Die Meeresschildkröte namens Terry wurde nach ihrer Genesung am 16. März am Strand von Maspalomas wieder in die freie Natur entlassen. Ihre Geschichte bewegte ganz Großbritannien und ermöglichte seine Rettung. Seit Dezember 2006 gehört das Gewässer rund um die Kanaren aufgrund der vorkommenden Spezies zur Gruppe der besonders schutzbedürftigen Meeresgebiete der Internationalen Seeschiffahrtsorganisation IMO (engl. International Maritime Organization, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen).
Happy End für Terry, Großbritanniens bekannteste Meeresschildkröte
Am 16. März wurde Terry, eine der berühmtesten britischen Meeresschildkröten, am Strand von Maspalomas nach ihrer Gesundung wieder in die Natur entlassen. Viele Schaulustige verfolgten dieses freudige Ereignis mit großem Interesse. Die Geschichte dieser Unechten Karettschildkröte namens Terry sorgte in Großbritannien für großes Medieninteresse. Der Sender BBC verfolgte ihren Weg von der Rettung bis über die Genesung und letztlich zur Freilassung in Maspalomas.
Terry ist etwa sieben Jahre alt und überlebte als einzige Schildköte einer Herde, die an der britischen Insel Jersey im April dieses Jahres strandete. Sie litt unter einem Hypothermie-Symptom (schwere Unterkühlung). Die rührende Geschichte erregte die Gemüter und Naturliebhaber finanzierten mittels einer Crowdfunding-Kampagne schließlich den Transport zum Genesungszentrum CRFS Silvestre de Tafira1) der 15.000 Pfund kostete. Einen Monat lang wurde das Tier aufgepäppelt und wieder geheilt. Die Freilassungsaktion überwachte der Leiter dieses Zentrums, Pascual Calabuig. An diesem Tag boten 24 Grad Celsius und ein ruhiges Meer ideale Bedingungen. Terry, wurde mit einem Radar und einer GPS-Satellitenortung ausgestattet und man kann ihre lange Reise nach Amerika nun mitverfolgen (siehe Foto). Der Biologe und Veterinär Calabuig warnt schon seit Jahren vor den Folgen der Umweltverschmutzung für die Fauna. Bei etwa zwei Drittel der eingelieferten Tiere handelt es sich um Meereslebewesen. Immerhin können 75 Prozent nach ihrer Genesung wieder in die freie Natur entlassen werden.
Auf der Roten Liste der gefährdeten Arten
Seit 2006 steht die Echte sowie die Unechte Wasserschildkröte auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources). Die Unechte Karettschildkröte (span. Tortuga Boba, zool. Caretta caretta) ist die bekannteste Vertreterin der Meeresschildkröten. Von acht Spezies sind fünf vom Aussterben bedroht!
Die größten Feinde der Meeresschildkröten
In den letzten drei Jahrhunderten wurden 100 Millionen Schildkröten aufgrund ihres Fleisches getötet. Entsprechend ist ihr größter natürlicher Feind der Mensch. Neben der Nahrungsmittelindustrie werden sie auch aufgrund ihres Fettes (Kosmetik, 'heilende Wirkung' China etc.) gejagt. Die große Umweltverschmutzung (Ölverseuchungen, treibende Fischernetze, Plastikmüll etc.) des Weltmeere ist in den letzten Jahr(zehnten) zu einem enormen Problem geworden. Permanente Ölverschmutzungen sorgen für chronische Vergiftungserscheinungen. Auch wenn es an den „sauberen“ Stränden oft nicht evident ist was einmal im Meer landet, verschwindet nicht so schnell und die permanten Ölverschmutzungen gelangen in den Kreislauf der Natur.
Ein weiteres großes Problem ist der achtlos weggeworfene Müll, wie z. B. Plastik, Kunststoffe, Nylon, Kabel oder Zigarettenstummel, die von den Meeresbewohnern gefressen werden. Erfreulicherweise werden sich immer mehr Menschen über dieses Problem bewusst und agieren. Für viele Fischer ist es inzwischen eine Selbstverständlichkeit geworden kranke oder gestrandete Tiere zu melden oder den Rettungsstationen zu übergeben.
Das lange Leben
„Tortugas“ kommen in tropischen und subtropischen Gebieten und eben auch in kanarischen Gewässern vor und zwar gleich fünf der sieben Arten. Die Meeresschildkröten verbringen ihr Leben in den Ozeanen, wo sie sich von Quallen, Krebsen oder Kopffüßern ernähren. Sie sind nicht standorttreu und legen jährlich weite Strecken zurück. Wie genau sie sich orientieren wird von internationalen Wissenschaftlern noch untersucht. Man vermutet, dass sie den Meeresströmungen folgen, aber auch das Magnetfeld der Erde und die Lichtwinkel der Sonne könnten eine Rolle spielen. Das ist auch ein Grund, warum man gerettete Tiere mit den Sonden versieht.
An Land kommen die Meeresschildkröten nur, um ihre Eier abzulegen und das immer an ihrem Geburtsstrand. In dieser Hinsicht sind sie sozusagen Vaterlandstreu (Philopatrie). Wenn die Tiere schlüpfen, dann wiegen sie gerade mal zwanzig Gramm und leider ist die Sterblichkeitsrate mit neunzig Prozent sehr hoch. Stinktiere, Waschbären und Möwen sind ihre natürlichen Feinde. Jene, die es schaffen, leben dafür sehr lange. Die Lebenserwartung liegt bei 150 bis 200 Jahren.
Die Spezies der Meeresschildkröten (span. „tortugas“) in kanarischem Gewässer
Sechs von insgesamt acht Spezies der Meeresschildkröten kommen in Kanarischen Gewässern vor bzw. fünf im Meer vor Fuerteventura.
- Unechte Karettschildkröte (Tortuga boba, zool. Caretta Caretta). Diese ist die am meist verbreitete Spezies in Kanarischen Gewässern.
- Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata)
- Suppenschildkröte (Tortuga verde, zool. Chelonia mydas - Foto 02)
- Lederschildkröte (Tortuga laúd, zool. Dermochelys coriacea - Foto 03)
- Carey (Eretmochelys imbricate)
Fuerteventura ist Vorreiter als Biosphärenreservat
Fuerteventura mit den traumhaft weißen Sandstränden und dem türkisfarbenen Wasser inzwischen viel mehr als nur ein Urlaubsparadies. Im Jahr 2009 wurde die Insel von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt und die Inselregierung setzt mit seinen ambitionierten Programmen auf den Schutz und Erhalt der Umwelt.
Im Jahr 2012 wurde im Süden der Insel in Zusammenarbeit mit den Kap Verden ein Projekt zur Wiederansiedlung der Unechten Karettschildkröte gestartet. Nachdem, wie schon eingangs erwähnt, die Tiere immer an den Strand ihres Schlüpfens zurückkommen, wurden Eier aus Cabo Verde nach Fuerteventura gebracht. Unter fachmännischer Aufsicht und unter optimalen Lebensbedingungen verbringen die Tiere ihr erstes Lebensjahr in dieser Aufzuchtstation bis sie etwa das zehnfache ihres Gewichts erreicht haben (200 Gramm). Das war zu diesem Zeitpunkt in Europa einzigartig. Nur in Mexiko und Kalifornien gab es ähnliche Projekte.
Die Station in Fuerteventura (Foto 04a und b) umfasst 22 Salzwassertanks, zwei davon mit einem Fassungsvermögen von jeweils 7.500 Liter. Die Speisung erfolgt direkt mit Meerwasser. Heute umfasst die Population um die fünfzig fortpflanzungsfähige Schildkröten. Zudem wurden schon mehrfach Jungtiere am Strand von El Cofete, wo sie geschlüpft sind, in die freie Natur entlassen. Das 14 Quadratkilometer große Areal wurde von der Inselregierung zur Verfügung gestellt. Veterinäre kümmern sich hier natürlich auch um verletzte Tiere, die von Rettern gebracht werden.