Ausgabe Nr.
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J M upload 29.10.2019, Viva Edition 157 | Print article

Jubiläum: 45 Jahre Schweizer Club Gran Canaria, Portrait mit Präsidentin Erika Schweizer

Ein wenig könnte man auf die auf Gran Canaria residierenden Schweizer neidisch werden, denn Sie haben seit 45 Jahren einen Club, in dem sich die Mitglieder gegenseitig mit Tipps unterstützen und der zudem ein aktives Freizeitprogramm bietet. Konkret wurde der ‚Club Suizo’ am 21. November 1974 in der Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria von damals 13 Unternehmern gegründet. Ihre Intention lag anfänglich primär darin, sich bei geschäftlichen Anliegen bzw. mit Fragestellungen des Alltags, die sich Ausländern auf den damals exotischen Inseln stellten, wie z. B. Importe, Handwerker, Umzüge etc., zu unterstützen.

Drei der Gründungsmitglieder sind noch im Club, als Ehrenmitglieder selbstverständlich: Jean-Pierre Reichen, Balz Balmer und Freddy Mayer. 

Nomen est omen: Erika Schweizer - die Präsidentin

Wir trafen uns aufgrund des bevorstehenden 45-jährigen Jubiläums in Tauro mit Erika Schweizer, seit vier Jahren die Präsidentin des Clubs. Ich kenne die aktive Dame seit Jahren und habe schon einige Veranstaltungen und Wanderungen mit ihr gemacht, weshalb mir dieser Termin eine besondere Freude ist. Mit ihrer positiven Lebenseinstellung und ihrer immer freundlichen, doch zugleich verbindlichen Persönlichkeit, ist sie für viele eine Anlaufstelle geworden. Streitereien oder Intrigen würde Frau Schweizer nicht dulden, darauf besteht sie. 

„Der Club hatte im Laufe der Zeit Höhen und Tiefen. Kurzzeitig hatte er kaum noch Mitglieder und dank Sra. Ursula und ihrem Ehemann blieb er bestehen. Sie haben ihn ganz alleine aufrecht erhalten. Dann stieg die Zahl der Mitglieder wieder an, besonders in den letzten Jahren und heute zählt  der Club Suizo Gran Canaria über 250 Personen.“

Das klingt nach einer Menge Arbeit, wo Sie eigentlich im Ruhestand ist und hier den kalten Wintermonaten entspannt entfliehen möchte. Erika antwortet mit ihrer ruhigen und gelassenen Art, nicht ohne ein Schmunzeln durchblicken zu lassen: „Ja, täglich treffen Emails oder telefonische Anfragen ein und halten mich auf Trab, manchmal mit äußerst ungewöhnlichen Anliegen. Aber ich versuche jede Frage gewissenhaft zu beantworten, denn es ist für die jeweilige Person wichtig. Außerdem bin ich ja nicht alleine. Wir sind ein Team und ohne Irene Rößner, die Sekretärin, und Silvia Kropp ginge gar nichts. Wir sind ein tolles Dreiergespann.“

Noch zeitgemäß?

Ist so ein Club heutzutage, in Zeiten des Internets und des großen Informationsangebots nicht eigentlich obsolet? Erika erläutert: „Keinesfalls. Zwar sind viele bereits in Rente, doch wollen sie die schönen Seiten des Lebens genießen und sind offen für Neues. Gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen, im Restaurant, beim Kartenspielen oder auf Ausflügen ist unbezahlbar. Es ist irgendwie auch ein Freizeitclub. Wir machen im Frühjahr und im Herbst jeweils einen Tagesausflug auf der Insel. Damit es nicht langweilig wird erarbeiten wir immer wieder ein neues Programm. Jeweils am 1. August feiern wir unseren Nationalfeiertag. Zweimal im Jahr treffen wir uns zum gemütlichen Jassturnier, ein typisch schweizerisches Kartenspiel. Das jährliche Neujahrsessen hat inzwischen ebenfalls eine lange Tradition, genauso wie unsere gemeinsamen mehrtägigen Kurztrips auf Nachbarinseln, das Festland oder sogar ins Ausland, wie beispielsweise in diesem Jahr nach Marokko.

Und, guter Rat ist nach wie vor ein wertvolles Gut und spart mitunter viel Geld, sei es bei Handwerkern, Steuerberatern oder Rechtsanwälten. Man darf nicht vergessen, dass die Schweiz kein Mitgliedsstaat der EU ist. Viele Gesetze bzw. die rechtliche Situation ist für unsere Staatsbürger eine andere und daher stellt sich eine individuelle Fragestellung. Schon aus diesem Grund halten wir unseren monatlichen Stammstisch ab, jeweils am ersten Mittwoch im Monat im Schwiizerstübli Casita Suiza in Playa del Inglés. Das ist eine ‚gluschtigi Sach’ aus der Schweiz im herzlichen Ambiente. Geboten werden beispielsweise Züricher Geschnetzeltes, Fondue etc.“

Fast wie ein Vollzeitjob

Nach all diesen Erläuterungen des emsigen Treibens des Schweizer Clubs erscheint mir die Funktion als Präsidentin fast wie ein Vollzeitjob. Wie meistert Erika Schweizer das? Sie erklärt: „Ich habe mein Leben lang viel gearbeitet und viele herausfordernde Situationen meistern müssen. Durch meinen Beruf und unsere intensiven ausländischen Geschäftskontakte sind wir viel gereist, rund um die Welt. Dadurch habe ich verschiedene Kulturen und Mentalitäten kennengelernt. 

Besonders interessant war es in Hong Kong und Japan bzw. überhaupt in Asien. Es ist von Vorteil sich auf Situationen flexibel einstellen zu können und wichtig, die anderen Kulturen und ihre Werte zu kennen und wertzuschätzen - koste es was es wolle. Ich erinnere mich beispielswesie an eine Begebenheit in Hong Kong. Wir waren Ehrengäste und der Gastgeber ließ uns eine Spezialität servieren: den Kopf eines Fisches. Es abzulehnen zu essen wäre eine tiefe Kränkung für den Gastgeber und könnte sogar einen Bruch bei der Geschäftsbeziehung nach sich ziehen. Irgendwie habe ich es tapfer gegessen und geschafft aufzuessen. Doch kaum war ich fertig hat man mir gleich noch einen Kopf serviert - zuviel der Ehre. Ich weiß nicht wie ich es geschafft habe auch diesen lächelnd hinunterzuwürgen. 

Fast noch schlimmer waren die 100-jährigen Eier, eine asiatische Delikatesse. Den überaus intensiven Geruch und ‚Geschmack‘ zu beschreiben erscheint mir unmöglich. Für unsere westlichen Gaumen ist es, nennen wir es eine Herausforderung. Augen zu und durch - zum Glück gab es Sake, ein typischer Reiswein. 

Im Laufe der Jahre habe ich erkannt, dass es meine Spezialität ist, komplexe Themen und Probleme mit wenigen Worten zu lösen, als Allrounder.“

Wie beurteilt Erika Schweizer heute ihre damalige Entscheidung auf den Kanaren zu residieren? 

Erika Schweizer sinniert zurück: „Mein Lebensgefährte Gerald und ich sind im Jahr 1983 erstmals nach Gran Canaria auf Urlaub gekommen und dann immer wieder, bis wir 1997 fest hergezogen sind und genießen es.“ 

Beim Anblick ihres wunderschönen und geschmackvollen Domizils, eine Oase der Ruhe, kann ich das mehr als Nachvollziehen. Und ihr süßer Hund Nico ist noch sehr jung und hält die beiden zusätzlich auf Trab. Langweilig wird es Erika Schweizer nie, denn wenn sie nicht gerade im Dienste des Clubs unterwegs ist, dann lädt sie auch gerne Gäste ein und verwöhnt sie mit ihren köstlichen kulinarischen Kreationen (Anm.: schon selbst getestet). Zwischendurch gönnt sich das Paar in den Sommermonaten ‚Urlaub vom Urlaubs-paradies‘, wie sie erklärt: „Im Sommer unternehmen wir mit unserem konfortablen Campingwagen ausgiebige Urlaubsreisen durch Europa, wobei uns der mediterrane Raum besonders reizt. Von Kroatien und Dalmatien bis nach Italien, wo unsere letzte Entdeckung das wunderschöne Sizilien ist“ beschreibt Erika ihr ereignisreiches und aktives Leben.

Neue Mitglieder sind herzlich willkommen

Sind in Anbetracht der Mitgliederzahlen überhaupt noch weitere Schweizer erwünscht. „Aber ja, herzlich gerne. Am besten einfach Kontakt mit uns aufnehmen. Die Jahresmitgliedschaft kostet nur 20 Euro bzw. für ein Paar 30 Euro.“

Am 21. November steigt in Montecristo die große Jubiläumsfeier mit einem wunderbaren Rahmenprogramm, das wir aber auf Wunsch im Detail nicht verraten werden. Wer Interesse hat teilzunehmen, der kann sich gerne an Frau Schweizer oder Frau Rößler wenden. In diesem Sinne schließe ich das Interview mit den Worten: „Ciao und bis bald“.                Julija Major

Jubiläumsfeier am 21. November 2019, 14.00 Uhr bis ca. 18.00 Uhr

45. Jahre Schweizer Club Gran Canaria (mit Imbiss, wie z. B. Bratwurst und Cervelat, Unterhaltungsprogramm mit Live-Musik, Shows und Tanzeinlagen), Ort: Montecristo, Barranco de Ayagaures 85 (10 Min. von Maspalomas) Mehr Informationen und Kontakt Seite 57 Club Suizo

Bildunterschriften

01: Erika Schweizer, Präsidentin Club Suizo Gran Canaria
02: Mitschrift aus der ersten Generalversammlung des Clubs aus dem Jahr 1974  
03: Ausflug: Käserei Guía, siehe Viva Canarias Nr. 110  vom  30. 12. 2016 (www.viva-canarias.es)
04:
Irene Rößner und Silvia Kropp