Haben Sie schon einmal durch einen gesprengten Felsen gegolft? Haben Sie schon einmal von Klippen (beinahe) in den Atlantik abgeschlagen? Hatten Sie schon einmal Ausblicke von solcher Schönheit erlebt, dass Ihnen vor Begeisterung das Herz beinahe stehen geblieben ist. Nein? Wenn Sie Golfer sind, dann sollten Sie sich einen Golftag in Anfi Tauro gönnen, ein Golfplatz, der quasi direkt in die Felsen des Gebirges hineingebaut wurde und als blumenreiche Brücke zwischen Atlantik und Gebirge angesehen werden kann. „Unglaublich - hier soll ein Golfplatz sein?“ fragt der erstaunte Spieler, sieht er von der Autobahn die Richtungspfeile, die ihn zum Platz weisen. „Hier sehe ich Felsen, dazwischen ein paar grüne Flecken, sonst Schotter. Hier kann man Golf spielen?“ Glauben Sie mir, man kann, nein, man muss hier gespielt haben. So etwas sieht man auch als weitgereister Golfer selten. Anfi Tauro ist anders. Anfi Tauro ist Anfi Tauro, ein Mix aus Felsen, Wüste, Kakteen und exotischen Pflanzen. Es gibt nur Fairways und Grüns, dazwischen Schotterhalden, teilweise aus Lavagestein, statt Rough-Bereiche.
Bei der ersten Runde hier seien Sie gnädig mit sich, Sie werden wenig Golf spielen, dafür umso mehr fotografieren. Man sieht den Platz eingangs nur durchs Objektiv, man weiß nicht so genau, welche Ecke, welchen Ausblick, welches Blumenarrangement oder welche Kakteenkreation man zuerst festhalten soll.
Spiel im Berg
Dieser Platz befindet sich im Süd-Westen der Insel, ziemlich in der Mitte zwischen Maspalomas und Puerto de Mogan. Der im Arizona-Stil entworfene 18-Loch Meisterschaftsplatz erstreckt sich auf einer Fläche von über 650.000 qm und wurde 2006 eröffnet. Kakteen, Sand und Felsen, soweit das Auge reicht. Wüstenfeeling macht sich breit. So könnte es in Arizona aussehen. Der Bau des Platzes soll kolportierte 20 Millionen Euro gekostet und 10 Jahre gedauert haben. Er wurde in die Bergwelt von Anfi hineingesprengt, man spielt quasi im oder durch den Felsen. Wunderbar erkennt man die vielen Schichten des Lavagesteins, aus denen die Insel vor Millionen Jahren entstanden ist. Die Platzdesigner und Bauingenieure haben hier ein wahres Wunder vollbracht.
Die ersten 3 Löcher befinden sich noch in der Ebene, hier spielen sie leider etwas nahe an der Straße. Jedoch ab Loch 4 eröffnet sich die wunderbare Felsenwelt, es geht hinauf auf die erste Kuppe, der Weg dahin ist umrankt von einem Riesenbusch Bouganville. Der erste Blick über den Atlantik, traumhaft. Der Abschlag aus der Höhe, das Fairway erscheint weit weg, sollte präzise sein. Andernfalls verschwindet der Ball auf Nimmerwiedersehen zwischen den Felsen oder im Schotter. (Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche und habe hier immer eine extra Ration Bälle mit, die verlorenen zähle ich gar nicht.)
Loch 6 ist eines der schönsten am Platz. Hier werden Sie verzaubert innehalten und diesen Blick auf den Atlantik, die Palmen und die Felsenpyramide ganz tief in Ihr Herz aufnehmen - Sie werden dieses Bild nie wieder vergessen.
Bei Loch 8 liegt das Grün tief im Felsen, sollten Sie zu weit schlagen, werden die Felsen den Ball zurückschlagen oder behalten, das weiß man hier nie so genau. Die ersten 9 Löcher sind die „leichteren“. Ab Loch 10 geht es echt zur Sache. Die Bahnen führen Sie auf schwindelnde Höhen (Loch 12 und 13) und Sie werden erleben, wie weit ein Fairway entfernt sein kann und wie schwierig es ist, dieses zu treffen. Ich habe ja noch gar nicht die Bunker erwähnt, die es natürlich auch noch, quasi als Erschwerniszulage, auf diesem Platz gibt.
Buggy ist ein Muss
Diesen Platz zu Fuß zu erobern ist zwar nicht verboten, jedoch nicht ratsam. Sehr weit sind verschiedene Abschläge voneinander entfernt, extrem steil manche zu erklimmen und die Verbindungswege führen ausschließlich über Asphalt. Ich habe so manche, auch junge und sportliche Golfer gesehen, die, etwas kleinlaut, nach dem 9. Loch in ein Buggy umgestiegen sind.
Achtung Fussgänger!
Ein Nachteil auf diesem Platz sind die ahnungslosen, spazierenden Urlauber, die oft gar nicht wissen, dass sie sich auf einem Golfplatz befinden. Sie gehen seelenruhig über das Fairway, freuen sich über Gras und Blumen in der sonst kargen Landschaft. Auf ein gebrülltes „Fore“ reagieren sie befremdet „Warum schreit der so“? Gleich nach dem Abschlag zu Loch 2 gibt es einen Richtungspfeil für Strandurlauber „Beach“. Unverständlich für Golfer, denn viele Gäste benutzen diesen Weg vom Hotel zum Strand. Was denkt sich hier der Golfplatzbetreiber?
DAS ENDE DER RUNDE
Loch 18 ist ein wunderschönes Par 5, Abschlag ganz oben in den Felsen. Fairway zu treffen wäre gut, allerdings ist dies für die Herren schmale 120 m entfernt, dazwischen liegt das immer präsente Arizona-Feeling, also Schotter und Kakteen. Das Fairway führt entlang eines wunderschön angelegten Teiches ins Tal bis zu dem von zahlreichen Bunkern bewachte Grün. Sie lochen mit einer 5 oder 6 ein und wollen ins Clubhaus. Und sind ein bisschen enttäuscht, denn ein Clubhaus im üblichen Sinne gibt es nicht. Neben dem Platz steht ein eher uncharmantes, kühl anmutendes Hotel mit Restaurant, ohne Flair und Esprit. Sie essen und trinken neben dem Kinder-Pool bzw. der Badelandschaft des Hotels. Hier ist leider nichts von Golfathmosphäre zu spüren, auch nichts vom bezaubernden Flair Gran Canarias. Opfern Sie lieber 25 Minuten Autofahrt Richtung Westen und entdecken Sie den wunderschönen Ort Puerto de Mogán. Kehren Sie dort ein, es lohnt sich.
FAZIT
Dieser Platz ist ein MUSS für jeden golfenden Urlauber in Gran Canaria. Allerdings sollten Sie auf diesem Platz die Golfregeln etwas „erweitern“, schon Ihren Schlägern zuliebe. Die Ausblicke sind atemberaubend, die Fairways und Grün in wunderbarem Zustand, die gesamte Anlage unvergleichlich. Schönes Spiel!
Der 9-Loch-Par-3-Platz am Fuße des großen Platzes muss nicht sein, er ist teuer, liegt gleich neben der Straße, bietet keine Ausblicke, ist einfach nicht spielenswert.
STECKBRIEF
Anfi Tauro Golf
Bco. Del Lechugal, Valle de Tauro s/n, 35138 Mogán, Gran Canaria
Tel.: (+34) 928 560 462
Fax: (+34) 928 063 755
E-mail: proshopgolf@anfi.es
www.anfi.com
Preis: Greenfee pro Person 105 Eurom Buggy 20 Euro pro Person, verschieden Preisvariationen durch 4, 6, oder 12 Green Fee-Vouchers.