Die Kanarischen Inseln sind wegen ihres vulkanischen Ursprungs mit steilen Berghängen und zerklüfteten Schluchten überzogen. Aufgrund dieser geologischen Gegebenheiten war die Fortbewegung der Menschen eine große Herausforderung. Ziegen dagegen kommen mit diesen Voraussetzungen bestens zurecht. Nun waren die Ziegen das wichtigste Nutztier für die Ureinwohner und einen Nutzen kann man natürlich nur ziehen, wenn die Tiere in Reichweite bleiben. Aus der Not machten die Altkanarier eine Tugend und entwickelten eine Fortbewegungsart, mit der sie den Ziegen im schwierigen Gelände Paroli bieten und so ihre Herde zusammenhalten konnten.
Aus der Not ... eine Tugend
Mithilfe eines Holzstabes “hüpften” schon die Altkanarier über unwegsames Gelände quer durch den Barranco. Diese Art der Fortbewegung erforderte einiges an Übung, doch hinkten sie in der Geschwindigkeit den tierischen Vorbildern um Nichts nach. Foto Nr. 2 stammt aus dem Themenpark El Mundo Aborigen und zeigt einen Steinmetz aus der Zeit der Ureinwohner. Der Stab, der einst zur Fortbewegung diente und heute als Sportgerät verwendet wird, hat auf jeder Insel einen anderen Namen. Auf Gran Canaria sogar mehrere, Garrote, Palo oder Regatón, auf Teneriffa und La Palma heißt der Sprungstab Lanza, Asta auf La Gomera und auf den östlichen Inseln wird der Stock noch heute als Lata bezeichnet.
... aus der Tugend ... ein Sport
Wenn damals aus der Not eine Tugend wurde so ist heute daraus ein Sport geworden. Niemand verfolgt im 21. Jahrhundert Ziegen mit Stäben den Hang hinunter, aber junge und nicht mehr so junge Menschen messen sich gerne in dieser kanarischen Sportart, die dem Stabhochspringen nicht unähnlich ist. Die Inselregierung von Fuerteventura hat sich zur Aufgabe gemacht, den „Salto del Pastor“ (Hirtensprung) und andere traditionelle Bräuche am Leben zu erhalten und zu fördern. An die 15 junge Sportler nahmen zuletzt an einem Lehrgang teil, der vom geübten Hirtenspringer Tomas Lorenzo (siehe Foto li. oben) im Valle de Guisguey, in der Nähe der Inselhauptstadt Puerto del Rosario, abgehalten wurde.
Mit Begeisterung stürzten sich die jungen Draufgänger mit dem Stab in der Hand über den Hang. Das ist der lustige Teil. Es gibt aber einige Sprungtechniken, die einige Übung, Kraft und Geschicklichkeit erfordern. Erst in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entdeckte die kanarischen Gesellschaft ihre vorspanische Tradition wieder und begann damit, diese wiederzubeleben. Inzwischen ist der Hirtensprung auf allen Inseln als Sport anerkannt und die verschiedenen Techniken werden gezielt trainiert und bei Wettkämpfen benotet.
Seit dem Jahr 2000 unterstützt die Inselregierung von Fuerteventura ein auf den Kanaren einzigartiges Programm zur Förderung der autochthonen Sport-arten und Traditionen. Unter dem Namen „No Olvides lo Nuestro“ (Vergiss das Unsere nicht) werden vor allem für junge Leute in Zusammenarbeit mit den Schulen Ausflüge, Trainingseinheiten und Kurse organisiert.
Dazu kommen Ausstellungen, Messen und Vorführungen mit denen der Be-völkerung die Geschichte der kanarischen Ureinwohner anhand von Traditionen wie dem Salto del Pastor näher gebracht werden. jp
"El mundo aborigen"
Themenpark über die Ureinwohner mit einer nachgebauten Siedlung und hundert lebensgroßen Figuren die verschiedene Alltagsszenen darstellen. Angeschlossen ist ein Botanischer Garten und wunderbare Aussichtsplattform mit Rundumblick, ein Souveniershop mit Infomaterial etc. Hinweis: Der Zugang für Menschen mit Gehbehinderung ist nur eingeschränkt möglich.
Adresse: Ctra. Playa del Inglés - Fataga, Km. 6 in San Bartolomé de Tirajana.
Anfahrt: Mit dem PKW ab Playa del Inglés auf der GC60 ca. 6 Kilometer in nördliche Richtung nach Fataga (San Bartolomé). Öffnungszeiten: Täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr. Eintritt: 10 Euro.