Ausgabe Nr.
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J M upload 01.05.2021, Viva Edition 175 | Print article

Kanaren wollen Tourismustransformation - Neues Strategiepapier 2021

Jahrzehntelang setzten die Kanarischen Inseln auf die Vermarktung als Destination mit dem ‚besten Klima der Welt‘ und das führte zu einer kontinuierlichen Zunahme der Besucherzahlen, Jahr um Jahr. Dabei lag Strand und Sonne im Fokus und die großen internationalen Reiseveranstalter boten die Eilande primär als Pauschalreise an. Der Anteil der All-Inclusive Touristen im Jahr 20191) betrug knapp 40 Prozent. Allerdings profitierten davon vor allem die Reiseveranstalter und Hotelketten währen aufgrund des Preisdrucks die gebotene Qualität leidete und die Löhne und Gehälter der MitarbeiterInnen stark gedrückt wurden. Starke Rückgänge verzeichneten dadurch auch die Wirtschaftstreibenden außerhalb der Hotelkomplexe (Ausflugsanbieter, Gastronomie, Geschäfte etc.).

Vor knapp einem Jahrzehnt begann der Archipel Initiativen zu starten, um sich auch in anderen Bereichen zu positionieren und Qualitätstourismus zu forcieren, wie z. B. Landhaustourismus für Individualreisende, Aktivurlaub für  z.B. Wanderer, Golfer, Surfer und Wassersport, Sport (Großevents und Trainings), Kultur (Musikfestspiele, Opernfestival).

Nischen, wie z. B. Ornithologie (Bird watching), Starlight Destination, Sportgroßveranstaltungen, Digitale Nomaden, Meditationsreisen, Management Kick-Offs etc. sind weitere Bereiche, die Individualisten anlocken sollen.

Unter dem Titel „El turismo que queremos“ stellte das kanarische Tourismusministerium am 10. März 2021 das neue Strategiepapier vor, um sich für die Post-Covid-19 Zeit mit einem neuen Tourismusmodell zu wappnen und die zukünftige Konkurrenzfähigkeit zu sichern. Dabei geht es nicht um eine gänzliche Revolution des Bekannten sondern vielmehr darum, neue Wege als Ergänzung des touristischen Angebots zu beschreiten. Auch können zukünftig nicht ausschließlich die Besucherzahlen zur Bewertung herangezogen werden, heißt es in diesem Strategiepapier.

Maßnahmen

1. Änderung der Verhaltensgewohnheiten: UrlauberInnen suchen authentische und differenzierte Erlebnisse, die ihre Reiseentscheidung rechtfertigen und gleichzeitig wachsen die Bedenken, welche Auswirkungen daraus für die Umwelt entstehen.

2. Veränderungen im globalen Geschäftsmodell: Durch die Digitalisierung, als Hauptauslöser, entstehen neue Marktsegmente

3. Respekt der lokalen Gesellschaft: Neue Betrachtung der Auswirkungen des Tourismus auf die lokale Wirtschaft und Gesellschaft durch eine größere Wertschöpfung, Forderung nach mehr Souveränität auf der Destination.

Zielsetzung

• Steigerung der Resilienz für die Post-Covid Phase mittels BANI2)

• Stärkere Berücksichtigung der Klimaneutralität im Einklang mit der EU Agenda 2030 durch Reduktion von CO2-Emissionen bei tourismusbezogenen Aktivitäten.

• Steigerung der Wertschöpfungskette in anderen Sektoren, zugunsten des Wohlstands, der Beschäftigung und der sozialen Sicherheit für die heimische Bevölkerung und Stärkung der Innovationsfähigkeit.

   Zielerreichung

• Digitalisierung: Diese ermöglicht, neben einer Prozessverbesserung und Werbung, die Transformation des Tourismus auf globaler Ebene voranzutreiben.

• Direkte Verbindung mit BesucherInnen: Kennenlernen der Interessen und Erwartungen, um auf die Bedürfnisse eingehen zu können.

• Wissensmanagement: Wert von Informationen erkennen und nutzen - „Information ist Macht“. Informationsaustausch und Stärkung der, nicht zuletzt auch technologiebasierenden, Zusammenarbeit.

• Innovation und Kreativität:

Visionen und Wagemut von Einzelpersonen und Organisationen sind für den Erfolg der Tourismustransformation essenziell.

• Die Erweiterung der Wertschöpfungskette mit der „kanarischen Komponente“ in allen Dienstleistungsbereichen im Tourismus

• Kontinuierlicher Verbesserungsprozess:

Ständige Veränderungen erfordern eine konsequente Beobachtung, Bewertung und Neuausrichtung. Internationale Trends müssen von Experten antizipiert werden und in das Change Management einfließen. Flexibilisierung von Prozessen, kontinuierliche Schulungen in allen Bereichen.

• Ermächtigung: Tourismus ist eine komplexe Aktivität mit einer globalen Dimension. Darin sind Reiseziele traditionell den externen Zielen untergeordnet. Die Herausforderung besteht darin, diese Dichotomie zu überwinden, um durch Beeinflussung und Kooperation mit den anderen beteiligten Akteuren ein höheres Maß an Kontrolle über den gesamten touristischen Produktionsprozess und Wertschöpfungskette zu erreichen.

• Öffentlich-Private Zusammenarbeit:

Die vielfältigen Bereiche und Ressourcen müssen intelligent gemanagt werden, um Ineffizienzen zu vermeiden. Förderung der Zusammenarbeit, Erhöhung des Know-How-Transfers, „Best Practice“ Methoden.