Ausgabe Nr.
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J M upload 03.11.2017, Viva Edition 126 | Print article

Gran Canaria Walking Festival 2017 (Route 4): Astronomie und Observatorien

Teil 4: Mit dem vierten und letzten Teil aus unserer Serie zum 6. Internationalen Walking Festival Gran Canaria schließen für dieses Jahr mit einem besonderen Erlebnis ab. Das Wort Superlative rutscht uns schnell aus dem Mund.

Doch wenn ein Thema dieses Wort verdient, dann ist es der Kosmos mit seinen unendlichen Weiten. In einer sternenklaren Nacht kann sich kaum jemand dieser Magie, die vom Weltall ausgeht, entziehen. Wir suchen nach bekannten Sternbildern oder wünschen uns etwas, wenn wir eine Sternschnuppe quer über den Horizont vorbei ziehen sehen.

Auf den Kanaren aber strahlen die Sterne noch heller und das ist nicht einfach lapidar aufgrund von Patriotismus daher gesagt. Das hat verschiedene Gründe. Mithalten können da nur wenige Regionen in der Welt, wie z. B. Hawaii. Sie befinden sich, würde man gedanklich quer durch den Erdball reisen, auf dem Archipel genau gegenüber.

Astronomische Nachtroute

 

Termin: Sa., 11. November

Bei der angebotenen Nachtwanderung am 11. November können Sie sich davon überzeugen. Diese Tour führt mitten ins Herz von Gran Canaria, hoch auf die Berge und fern von urbanen Zonen. Dort hat man einen fantastischen Blick auf die Caldera de Tejeda, atemberaubend ist allerdings der Blick nach oben.

Beim Walking Festival unterstützen Experten die Wanderführer mit kompetenten und interessanten Erläuterungen und lüften dabei auch einige Geheimnisse. Mit einem starken Laserpointer werden bestimmte Stellen markiert (Sternenkonstellationen, Nebulas, Ringe um Saturn), damit die Teilnehmer den Erklärungen folgen können. Die zwei Teleskope sind ein Traum für Hobbyastronomen, man kann beispielsweise die Krater auf dem Mond klar erkennen.

Warum ist der kanarische Himmel so speziell?

Seit dem ersten Teleskop aus dem Jahr 1608, dem Galilei-Fernrohr, hat sich viel getan. Die modernen Weltraumteleskope von heute ‚sehen‘ in extreme Weiten des Weltalls und das in verschiedenen Modi, von UV bis Infrarot. Zudem sind sie an hochkomplexe Systeme angebunden, welche den Forschern eine schnellere Auswertung und Analyse ermöglichen. Mit den verschiedenen technischen Funktionalitäten will ich Sie nicht langweilen (es würde zudem den Rahmen bei weitem sprengen).

Die außergewöhnlich gute Qualität des Himmels über den Kanarischen Inseln bietet sich für astronomische Beobachtungen gerade zu an. Die Nähe zu Europa ist gegenüber anderen Standorten, wie beispielsweise Hawaii oder Chile ein weiteres Plus für internationale Organisationen.

Ein wesentlicher Faktor für den Bau von Sternwarten ist allerdings der Grad der sogenannten Lichtverschmutzung. Darunter versteht man die Aufhellung des Nachthimmels durch zumeist künstliche Lichtquellen, welche einen negativen Einfluss auf astronomische Beobachtungen des Nachthimmels haben. In Europa und den USA sind über 99 Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Weil Bilder mehr erzählen als tausend Worte, veranschaulichen wir es mit einer Nachtaufnahme unserer Erde (siehe Foto 02).

La Palma: Pionier beim 'Lichtschutz'

Beim Lichtschutz nimmt die kleine Insel La Palma weltweit eine Pionierstellung ein, denn schon 1988 erließ man das erste einschlägige Gesetz „Ley del Cielo“. Dieses soll nicht nur vor Lichtverschmutzung schützen, sondern regelt auch öffentliche, private und gewerbliche Außenbeleuchtungen, sowie den Betrieb von Funksendern etc., welche die Qualität der Atmosphäre negativ beeinflussen könnten. Die UNESCO ernannte 2012 La Palma schließlich zum „Starlight Reserve“. Dieses Konzept lehnt sich an jenem der Biosphärenreservate an, nur dass hier herausragende Orte die Sternbeobachtung zum Inhalt haben.

Seit einigen Jahren versucht man in La Palma die Zusammenhänge zwischen der indigenen Bevölkerung und der Archäologie zu erforschen. Die Ureinwohner, genannt Awara, beteten in ihrer Kultur die Sonne, den Mond und die Sterne an und es scheint so, als ob sich viele archäologische Kultstätten in einem Kontext zu den Bewegungen der Gestirne, der Sonne und des Mondes befinden.

Neue Nische für den Tourismus

Inzwischen setzt man auf den Kanaren auch auf die Vermarktung der Sternbeobachtung in der Tourismusindustrie als eine besonders einzigartige Nische. Darunter fallen Führungen in das gigantische Observatorium oder auch Nachtwanderungen (siehe Foto 04 auf Gran Canaria 2016).

Sternwarte Roque de los Muchachos (ORM)

Diese Sternwarte (siehe Foto 01a und 01b) hat einen Durchmesser von 10,4 Meter und ist auf einer Höhe von 2.396 Metern auf der kleinen Insel La Palma installiert. Das Areal umfasst 189 Hektar und beinhaltet eine umfassende Infrastruktur, wie z. B. diverse Forschungsebenen, eine Küche, Freizeiträumlichkeiten und natürlich Unterkünfte für die aus über zwanzig Ländern stammenden Forscher. Regelmäßig werden zudem Führungen für Schüler und Astronomieinteressierte durchgeführt.

Observatorium La Palma - bald noch größer?

Im März 2017 unterzeichnete das IAC4) eine Vereinbarung mit dem TMT, die internationale Vereinigung für Weltraumforschung. Darin werden die Konditionen geregelt für den Fall, dass der angestrebte Bau eines dreißig Meter Teleskops doch auf La Palma gebaut wird und nicht auf Hawaii. In dem Dokument wird der Zugang zu Infrastruktureinrichtungen, wie z. B. Wasser, Strom, Straßenanbindung etc., sowie die Verwendung des bisherigen Teleskops bzw. dessen Demontage, geregelt. Im Gegenzug dafür erklärt sich die inetrnationale Organisation TMT bereit, La Palma und Teneriffa zehn Prozent der Beobachtungszeiten zur Verfügung zu stellen.

Hintergrund: Ursprünglich ist für dieses Superteleskop Maunakea auf Hawaii der bevorzugte Standort. Doch nachdem sich dort ein ‚heiliges Gebiet der Urbevölkerung“ befindet und sich der Widerstand der Bevölkerung intensiviert, steht eine Realisierung in den Sternen.

Also könnte La Palma als Alternative bald Wirklichkeit werden. Ed Stone, der geschäftsführende Direktor des TMT, wolle sicherstellen, dass man gegebenenfalls mit dem Bau im April 2018 beginnen könne, wie er im März 2017 bei Vertragsunterzeichnung gegenüber der Presse mitteilte. Gegenwärtig läuft unter dem Namen „Las Cumbres Observatory“ eine Ausschreibung, welches den Weltraumforschern durch ein neues international vernetztes System Beobachtungen über durchgängig längere Zeiträume ermöglichen wird. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringen wird …