnisse und Gelüste eingehen. Jeder weiß selbst am besten wo es ihn manchmal drückt oder wo der Zahn der Zeit für allerlei Gebrechen sorgt. Beim Geschmack und in der Küche ist es nicht anders. Sie genießen täglich Salat mit Kräuterdressing und können von herrlicher Pasta in Salbeibutter gar nicht genug bekommen oder von Pellkartoffeln mit einer besonders tollen Mojo-Soße?
Mit nur einem Beet in der Sonne ist die tägliche Portion Wohlgeschmack durch frische Kräuter bereits gesichert. Selbst wer keinen eigenen Garten hat, braucht nicht verzagen. Die Pflanzen gedeihen sehr gut in Pflanzengefäßen und das sieht auch noch nett aus. Hier heißt das Motto: „Je größer der Topf, desto besser“. Bei unserem kanarischen Klima trocknen die Pflanzen in zu kleinen Töpfen schnell aus und sie müssen sie häufig gießen und ernten trotzdem nur wenig.
Die Kraft der Erde
Eine Pflanze, der dauernd die Blätter „weggefuttert“ werden, braucht Kraft und gute Laune, um wieder neues Grün zu bilden. Das mit der guten Laune besorgt die Sonne. Dort wo sie viele Stunden scheint, fühlen sich Kräuter pudelwohl. Die Kraft stammt aus der Erde. Je mehr gute Erde den Wurzeln zur Verfügung steht, desto schneller sprießen die Blätter.
Klar, es gibt heute alles frisch zu kaufen. Aber viele beschleicht zunehmend ein Unbehagen angesichts der Fülle aus Massenproduktion oder den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Leider lesen wir solche Schlagzeilen immer wieder in den Medien.
Selbst Sterneköche legen sich oftmals ihren eigenen Kräutergarten an. Und auch Heilpraktiker und Mediziner setzen zunehmend auf Mutter Natur. Sie ist unser höchstes Gut und denken sie immer daran: „Das Glück wächst und blüht am Wegesrand, vorausgesetzt man ist auf dem richtigen Weg.“
Schumacher, Gärtnermeister