Wenn am Jahresanfang die Mandelbäume ihr zartrosa Kleid überstülpen und die Natur in eine märchenhafte Landschaft verzaubern, dann strömen die Menschen in die Mandelgegenden rund um Tejeda, Tunte, Valsequillo und Artenara sowie vereinzelt auch im Barranco de Guayadeque und im Valle de Agaete. Wer dieses wunderbare Naturschauspiel einmal erlebt hat, der genießt diesen Frühlingsboten immer wieder.
Neben Gran Canaria werden Mandeln auch in der Gegend von Punta Gorda auf La Palma sowie auf Teneriffa in nennenswerten Mengen angebaut.
Die „Almendra“, ist der kulinarische Protagonist einiger beliebter Volksfeste,1) das größte davon in Tejeda. Und in Tunte gibt es den berühmten Mandelkuchen „Tarta de Santiago“ - ein Muss bei Ihrem Ausflug in die Berge. Es gibt viele Speisen auf Gran Canaria, in denen sich dieses Steinobst wiederfindet. Im überbackenen Ziegenkäse mit Mandelkruste oder im Dessert „Bienmesabe“ (dt. es schmeckt mir gut), eine traditionelle kanarische Mandelcreme, oder in exotischen Kreationen wie in einer Mojo Soße oder in Form von Mandelsplittern als perfekte Ergänzung für Kuchen und Eis. Auch als Marzipan, Mandelöl und Mandellikör macht der „Prunus dulcis“ eine ‚gute Figur‘.
Auf unserer vierten kulinarischen Reise durch den Archipel widmen wir uns den Mandeln und natürlich hat Birgit Bebensee auch dafür wieder ein köstliches Rezept ausgearbeitet: der kanarische Mandelkuchen à la Birgit (siehe Rezept re. Seite).
Mandelernte, eine aufwändige Handarbeit
Die Mandeln kamen mit den Eroberern auf die Inseln, also etwa im 16. Jhdt. und die Bäume fanden gute Lebensbedingungen vor.
Die Produktion geriet jedoch mit dem aufkeimenden Tourismus Mitte des 20. Jhdts. immer mehr in Vergessenheit. Seit 2002 bemüht sich die Inselregierung gemeinsam mit Mandelvereinigungen den Anbau auf nachhaltige und rentable Weise zu forcieren. 2014 wurden 1.500 Bäume gepflanzt und weitere 2.600 im Jahr 2015, Tendenz steigend. Einschließlich aller wild wachsenden Bäume schätzt man den Bestand auf eine halbe Million.
Oftmals tun sich die Mandelbauern zusammen, um ihre Mandelanbaugebiete gemeinsam effizienter bewirtschaften zu können. Immer mehr Landwirte haben zumindest als Nebenerwerb wieder mit dieser aufwändigen Produktion begonnen.
Mandel ist nicht gleich Mandel. Alleine auf Gran Canaria gibt es ca. 55 verschiedene Mandelarten, die hier ideale Wachstumsbedingungen vorfinden. Die Bäume wachsen an steilen, oftmals schwer zugänglichen Hängen auf 600 bis 1.500 m Höhe. Sie kommen zwar mit trockenen und steinigen Böden zurecht - ein Glück für die Kanaren - mögenn jedoch während der Blütezeit keinen Wind.
August und September ist die Erntezeit dieses für den menschlichen Organismus so wertvollen Steinobsts. Es ist ein guter Energielieferant an ungesättigten Fettsäuren, aber eben auch sehr kalorienreich. Dafür haben Mandeln einen hohen Gehalt an Eiweiß, Magnesium, Calcium und dem Vitaminkomplex B sowie Vitamin E.
Zur Ernte werden die „almendras“ mühsam mit Eukalyptusstäben von den Bäumen geschlagen und dann von Hand aufgesammelt. Sie werden meist noch am selben Tag von ihrer harten Schale befreit und getrocknet. Wer einmal den besonderen Duft von gerösteten Mandeln oder frisch gebackenem Mandelkuchen gerochen hat, dem wird beim Gedanken daran sicherlich das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Birgit Bebensee/ Julija Major
Siehe auch Mandelkuchen à la Birgit Bebensee
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Wir bedanken uns bei Richard Steindl, Münchner Malermeister, für die zur Verfügungstellung der Musterplatten in „Krokodiloptik“ als Unterlage für unsere Fotos.
Verweise
1)Viva Canarias Nr. 148 vom 31.1.2019 „Volksfest zur Mandelblüte in Tejeda“ - siehe www.viva-canarias.es