Ausgabe Nr.
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J M upload 04.02.2021, Viva Edition 172 | Print article

Illegale Migration auf den Kanaren dramatisch - hier die umfassende Situationsdarstellung

Im Vorjahr ist in Spanien, gemäß dem 14-tägigen Bericht des Innenministeriums,1) die Zahl der illegalen Grenzübertritte um fast ein Drittel gestiegen, von 32.449 im Jahr 2019 auf 41.861 im Jahr 2020. Der erste Bericht 2021 zeigt einen Rückgang von 10,7 %.

Dies trifft allerdings für die illegalen Migrationen über dem Seeweg der Kanarischen Inseln nicht zu, wo der dramatische Anstieg des letzten Quartals 2020 auch im Januar fortgesetzt wurde (+234 % in den ersten beiden Wochen im Januar 2020). Dieser Trend hat im August 2019 begonnen und entwickelte sich im letzten Quartal 2020 dramatisch, in dem sich die Migrationen verzehnfacht haben. Bei 64 % handelt es sich um Marokkaner und 36 % um nicht näher spezifizierte Personen aus der Sub-Sahara.

Die meisten der heute einlangenden Boote starteten von Dajla an der Westsahara, ein Trend, der 2018 begonnen hat. Damals kamen 64.300 Personen an.

Wie in unserer letzten Ausgabe ausführlich berichtet, sind die Kapazitäten für die Unterbringung heillos überschritten und daher wurden vom Staat temporär touristische Einrichtungen inmitten der Touristenhochburgen angemietet. Das Aufnahmezentrum in Arguineguín samt der Holzboote in der Muelle wurden inzwischen vollständig geräumt. Es wurde begonnen die illegalen Migranten in andere Zonen zu transferieren, z. B. aufgelassene Militäreinrichtungen in La Isleta, ein aufgestelltes Camp im Barranco Seco etc. Allerdings sind noch immer viele in Hotels untergebracht. Nachdem die Hochsaison im Wintertourismus begonnen hat, wenngleich aufgrund Covid-19 in verschwindend geringer Menge, fürchten die Inseln um ihr Image. In den letzten Wochen steigen die Spannungen und der Unmut unter der Bevölkerung. Zwar sei die Kleinkriminalität in den hauptsächlich durch diese Unterbringung betroffenen Touristenhochburgen Mogán und San Bartolomé de Tirajana gestiegen, doch nach Polizeiangaben stellen diese nur einen geringen Anteil an der Gesamtkriminalität dar. Inzwischen wird das Thema der illegalen Migrationen hitzig diskutiert und von einigen In- und Ausländern werden auch absichtlich Falschmeldungen platziert. Die Polizei geht in den sozialen Netzwerken diesen Falschmeldungen nach, um weitere Spannungen.

Unbegleitete Minderjährige

Zum Stichtag 25. Januar 2021 berichtete Gemma Martínez, Vizepräsidentin des Sozialamts, dass aktuell 2.656 unbegleitete Minderjährige illegal auf die Kanarischen Inseln immigriert sind. Sie appellierte an die Bevölkerung, nicht alle, wegen der Handlungen einiger weniger, zu verurteilen. Aktuell verteilen sich die illegalen jugendlichen Migranten auf den Inseln wie folgt:

1.697  Gran Canaria
  653   Teneriffa
    69    Fuerteventura
    30    La Palma
    10    La Gomera
    46    El Hierro

Räumungen der touristischen Einrichtungen bis 15. Februar 2021

Im Dezember begannen auf Order des spanischen Innenministeriums erste Rückführungen, vor allem nach Marokko, dem Hauptursprungsland der illegalen Migranten. Bei vier wöchentlichen Flügen wären dies allerdings lediglich 480 Personen, nur ein sehr kleiner Teil von den über 20.000 bereits eingetroffenen Migranten.

Die EU sowie Spanien prüfen gegenwärtig Möglichkeiten einer finanziellen Unterstützung für Marokko, um diese Flüchtlingskrise an der Küste Westsaharas zu kompensieren.

Knapp 10.000 illegale  Migranten „rückführbar“

Aufgrund der Spannungen wurden 40 zusätzliche Polizisten der Policía Nacional für San Bartolomé de Tirajana abberufen. José Luis Escrivá, Minister für Sicherheit, Integration und Einwanderung, äußerte sich am 25. Januar 2021 gegenüber La Sexta, dass alle 7.000 illegalen Migranten auf Teneriffa, Gran Canaria und Fuerteventura, die derzeit in touristischen Anlagen untergebracht sind, bis 15. Februar 2021 verlegt werden.

Dafür wird eine weitere aufgelassene Kaserne reaktiviert, die 1.500 Menschen Platz bieten würde. Es handelt sich um das Cuartel de Las Canteras in La Laguna auf Teneriffa und wird von der internationalen Organisation für Migration verwaltet werden.

Zudem wurde festgestellt, dass 9.500 der illegalen Migranten den Status „rückführbar“ haben, woran in den nächsten Wochen gearbeitet wird.

Quellen:
1)Innenministerium Spaniens (www.interior.gob.es/prensa/balances-e-informes/2020 „Inmigración Irregular“) Stand: 31. Dezember 2020; aufgerundet
2)Illegale Grenzübertritte terrestrisch und über dem Seeweg