Man muss nicht immer in die Ferne schweifen, denn manchmal liegt das Gute vor der Haustür. Dieses Mal entführe ich Sie nicht in einen Gourmettempel, der exotische Speisen mit unaussprechlichen Namen serviert oder wo man sich extra schick kleiden muss, um überhaupt hinein zu dürfen. Auf die Idee kam ich durch mehrere Anfragen meiner Leser, die mich baten, auch mal kanarische Restaurants vorzustellen. Da wurde mir bewusst, dass ich bei all meinen Bemühungen die ‚Creme de la Creme‘ zu suchen, diese naheliegenden Wünsche völlig aus den Augen verloren habe.
La Cabañita Park - keine Touristenfalle
Ein ganz lieber Freund hat mich bei einer Einladung dazu inspiriert ein bekanntes Restaurant wiederzuentdecken. Conclusio: Es lohnt sich, sich selbst ein Bild zu machen und sich nicht auf die Meinungen anderer zu verlassen und einem Restaurant immer eine zweite Chance zu geben.
Einige Kilometer von Maspalomas entfernt, genau auf der Straße in Richtung Palmitos Park, liegt nur wenige hundert Meter nach der Dromedarzuchtstation das Grillrestaurant La Cabañita Park. Es ist erstaunlich, dass es abseits von urbanen Zonen und noch dazu in einer optisch wenig ansprechenden Gegend seit über dreißig Jahren besteht. Auf der anderen Seite kann man es durchaus als einen Vorreiter betrachten, der sich schon früh auf den Tourismus eingestellt hat und die Gäste mit dem kanarischen Gusto verwöhnen möchte.
Begonnen hat es mit einer kleinen Holzhütte, wovon sich auch der Name ableitet. Allerdings ist diese ‚Hütte‘ im Laufe der Jahre enorm gewachsen und bietet heute Platz für hunderte Gäste, bei Tag und Nacht, denn sie öffnen täglich ab 12.00 Uhr. Man darf sich nun keine großen sterilen Hallen vorstellen, der Charme blieb erhalten. Überall gibt es entzückende Nischen, die eine wohlige Atmosphäre ausstrahlen. Blumen in allen Ecken, die sich auch über die Balken ranken. Es gibt so unzählige Details, die man erkunden kann, von Trödel bis Antiquitäten, Kitsch bis Kunsthandwerk.
Das Publikum ist bunt gemischt, Touristen wie Residenten, Ausländer wie Einheimische. Wir suchen uns eine nette Ecke und studieren die Karte. Wenn schon einheimisch essen, dann dürfen die bei den Touristen so beliebten kleinen Schrunzelkartöffelchen mit Mojo Soße (Papas arrugadas) nicht fehlen. Ein Salat ist Pflicht, die überbackenen Auberginen, die mit Palmhonig glasiert wurden, eine Kür.
Der 'kanarische Husarenhut' & Co
Es ist naheliegend, dass in einem Grill-Restaurant Fleisch auf den Tisch muss und wir entdecken einen sogenannten „Husarenhut“(So stand es auf der deutschen Karte). Auf der spanischen Menükarte steht „Sombrero Canario“. Klingt exotisch und schon haben wir die Wahl gefällt. Nachdem es sich um eine Speise für zwei Personen handelt, müssen wir die zuvor angestrebte Paella mit Meeresfrüchten verwerfen. Verschiedene Variationen davon werden angeboten (13,95 Euro). Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Wir erfahren, dass das angebotene Fleisch im Restaurant La Cabañita Park größtenteils aus Uruguay stammt und Grillmeister Javi dafür sorgt, dass es in seinem riesigen Grill ordentlich und fachgerecht zubreitet wird – nicht aber für uns an diesem Nachmittag. Der „Sombrero Canario“ besteht aus einer Platte mit drei Sorten Fleisch: Entrecôte, Solomillo de cerdo (Schwein) und Solomillo de vacuna (Rind). Jeder der beiden Gäste erhält einen Teller mit Bratkartoffeln und gegrilltem Gemüse (Foto 01). Dann wird ein hutförmiges, gusseisernes Gestell gebracht (Foto 02) und Javi erklärt uns: „Die jeweiligen Fleischstücke auf die heiße Oberfläche dieses Hutes legen, die durch die kleinen Nägelchen auch nicht abrutschen können. In der Hutkrempe befinden sich Gemüse und Garnelen im Saft und diesen mit einem Löffel zwischendurch über das Fleisch gießen (Foto 03).“ Es ist also eine Art Mischung aus Fondue und Raclette auf kanarische Art. Dazu werden drei Soßen serviert: Champignonsoße, mexikanische Soße und Senfsoße.
Ein 'Freudenhaus' für starke Esser
Wir haben die Größe der Portionen unterschätzt. Schon nach unseren Vorspeisen, dem riesigen Salat „La Cabañita“, den Kroketten und Papas Arrugadas sowie den köstlichen Auberginen mit Honigmarinade waren wir dermaßen satt, dass wir an den Verzehr des Hauptgerichts gar nicht mehr denken konnten. Es war schon fast anstrengend, und nur der Mangel an Disziplin sorgte dafür, dass wir das komplette Fleisch verspeisten. Zudem war es irgendwie lustig, weil man als Gast ‚beschäftigt‘ ist. Der Obolus für den ‚Sombrero‘ schlug sich mit 17,90 Euro pro Person zu buche. Nur das Dessert schafften wir nicht mehr.
Aus journalistischer Routine heraus fragte ich, was denn die Spezialität des Hauses ist und prompt kam die Antwort: „Spareribs, das definitiv meist verkaufte Gericht in unserem Restaurant.“ Und obwohl mein Hosenbund sich nach diesem Essgelage unangenehm eng um meine Taille spannte, lief mir schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Also beschloss ich in Gedanken, noch ein weiteres Mal zu kommen, um mich vom Geschmack zu überzeugen.
Kult: Spareribs
Mit zwei Freundinnen fand ich mich für die zweite Runde ‚Recherche‘ ein und dachte wieder einmal „Ich liebe meinen Job“. Eigentlich hätte ich aus Erfahrung meines Erstbesuchs schon ahnen können, dass es besser gewesen wäre, die Vorspeisen wegzulassen, aber ich wollte die unvoreingenommene Meinung meiner Begleiterinnen erfahren. Und so tappten wir wieder in die „Portionsfalle“. Doch es gibt eindeutig Schlimmeres auf der Welt.
An diesem Montag nachmittag bediente uns Jovanka, die seit 17 Jahren im Team ist. Mit stoischer Gelassenheit brachte sie die von uns heiß ersehnten Spareribs und beim Anblick dieser Speise rutschte uns unisono ein verzücktes „Ooh“ aus. Abgesehen von der riesigen Portion, war auch noch viel Fleisch auf den Rippchen (im wahrsten Sinn des Wortes) und mit den gegrillten Tomaten und den Bratkartoffeln ergab es einen herrlichen appetitlichen Anblick (siehe Foto 04).
Ivanka instruierte uns noch entsprechend. Wir sollen doch einfach mit einem Messer die einzelnen Knochen trennen und dann danach diese am Besten in die Hände nehmen und das Fleisch abknabbern. Daniela übernahm das Zepter, stach mit dem Messer in die erste Rippe. Siehe da! Schon während sie die Klinge in das Fleisch führte, fiel es förmlich von den Knochen ab. Wir mussten lachen, denn am Knochen knabbern hatte sich erübrigt, zumindest für uns, denn mein Hündchen Juan bekam die prachtvollen Knochenstücke und verschlang sie mit glückseligen Augen, die zu sagen schienen „Ich muss wohl im Hundeschlaraffenland sein.“
An der Tafel war es auffällig ruhig geworden, keine gepflegte Konversation. Wir genossen jeden einzelnen Bissen, dieser geschmackvollen Spareribs. Sie waren nicht zu scharf und die Kruste war auch noch mit Palmhonig glasiert worden. Ein Traum für Fleischtiger!
Fazit: Sehr empfehlenswertes Grillrestaurant mit echtem kanarischen Flair. An Donnerstagen und Samstagen singt ein kanarisches Duo mit Gitarrenbegleitung. Sie wandern von Tisch zu Tisch und bleiben nur stehen, wenn sie auch das Gefühl haben die Gäste nicht zu stören b.z.w. willkommen zu sein. Man will ja die Gesellschaft nicht belästigen (so hat man es mir erklärt).
Die Preise sind sehr moderat und zum Besseren Verständnis einige Beispiele:
- Spareribs (Costillas): 11,90 Euro
- Paellas ab 13,90 Euro
- Sombrero Canario: 17,90 Euro p. P.
- Papas arrugadas: 3,90 Euro
- Fisch: 9,90 bis 16.00 Euro
- Salat La Cabañita: 8,75 Euro.
Tipp: Wenn Sie das südländische Temperament „light“ genießen wollen, dann empfehlen wir einen Besuch während der Woche und dann eher am Nachmittag. Abends haben Sie ein anderes Ambiente ...
Kontakt:
Restaurante Grill La cabañita Park
Ctra. Palmitos Park 10
35100 Maspalomas, Gran Canaria
Keine Reservierung erforderlich.
Geöffnet: Täglich von 12.00 bis 24.00 Uhr.
Anm.: Live-Musik donnerstags und samstags in der Zeit von 20.00 bis 22.30 Uhr.