Lang ersehnt waren die Regenfälle, wenngleich nicht in einem derart heftigen Ausmaß, wie ihn das schwere Unwetter im September brachte. Die ausgetrockneten Böden und die Pflanzen lechzten nach Wasser. Unmittelbar startete die Natur ihre Transformation und jetzt im Spätherbst erstrahlt die Vegetation in üppiger Dekadenz. Sogar die Bergflanken und Schluchten, die durch die trockenen Sommermonate unisono in Braunnuancen die Gegenden dominierten, sind jetzt von einem grünen Flaum überzogen.
Abwechslung ist die Würze unseres Lebens und ein Picknick im Grünen ist eine nette Abwechslung für die Freizeitgestaltung. Die Inselregierung hat sich viel Mühe gegeben, um gut ausgestattete Grill- und Picknickplätze einzurichten, deren Benutzung nun wieder gestattet ist. Sie brauchen nur noch Grillkohle und Leckerbissen einpacken und können im schönen Ambiente einen entspannten Tag in der Natur verbringen. Uns es muss kein ‚Grillmeister‘ dabei sein, denn auch die kalte Küche eignet sich hervorragend für ein Picknick.
Einer dieser wunderbaren Plätze ist das herrliche Erholungsgebiet am Stausee Presa de las Niñas im Gemeindegebiet von Tejeda, das von den einheimischen liebevoll „die Schweiz von Gran Canaria“ bezeichnet wird. Er wurde erst in den 1930-ern errichtet, um Wasser der Umgebung für die Landwirtschaft zu sammeln (siehe Bericht Stauseen) und befindet sich auf einer Höhe von 900 Metern. Damit sie am Ziel nicht von etwas niedrigeren Temperaturen überrascht sind, die auftreten könnten, empfehlen wir den „Zwiebellook“, als mehrere Kleidungsschichten.
Feuer und Wasser
Wir starten unsere Exkursion in Maspalomas im Inselsüden und fahren in nördliche Richtung, durchfahren das Fataga-Tal, passieren den pittoresken gleichnamigen Ort und schlängeln uns entlang der Serpentine peu à peu hoch bis Tunte (landläufige Bezeichnung für die Hauptstadt von San Bartolomé de Tirajana).
Kurz vor der Ortseinfahrt bzw. unmittelbar nach der Aussichtsplattform befindet sich linker Hand ebenfalls ein Grillplatz (fürs nächste Mal). Wir orientieren uns allerdings weiter in Richtung Tejeda/Ayacata, eine Strecke die InselkennerInnen durch die Mandelblütenzeit bestens vertraut ist. Nach etwa zwanzig Minuten erreichen wir bereits die Erholungszone, die mit der Aufschrift „Área recreativa Presa de las Niñas“ angekündigt wird. Nach einer Stunde und zwanzig Minuten haben Sie den Picknick-Platz erreicht, wo die Luft noch sauberer zu sein scheint. An einer Flanke ziehen sich dichte Wälder der Kanarischen Kiefern bis fast zum Stausee und gegenüber erheben sich sanfte Hügel und küssen den azurblauen Himmel.
Leuchtend gelbe Akzente in Ufernähe des Stausees setzen Ginster und Goldregen und das entzückende Vogelgezwitscher deutet schon darauf hin, dass sich hier so einige Vogelarten ebenso wohl fühlen, wie beispielsweise die Blaumeise (Cyanistes caeruleus), der Buchfink (Fringilla coelebs) oder der Buntspecht (Dendrocopos major thanneri) bzw. in Ufernähe das Blässhuhn (Fulica atra), das Teichhuhn (Gallinula chloropus) und die Gebirgsstelze (Motacilla cinerea).
Fast noch beeindruckender als die Landschaft ist der Sternenhimmel, der in dieser von Lichtverschmutzung verschonten Zone mit seiner Strahlkraft verzaubert. In diesen Genuss könnten Sie kommen, falls Sie ihre Grillexkursion als Camping-Ausflug gestalten und über Nacht bleiben. Das ist dort ebenfalls möglich, kostenlos.
Höhlen und Mythen
Eine angeschlossene Wanderung ist eine weitere ideale Kombinationsmöglichkeit für ihren Picknick-Ausflug, denn gleich mehrere Routen starten hier, wie beispielsweise die Route der Höhlenmädchen zu den „Cuevas de Las Niñas“. Um die Namensgebung, dieser vom Geologen Karl von Fritsch in seiner Kartographie verwendeten Bezeichnung, reihen sich einige Mythen. Die überzeugendste - und schrecklichste - scheint die Entdeckung einer Grabhöhle zu sein, in der Skelettreste von Neugeborenen gefunden wurden. Dies könnte mit der damaligen Praxis des Kindesmordes in Verbindung gebracht werden, die mitunter von Einheimischen zur Geburtenkontrolle durchgeführt wurde.
Solche Assoziationen werden Sie bei einem Spaziergang oder einer Wanderung sicherlich nicht haben, denn nichts davon ist heutzutage zu sehen. Sie könnten beispielsweise eine längere „Drei-Stauseen-Route“ wählen. Informationstafeln am Campingplatz bieten Ihnen einen Überblick.
Tipp: Am Sonntag ist dieser beliebte Picknick-Platz sehr gut belegt und wer etwas mehr Müßiggang haben möchte, sollte einen Besuch während der Woche in Erwägung ziehen.