Jardín Canario - Pflanzenparadies „parque botánico viera y clavijo“ in Tafira
Keine fünf Minuten von der Autobahnabfahrt entfernt liegt im noblen Stadtteil Tafira vor Las Palmas eine beachtliche grüne Oase auf 27 Hektar Fläche mit dem Namen „Parque Botánico Viera y Clavijo“. Doch dieses Naturjuwel ist weit mehr als ein Ausflugsziel für ruhesuchende Städter oder Fotokulisse für Kinder in Erstkommunionskleidung. Mehr oder weniger geübte Fotografen mit mehr oder weniger großen Fotoobjektiven geraten in Verzückung bei all der floralen Pracht.
Die Idee des Botanikers Sventenius
Es war die Idee des schwedisch-spanischen Botanikers Erik Ragnar Sventenius, die große Vielfalt der kanarischen Pflanzenwelt an einem Ort zu bündeln, damit diese sich in ihrer ursprünglichen natürlichen Umgebung voll entfalten kann und so zu ihrem Fortbestand beizutragen.
Mehr als fünfzig Jahre danach ist hier die größte Sammlung an Pflanzen der Kanaren sowie der Marakonesischen Inseln hier entstanden. Das entsprechende Terrain sollte Sventenius im Jahr 1952 finden, wo sich heute dieser botanische Park befindet, der sicher zu den schönsten der Insel zählt. Mit seiner Naturverbundenheit und mit großem Enthusiasmus begann Sventenius Pflanzen von allen Kanarischen Inseln zu sammeln, die er nicht selten vor Ort selbst holte. Der Botaniker plante „seinen“ Park geradezu akribisch. Die verschlungenen romantisch anmutenden und mit Steinen ausgelegten Wege, die Steinstufen, die Brücken, die Teiche, die Wasserfälle, die verschiedenen botanischen Bereiche, die Wasserrinnen sowie wie Verwaltungs- und Forschungsgebäude.
Dank vieler Gönner und Unterstützer löste er eine Hürde nach der anderen. Die Inselregierung stellte die Fläche zur Verfügung und so öffnete man sieben Jahre später und ohne großes Aufsehen im Jahr 1959 die Pforten für die Öffentlichkeit. Jeder sollte in den Genuss der Natur kommen und die Gelegenheit haben die verschiedenen Pflanzen kennenzulernen. Noch heute kostet der Besuch keinen Cent Eintritt. Allerdings sollte wer ihn im Müßiggang erleben möchte, das Wochenende als Besuchstag meiden, zu temperamentvoll und geräuschvoll ist der spanische Freizeitgenuss der kinderreichenIm Bereich der Konservierung werden wissenschaftliche Maßnahmen ergriffen, um - insbesondere endemische Pflanzen - zu erhalten bzw. zu reproduzieren.
In den Laboratorien beschäftigt man sich u. a. mit der Zytogenetik (also die mikroskopische Betrachtung der zellulären Bestandteile und deren Funktionsweise). So ist es gelungen in der Natur praktisch ausgestorbene Pflanzen mittels einer In-Vitro-Fertilisation (also „Befruchtung im Glas“) zu reproduzieren bzw. erfolgreich wieder auszusetzen, wie es zum Beispiel beim Rosa Strandflieder der Fall war. Nicht selten forschen hier auch nationale sowie internationale Assistenten aus anderen Universitäten im Rahmen von Stipendien. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist die Kenntnis über verschiedene Forschungstechniken im Bereich der Botanik.
Einen besonders hohen Stellenwert haben die wissenschaftlichen Dokumentationen auf Basis der Informationstechnologie und die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen. Dieser Bereich leitet nahtlos über in die Tätigkeiten rund um die Bewusstseins- und Umweltbildung – sei es anhand von Vorträgen, Austauschprojekten, Ausstellungen etc. Eine umfassende Bibliothek ist auf dem Gelände in den Verwaltungsgebäuden untergebracht.
DER „ATLAS DE FLORA“
Ein Hauptziel des Botanischen Gartens Viera y Clavijo ist die Schaffung eines modernen, vollständigen elektronischen „Atlas de Flora“. Dieser ist so mühelos inhaltlich zu erweitern und gleichzeitig für jeden leicht zugänglich. Man hat schon beträchtliche Informationen zusammengetragen und ist laufend mit der Erweiterung der Inhalte beschäftigt. Viele Pflanzenarten sind leider vom Aussterben bedroht. Bei manchen würde man das gar nicht meinen wie z. B. beim Wahrzeichen Drago (Drachenbaum).
Wir hören und lesen oft, wie vielfältig die kanarische Flora ist, doch fehlt es uns am nötigen Vergleich. Von den etwa 2.000 hier vorkommenden Pflanzen sind etwa ein Viertel endemisch, kommen also nur hier vor.
Das ist ein Phänomen, dass nur Inseln in größerer Entfernung zum Festland aufweisen und wo die klimatischen Bedingungen und die Lage eine entsprechende Diversifikation unterstützen. Großbritannien ist 30 Mal so groß wie der Archipel und hat vergleichsweise „nur“ 1.600 Pflanzenarten aufzuweisen und einen viel geringeren Anteil an endemischen Arten.
Gefährdete Pflanzenarten
Noch immer sind viele Pflanzen nur wenig oder unzureichend beschrieben bzw. nur unvollständig in (veralteten) botanischen Führern aufgelistet. Wer daran tiefergehendes Interesse hat, kann sich einen Überblick der gefährdeten Arten im Internet verschaffen:
www.jardincanario.org unter dem Menüpunkt: „Endemismo en Peligro“ (in Spanisch).
Die charmante Parkanlage auf 27 Hektar
Wer heute durch die beeindruckenden schattenspendenden Wälder schlendert, der fühlt sich in eine andere Welt entführt, die vom „Naturorchester“ der vielen verschiedenen Vögelgezwitscher untermalt wird. Alleine der Lorbeerwald umfasst 18 verschiedene Arten (dominierend: Laurus azorica oder Oceatea foetens). Wer den Müßiggang auf flachem Terrain bevorzugt, ist im unteren Bereich gut aufgehoben. Trotzdem empfehlen wir gutes Schuhwerk, da die Wege mit Steinen ausgelegt sind und so die eine oder ander hinterhältige Ritze aufweisen.
Jene, die eine spektakuläre Aussicht genießen möchten, können diese auf der Plaza Viera y Clavijo genießen. Der Zugang ist für die „Autowanderer“ über den oberen Eingang zum Park möglich. Viel schöner, allerdings nur für Sportlichere geeignet, ist die Erkundung über verschlungene Wege und viele Steinstufen, die entlang des Barrancos zur Aussichtsplattform führen.
Je nachdem wie viel Zeit man aufbringen möchte, kann dieser Ausflug von einer Stunde bis zu einem Tag ausgedehnt werden. Die Anlage ist sehr groß und in vielen Ecken dieser labyrinthartig angelegten Wege versteckt sich die eine oder andere sehenswerte Blume oder Überraschung. Familiengrüppchen.
Im Jahr 1973 verunglückte der Gründer des Parks bei einem Autounfall genau vor dessen Einfahrt. Noch heute gedenkt man Sventenius jedes Jahr am 23. Juni, seinem Todestag. Bis dahin lag das Hauptaugenmerk des Parks auf der Erkundung, der Pflanzung und der Identifikation wenig bekannter kanarischer Pflanzenarten sowie deren Sammlung für zukünftige Forschungen.
Eine neue Ära begann
Etwa ein Jahr nach dem tragischen Unfall des Gründungsvaters übernahm der Wissenschaftler Dr. David Bramwell im August 1974 die Führung des botanischen Parks und erweiterte den Tätigkeitsbereich. Er führte den Parque Botánico Viera y Clavijo in neue qualitative Dimensionen.
Bramwell sorgte neben der universitären Forschung auch für die nötigen technischen Voraussetzungen wie z. B. für moderne Labors, so dass der Park seine wissenschaftliche Arbeit auf höchstem Niveau durchführen konnte. Die Ergebnisse wurden international beachtet. Übrigens, erst vor einem Monat erhielt Dr. Bramwell für sein dreißigjähriges Engagement und in Anerkennung seiner Pionierleistung im Bereich der Kanarischen und Makaronesischen Flora die Auszeichnung „Premios Canarios“ (siehe auch Canarias Inside). Einige wesentliche Faktoren waren hierzu maßgebend.
Die Pfeiler des Parks
Es wird gesammelt, Pflanzen sowie Samen. Letztere sind in einer Samendatenbank „archiviert“ und werden im Rahmen von Forschungsprojekten und im Sinne eines Wissenstransfers mit anderen Einrichtungen und Organisationen weltweit ausgetauscht.
KONTAKT
Parque Botánico Viera y Clavijo
Ctra. Del Centro km 7, Tafira Alta bei Las Palmas de Gran Canaria.
(Abfahrt auf GC4 Tafira und dann fünf Minuten den Hinweisschildern „Jardín Canario“ folgen).
Öffnungszeiten: Täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr und ansonsten vom 1. April bis zum 30. September von 9.00 bis 19.30 Uhr. Eintritt: Frei.
Viva Tipp: Ein Besuch ist wochentags empfehlenswert, da an Sonntagen die beliebte Parkanlage zusätzlich von vielen Städtern besucht wird.HIGHLIGHTS IM BOTANISCHEN PARK VIERA Y CLAVIJO
- „Plaza de Viera y Clavijo“ Aussichtsplattform am oberen Eingang mit einer Büste des Forschers José Viera y Clavijo, der im 18. Jahrhundert die Naturgeschichte der Kanaren verfasste.
- „Jardín de las Islas“: Sieben Beete umgeben eine saftige Rasenfläche und jedes davon steht für eine Insel und ist mit inseltypischen Arten bepflanzt.
- „Jardín de Cactus y Plantas Grasas“: Kakteen und Sukkulenten, also saftreiche Pflanzen wie z. B. Aloe Vera.
- „La Fuente de los Sabios“ (Brunnen der Weisen) ist Naturforschern und Botanikern aus aller Welt gewidmet wie z. B. Pierre M. A. Boussonet, Cristen Smith, Sabin Berthelot, Joseph E. N. Bornmüller, Philip Barker Webb oder Ramón Masferrer.
- „Plaza de los Nenúfares“: An diesem hübsch angelegten Seerosenplatz befindet sich ein kleiner Teich, der beliebter Treffpunkt für die Frösche ist.
- „Jardín Macaronésico Ornamental“ Zierpflanzen aus den Regionen der Azoren, der Kanaren und Makaronesien beeindrucken in ihrer Vielfalt.