Die Karwoche bzw. die „Semana Santa“ (Heilige Woche) ist jene vor Ostern, die das Ende der Passionszeit einläutet. Sie beginnt am Palmsonntag (Domingo de Ramos) und endet am Ostermontag. Es ist für Christen eines der wichtigsten Feste des Jahres und wird in katholisch geprägten Familien entsprechend zelebriert. Andere, für die der religiöse Hintergrund weniger relevant ist, nutzen die Schulferien lieber für eine Familienzusammenkunft oder einen Urlaub am Meer.
Ostern auf ‚kanarisch‘
Auf Gran Canaria sind in dieser Zeit die Küstenzonen restlos überlaufen, sei es an den Campingplätzen oder in den Appartementanlagen, vor allem in küstennahen Touristenzonen. Man wundert sich mitunter, wie viele Personen in so einer kleinen Unterkunft nächtigen können. Hier sind viele Kanarier nicht so zimperlich und zur Not tut es auch eine Luftmatratze. Hauptsache die Nahrung geht nicht aus, wie es scheint eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen - für manche zumindest.
Zu den österlichen Familienzusammenkünften der Residenten gesellen sich neben den ausländischen Touristen auch viele Spanier vom Festland. Falls die Prognosen des Tourismusministeriums für dieses Jahr zutreffen, dann wird es noch ‚kuscheliger‘, denn die Reservierungen liegen fast 20 Prozent über jenen von 2019.
Sollten Sie in einer touristischen Anlage einer dieser Enklaven wohnen, dann stellen Sie sich geistig auf viel mehr Leute und den damit verbundenen Geräuschpegel ein, der mit dem südländischen Temperament einhergeht. Wenigstens haben auch die Restaurants und Diskotheken nun absolute Hochsaison.
Ostern katholisch
Auf den Kanaren suchen Sie die, bei uns so beliebten, Bräuche zu Ostern vergeblich. Es gibt weder Palmzweige oder Osterhasen, auch keine gefärbten Eier und somit auch keine Ostereiersuche. Allerdings wittern einige große Kaufhausketten wieder das große Geschäft und haben ihr Angebot an Ostern ausgerichtet. Sie finden nun buntes (überflüssiges) Dekorationsmaterial, Accessoires und jede Menge süße Osterleckereien. Ostern transformiert sich offenbar in Richtung eines konsumgetriebenen Festes à la Weihnachten, wo Geschenke das Wichtigste zu sein scheinen und Santa Claus das Christkind in die Bedeutungslosigkeit verdrängt hat.
„Farbenlehre“
Das Osterei und die Farbe Rot?
• In der Antike wurden in Rom und in Griechenland zur Sonnwende als heiliges Symbol für einen Neubeginn bunt bemalte Eier verschenkt.
• In Ägypten stand das Ei für den Ursprung der Welt und sie wurden als Grabbeilage mitgegeben, um dem Verstorbenen die Auferstehung zu ermöglichen.
• Offenbar haben sich im Laufe der Zeit die Bräuche vermischt, denn seit dem Mittelalter ist es üblich, ein rot bemaltes Ei als Symbol für die Wiedergeburt in memoriam an das vergossene Blut Jesu Christi bei seinem Opfertod zu verschenken. Daher dominiert rot am Palmsonntag sowie am Karfreitag.
Übrigens: Man kann Ostereier auch mit natürlichen Farben perfekt einfärben, siehe Viva Canarias Nr. 174 vom 1.4.2021.
Purpur (violett, lila)
Farbe Purpur, abgeleitet von puritas lucis, wird mit dem Geist assoziiert und steht für die Reinheit des Lichts.
Florale Pracht & Co.
Die Kirchen und Heiligenfiguren bei den Festzügen sind zur Karwoche festlich geschmückt. Die Pflanzen übernehmen dabei mehr als nur als eine ästhetische Rolle.
• Die Passiflora (La pasionaria, bot. pasiflora quadrangularis) hat zu Ostern eine besondere Symbolik. Die sehr großen Blüten sind von einem Strahlenkranz umsäumt, der an die Dornenkrone Jesus Christus erinnern soll. Die fünf Staubgefäße in der Mitte stehen für die fünf Wunden der Kreuzigung. Darüber ziehen sich drei Narben säulenartig hervor, die für die Dreifaltigkeit stehen.
• Die Kamille (manzanilla) beispielsweise wird wegen ihrem Duft geschätzt, der unangenehme Gerüche von Körperausdünstungen vertreiben soll.
Nach dem Fasten
•Das klassische Ostergericht … gibt es nicht auf den Kanaren. Am ehesten könnte das traditionelle Fischgericht Sancocho Canario1) als solches erachtet werden, ist aber nicht mehr sehr verbreitet.
___________
Bildunterschrift
Monumento „Sagrado Corazón de Jesús“, 8 m hohe Skulptur von Bildhauer José Luís Marrero aus dem Jahr 1996 am Aussichtspunkt Montaña de la Cilla in Artenara. Aus Marmorpulver und Stein. Fantastischer Panoramablick von diesem „Mirador“.
___________
Verweise (siehe www.viva-canarias.es)
1)Viva Canarias Nr. 186 vom 1.4.2022 „Semana Santa auf den Kanaren, Ostern nicht ohne Sancocho“ )Ostergericht: Sancocho
2)Viva Canarias Nr. 195 vom 1.1.2023 „Auto de Reyes in Agüimes bereits seit 1956“
________________
Siehe auch
Prozessionen 2023: Bei Tag und Nacht