Ein Blick hinter die Kulissen hat so manchen Reiz, insbesondere dann, wenn es sich um erfolgreiche Unternehmen handelt. Vor einigen Monaten habe ich dank lieber Freunde ein Restaurant wiederentdeckt, das sich inmitten der Touristenhochburg Playa del Inglés befindet: Restaurant & Steak House El Poncho. Wobei semantisch betrachtet ‚Revival‘ nicht ganz korrekt ist, denn hier ist alles neu, bis auf den Namen.
In diesem einstigen kanarischen kulinarischen Tempel hat das komplette Interieur einen Neuanstrich erhalten und dafür sind der aus Gáldar stammende Paco Jiménez und sein Sohn Álvaro Jiménez verantwortlich - die neuen gleichberechtigten Partner und Eigentümer.
Klassisch trifft modern: Der vergleichsweise große Restaurantbereich bietet durch ein optisch ansprechendes Innendesign, einer dezenten Beleuchtung, dezenten Raumteilungen und diversen Nischen eine heimelige einladende Atmosphäre. Die bequemen Stühle, die Tischdecken, Stoffservietten bedienen die Anforderungen des anspruchsvolle(re)n Gastes.
Wenn der Vater mit dem Sohne ...
Paco ist eigentlich Buchhalter und ging diesem Beruf auch jahrelang nach, doch er suchte immer nach dem Kontakt zu Menschen und das persönliche Gespräche. 1992 folgte der erste mutige Schritt in diese Richtung und er eröffnete sein erstes Restaurant im Green Park. Sechs Jahre danach folgte das Restaurant Sailor in San Agustín. Parallel zog er auch noch ein Jeep Safari Unternehmen hoch, das bis 2015 aktiv war. Allerdings handelte es sich um ein sehr zeit- und personalintensives Metier mit geringen Margen - ein Grund es zu überdenken …
Sein Sohn Álvaro studierte Tourismus und lebte ein Jahr in Dortmund, was ich an seinen Deutschkenntnissen verifizieren konnte. Danach war er als Tourismusmanager vier Jahre lang in Dubai, eine aufregende Zeit, bis sich Heimweh einschlich. Also beschloss dieser Familienverband etwas gemeinsam aufzubauen, als gleichberechtigte Partner, wo jeder seine Stärken einsetzen kann. Der Umtriebige und der Stratege …
Die einzige unklare Komponente anfangs war, nicht zu wissen, wie sie zusammenarbeiten würden. Es war das erste Mal, dass sie als gleichberechtigte Partner so zeitintensiv zusammen arbeiten und irgendwie scheint es beide überrascht zu haben, dass es so gut funktioniert. Sie lassen dem jeweils anderen den Freiraum und ergänzen sich perfekt, so dass ihre Stärken sich potenzieren. Außerdem können sie sich zu 100 Prozent aufeinander verlassen und sich gegenseitig vertrauen, das ist ein weiterer Bonus in diesem Familien-Partner-Konzept. Wichtig ist: Respekt.
Alter Name, neues Konzept
Álvaro erklärt: „Uns war schnell klar, dass wir den langjährig etablierten Namen „El Poncho“ behalten wollten, jedoch das Image grundlegend verändern und zwar in jedem Bereich. Ich bin eher der strategische Kopf dahinter und konnte viele Inspirationen durch meine Reisen gewinnen. Neben dem Design ist die Veränderung der Einstellung gegenüber dem Gast eine weitere wesentliche Säule. Ein persönlicher Service, der Kunden und Kundinnen nicht einfach unpersönlich abfertigt. Wir setzen auf den einheimischen Stammgast ebenso wie auf Touristen, sei es Ausländer oder Spanier. Wir wollen die gäste nicht einfach unpersönlich abfertigen. Es hat ehrlich gesagt einige Zeit und Ausdauer erfordert, bis unser Team diesen neuen Zugang verinnericht haben, der meinem Vater und mir so wichtig ist.“ Mehrmals habe ich in diesem Lokal unerkannt gespeist und muss zugeben, dass man sich tatsächlich nicht wie eine ‚Nummer‘ fühlt und gut aufgehoben. Álvaro fährt mit seinen Ausführungen fort: „Wir sind ein Team und behandeln alle gleich. Wir, die Manager, sind Teil dieses Teams und arbeiten Seite an Seite mit. Das war für die Crew anfänglich ungewöhnlich, waren sie es doch gewohnt, dass die ‚Chefitäten‘ nur Anweisungen gaben und sich nicht immer blicken ließen. Meinem Vater und mir ist es wichtig, dass sie das verstehen und sie tun es. Unsere Belegschaft kommen gerne zur Arbeit, betreut gerne die Gäste und das spüren diese.“
Speisekarte: Mit Hirn und Herz
Die Speisekarte bietet für jeden Gusto eine kulinarische Verlockung, ohne überladen zu sein und Álvaro erläutert mir die Idee dahinter auf seine angenehme Art: „Wir wollten keinen Bauchladen, wo Pizza, Pasta, Grill etc. einen erschlagen, sondern ausgewählte internationale Gerichte mit kanarischem Bezug. Ein halbes Jahr haben wir diese mit einem angesehenen Chef erarbeitet und sind heute so froh, dass wir uns dafür so viel Zeit genommen haben und es so gut funktioniert. Wir machen alles selbst und legen höchsten Wert darauf, die Zulieferer zu kennen bzw. authentische Produkte zu verwenden, wie z. b. Iberische Spezialitäten, Meeresfrüchte, kanarisches Bauern-hof-Huhn, traditionelle Chorizo-Würste, Steaks in allen Facetten etc. Es finden sich viele regionale Spezialitäten wieder, wie z. B. der Räucherkäse aus El Hierro.“
Die Gastronomie ist eine jener Branchen, die von der Coronavirus Gesundheitskrise besonders arg getroffen wurde. Wie schaffte es das El Poncho vergleichsweise gut durch zu kommen? Álvaro erklärt: „Wir setzen auf Vielfalt bei unseren Gästen und versuchen sowohl Einheimische wie Touristen optimal bedienen zu können und das hat sich während der Zeit der Reisewarnungen ausgezahlt, denn wir konnten vieles mit Einheimischen kompensieren.“
Tapas & Co, ‚kanarisch meets international‘
Tapas sind sowohl bei Inländern als auch bei Ausländern höchst beliebt, aber das Grillrestaurant El Poncho beweist, dass es mehr gibt, als ‚papas arrugadas’. Die Gäste lieben es verschiedene Gerichte auszuprobieren und daher gibt es viele ‚kleine Speisen‘, damit man sich durch die Auswahl ‚arbeiten‘ kann. Vorweg: Die Portionen sind (für meine Begriffe) durchaus groß bemessen und
nicht mit den klassischen kleinen Tapas Portionen gleichzusetzen sind. Also Achtung, damit Sie nicht zu viele verschiedene bestellen. Das schöne im El Poncho ist, dass das Servicepersonal derart ehrlich und aufmerksam ist, dass es den Gast darauf hinweist - sollten die Augen größer sein als der Magen. Starke Esser werden glücklich sein.
Konkret geboten werden: 22 Vorspeisen, 6 ‚Crunchy Chef, 3 Supen, 8 Salate, 4 Iberische Spezialitäten. Für ihre große Vorspeisenauswahl sind sie inzwischen berühmt geworden, aber natürlich auch für die Steak-Spezialitäten. Fast möchte ich schreiben, dass ich eine Garantie geben kann, dass es Ihnen schwer fallen wird beim ersten Besuch eine Auswahl zu fällen. Hier ein Auszug aus dem Vorspeisenangebot (alle Speisen - siehe QR-Code unten)
- Gebackener Provolone Käse mit knusprigen Sonnenblumenkernen
- Gegrillter Grüner Spargel mit iberischen Schinkenspänen
- Gebackene Tomate mit Ziegenkäse und karamelisierten Zwiebeln
- Gefüllte Räucherlachsröllchen
Selbstverständlich, wie es sich für ein Steak Haus gehört, bilden die Fleischgerichte eine weitere wesentliche Säule des Angebotes, von Spareribs bis Chateaubriand, und entführen echte Fleischtiger in den Himmel.
Das Preis/Leistungsverhältnis ist im Steak House bzw. Grill-Restaurant El Ponche sehr fair, wie man es inmitten einer Touristenhochburg kaum vermuten könnte.
Die Steaks bzw. Frischfleischgerichte kosten zwischen 11,50 bis 21,50 Euro, Vorspeisen von 2,50 bis 10,50 Euro, die Suppen von 4,95 bis 6,90 Euro und Fischgerichte von 14,50 bis 17,50 Euro.
Kontakt
Grill-Restaurant El Poncho - Steak House
Av. de Tirajana, 14
35100 Playa del Inglés, San Bartolomé de Tirajana, Las Palmas
Tel.: (+34) 928 39 70 66
Geöffnet: Täglich ab 18.00 Uhr,
Reservierung erforderlich.