Viva Canarias Online vom 16. Januar 2024 | Gemäß vorläufigem Jahresabschlussbericht für das Jahr 2023 von Frontex ist die Zahl der Aufgriffe von illegalen Migranten auf den EU-Außengrenzen um 17 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022 auf knapp 380.000 gestiegen, so hoch wie zuletzt im Jahr 2016.
• Die meisten Aufgriffe wurden auf der Zentralen Mittelmeerroute gemacht, wo mit 49 Prozent auch eine deutliche Zunahme registriert wurde.
• Einen Anteil am Gesamtvolumen hält die Westbalkanroute, wobei dort die Aufgriffe um 31 Prozent zurückgegangen sind.
• Dafür verzeichnet die Östliche Mittelmeerroute mit 55 Prozent ebenfalls eine deutliche Zunahme.
• Auf der Westafrikaroute, die die Kanarischen Inseln umfassen, wurde mit 161 Prozent den mit Abstand höchsten Anstieg registriert. Aus Gesamtsicht der EU entspricht dies allerdings nur einem Anteil von knapp über zehn Prozent.
Spanien bzw. Kanaren
Spanien publiziert die Daten der Aufgriffe von illegalen Migranten in einem 14-tägigem Bericht und ist somit noch aktueller als die Frontex-Publikationen. Im letzten Report vom 15. Januar 2024 ist ersichtlich, dass auf den Kanaren bereits eineinhalb mal so viele Illegale Migranten registriert wurden.
Bei der gestrigen Audienz bei Papst Franciskus wies Kanarenpräsident Fernando Clavijo auf die Migrationskrise und das humanitäre Drama hin und erhofft sich damit eine mediale Aufmerksamkeit zu erreichen. Unter anderem wurden Briefe von aufgegriffenen minderjährigen illegalen Migranten übergeben, in denen sie ihre Hoffnungen auf ein besseres Leben zum Ausdruck bringen. Außerdem wurde ein Manuskript der Bulle Pastor Bonus von Papst Pius II. aus dem Jahr 1462 übergeben, in der er den Bischof der Kanarischen Inseln, Diego López de Illescas, seine Unterstützung zusichert und ihm verschiedene Privilegien gewährt, um mit Exkommunikation gegen jeden vorzugehen, der die Ureinwohner der Kanarischen Inseln versklavt.
Hintergrund zur Vorgehensweise bei Aufgriffen von illegalen Migranten auf den Kanaren:
Die Rettung bzw. Registrierung der ankommenden Flüchtlingsboote erfolgt prinzipiell von folgenden Einrichtungen und zwar dem Seenotrettungsdienst (Salvamento Marítimo), dem Roten Kreuz (Cruz Roja), Teams der Inselregierung sowie Einheiten der Nationalpolizei (Policía Nacional).
Der Erstkontakt nach dem Aufgriff und die Registrierung liegt im Verantwortungsbereich der Zentralregierung in Madrid.
Ankommende illegale Migranten werden in temporären Unterkünften bzw. Zelten untergebracht, bis die Formalitäten geklärt werden konnten. Davon hängt die weitere Vorgehensweise ab.
Minderjährige illegale MigrantInnen verbleiben auf den Kanarischen Inseln bzw. werden bis zur weiteren Klärung betreut, während Erwachsene in sogenannten Internierungszentren (Centros de Internamiento de Extranjeros, CIE) untergebracht werden.
Landesweit existierten derezit sieben CIE Zentren, wovon sich zwei auf den Kanarischen Inseln befinden:
• Gran Canaria: CIE in einer aufgelassenen Militärkaserne im Barranco Seco in der Ctra. del Centro 5A bei Las Palmas de Gran Canaria.
Tel.: (+34) 914 326 291
• Teneriffa: Hoya Fría
Status Quo
Zum Jahresende befanden sich 4.700 unbegleitete Minderjährige auf dem Archipel und die Zentralregierung hat eine finanzielle Beteiligung an den Kosten von 20 Mio. Euro zugesagt.
Auch werde geprüft ob das Modell der Pflegefamilien für unbegleitete minderjährige illegale Migranten, wie es auf den Kanarischen Inseln existiert, auch auf nationaler Ebene implementiert werden könne, um den Archipel zu entlasten. Allerdings muss das Finanzierungsmodell für die Pflegefamilien angepasst werden, denn die Entschädigung wird derzeit steuertechnisch als ein Zusatzeinkommen betrachtet. Im Laufen.
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Quellen:
Frontex vom 16. Januar 2024; Spanien: Ministerio del Interior Inmigración Irregular vom 15. Januar 2024 sowie Pressenotiz Gobierno de Canarias vom 12. Januar 2024;