Ausgabe Nr.
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J M upload 01.08.2023, Viva Edition 202 | Print article

Hitze extrem, die unterschätzte Gefahr

Buddy beschwört in seinem Song das Urlaubsfeeling im Sommer und lässt Partystimmung aufkommen. Damit konnte in den letzten Wochen aufgrund der extremen Hitzewellen in Spanien nicht so wirklich Stimmung aufkommen, einfach zu heiß. Auf dem Archipel wurden gar Open-Air-Festivals von den Gesundheitsbehörden abgesagt, denn es gesellten sich heiße Windströmungen zu den ohnehin hohen Temperaturen. Tagsüber brannten sich die Strahlen gnadenlos auf die Haut, vornehmlich jener der Touristen und so manche gelangten an ihre körperlichen Grenzen, von den Schäden am größten menschlichen Organ, der Haut, ganz zu schweigen.

Von Einheimischen können wir uns jedenfalls viel abschauen, die seit vielen Generationen gelernt haben, unter diesem Klima die bestmögliche Lebensqualität zu erreichen. Die ’heilige Siesta’ während den heißesten Stunden macht Sinn, ebenso wie der Schutz des Körpers vor den aggressiven Strahlen mittels entsprechender Bekleidung und Kopfbedeckung. 

Ansonsten suchen sie schattige Plätzchen, oftmals unter dichten Baumkronen an Hauptplätzen oder nehmen  ein Bad im Meer, wo  selbst im August, wenn die Wassertemperatur um die 23 °C erreichen kann, es herrlich erfrischend ist. 

Allerdings unterscheidet sich auch hierzulande das Verhalten zwischen Alt und Jung bzw. Land- und Stadtbevölkerung. Doch wirkt sich der Klimawandel auch auf den Kanarischen Inseln aus und das manifestiert sich in einer immer engeren Aneinanderreihung von „Ausreißern“ und länger anhaltenden Dürre- und Hitzeperioden, die zudem auch noch extremere Formen annehmen. 

Auch Klimaanlagen sind keinesfalls in jedem Haushalt anzutreffen und so ist einer der Tricks, die heiße Außenluft erst gar nicht ins Haus zu lassen indem die Jalousien geschlossen bleiben. In den kühleren Abendstunden, sofern es sich nicht um warme Tropennächte handelt, erwacht das gesellschaftliche Leben wieder und daher wird auch erst in späteren Stunden zu Abend gegessen.

Das Fachmagazin Nature Medicine veröffentlichte im Juli 2023 die europaweit in 35 Ländern durchgeführte Studie, wonach 61.672 Tote vom 30. Mai bis 4. September 2022 der Hitze geschuldet waren.1) Hinter Italien, das um die 18.000 Verstorbene in diesem Zeitraum zu beklagen hatte, belegte Spanien mit 11.324 den zweiten Rang. Deutschland folgte auf Platz drei mit ca. 8.000 Personen.

Städtische Zonen heizen sich aufgrund der engen Bebauung und fehlender Grünzonen noch mehr auf und stellen ein noch größeres Risiko dar als ländliche Gebiete. Stauen kann sich die Hitze allerdings auch in höheren Lagen oder in engen Tälern, wie es beispielsweise im Landesinneren auf Gran Canaria immer wieder der Fall ist, wo regelmäßig während Hitzewellen Rekordtemperaturen gemessen wurden.

Leider registriert der Archipel ebenfalls eine steigende Zahl an Hitzetoten und gleichzeitig ist dieses Gesundheitsrisiko im kollektiven Bewusstsein nicht fest verankert. Die Kanarischen2) Inseln lagen mit 203 registrierten Hitzetoten allerdings unter dem Landesdurchschnitt. 89 Prozent entfielen auf die bevölkerungsreichsten Inseln Gran Canaria und Teneriffa und der überwiegende Anteil betraf Rentner, die zu den gefährdetsten Personengruppen zählen. Einige Faktoren spielen dabei dem Archipel in die Hände, wie z. B. eine geringere Einwohnerdichte, wenige Großstädte und die kühleren Wassertemperaturen des Atlantiks - wie eingangs erwähnt.

Die größte Risikogruppe2) sind Rentner, aber auch Kleinkinder, Übergewichtige, Menschen mit chronischen Erkrankungen, wie z. B. bei Herz- oder Lungenleiden, Diabetes, Bluthochdruck, Krebs, Herz- und Nierenerkrankungen etc. Auch der Konsum von Alkohol oder Drogen während heißer Tage stellt eine gesundheitliche Gefahr dar. Doch auch gesunde Menschen, die sich körperlich betätigt bzw. angestrengt haben, wie z. B. Landwirte, Bauarbeiter, Sportler, unterschätz(t)en das Risiko.

Warum ist die Hitze für uns so gefährlich?

Der menschliche Organismus hat eine Körpertemperatur von etwa 37 °C und versucht diese mit Zittern bei Kälte bzw. Schwitzen bei Hitze zu halten. Das ist auf Dauer anstrengend, insbesondere wenn dies über längere Zeiträume erfolgen muss. Unser Herz ist zu Höchstleistungen gefordert. Ab einer Körpertemperatur von 40,5 °C kann es zu Störungen des Zentralnervensystems, Schwindelanfällen, Gleichgewichtsstörungen und Sprechproblemen etc. kommen. 

Feuchte Hitze belastet unseren Organismus noch weit stärker als trockene, denn dies beeinflusst den Luftaustausch beim Schwitzen, da diese nicht abgegeben werden kann und dann würde die Körpertemperatur pro Stunde um mehr als einen Grad ansteigen. Grob umfasst könnte es wie eine Außensauna betrachtet werden, wenn die vollständig gesättigte Luft kein Wasser mehr aufnimmt und die Schweißtropfen auf der Hautoberfläche nicht mehr verdunsten. Daher werden die Saunagänge ja auch auf lediglich eine Viertelstunde empfohlen. Im Fachjargon wird die Luftfeuchte als Feuchttemperatur bezeichnet und mit einem Psychrometer gemessen bzw. ermittelt. Übrigens sind bereits 30° C Feuchttemperatur für den Menschen die Belastungsgrenze.

Ergo: je trockener die Luft ist, desto niedriger ist die Feuchttemperatur und desto effektiver arbeitet unsere natürliche Kühlung durch das Schwitzen über die Haut.

Siehe auch Tipps bei Hitzewellen

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Ergänzung (Viva Canarias Onlne)

Medikamente können ihre Wirkung bei extremer Hitze verändern. Das Zentrum für „Farmacovigilancia“ hat im Juni ein entsprechende Informationsblatt über betroffene Personengruppen, Medikamente und Aufbewahrungstipps publiziert. Siehe Anhang PDF im Original.

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Verweise

1)Präsident der Ärztekammer von Las Palmas, Pedro Cabrera vom 12. Juli 2023.

2)MoMo System (Sistema de monitorización de la mortalidad diaria)

3)Journal of Applied Physiology

4)Die Berechnung basiert auf einer Übersterblichkeit, die an Tagen bzw. Nächten mit Überschreiten einer definierten höheren Temperatur ermittelt wurde. Hierzu gibt es verschiedene Limits und daher variiert der Wert, je nach zugrundeliegender Werte.

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