Spanien belegt weltweit hinter Frankreich und Italien den dritten Platz in der Weinproduktion und liegt beim Weinexport auf dem zweiten Rang. Produziert wird in 85 Zonen3) und eine davon ist die autonome Region der Kanaren, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Zwar kannten die Altkanarier keinen Wein, doch mit der Eroberung der Inseln durch die Spanier kam auch der Weinanbau.
Kolonisten brachten schließlich ab dem 15. Jahrhundert eine große Vielfalt an Rebsorten aus ihrer Heimat, die unter den hiesigen klimatischen und geografischen Bedingungen gedeihen konnten. Man schätzt, dass es sich um die hundert Sorten handelt, einige weltweit einzigartig. Ohne Zweifel ist die Malvasía Traube die wohl bekannteste des Archipels, aber dazu später.
Die Weinproduktion auf den Kanaren gestaltet sich aufgrund der geologischen Situation mitunter schwierig. Wein wird sowohl in küstennahen Zonen als auch in bergigen Regionen bis zu 1.500 Metern Höhe angebaut. Die mikroklimatischen Bedingungen und der vulkanische Boden sorgen für spezifische Charakteristika. Im Jahr 1995 übertrug die Zentralregierung in Madrid schließlich mittels königlichem Dekret (Boletín 282/1995) der Kanarenregierung die Agenden rund um die Weinproduktion.
Für die Überprüfung der Qualität ist nunmehr das Kanarische Institut für Landwirtschaft verantwortlich (ICCA1)). Die nachhaltige Arbeit, wie z. B. Schulungen, Kontrolle, Festlegung der Richtlinien etc. und die Zusammenarbeit mit engagierten Winzern macht sich bezahlt.
Die Qualitätsarbeit trägt Früchte - Internationaler Bacchus Preis
Einmal im Jahr veranstaltet die spanische Winzervereinigung einen internationalen Weinwettbewerb „Bacchus“2), in der die edelsten Tropfen aus fünf Kontinenten nach verschiedenen Kriterien von einer 80-köpfigen top besetzten, internationalen Fachjury (Someliers, Journalisten einschlägiger Fachzeitschriften etc.) bewertet werden. Aus 1.652 Einreichungen im Jahr 2016 schafften es auch 13 kanarische Weine unter die Besten.
Die höchste Auszeichnung „Gran Bacchus de Oro“ darf eine Bodega aus La Orotava auf Teneriffa für sich beanspruchen und zwar mit ihrem Wein „Arautava Blanco Dulce Gran Reserva 2002“.
Eine Goldauszeichnung „Bacchus de Oro“ geht ebenfalls nach Teneriffa und zwar für den Wein „Testamento Malvasía Aromática Barrica“ aus Abona. Von den insgesamt vier Goldauszeichnungen gehen drei weitere nach Lanzarote und zwar für „Vulcano Dolce“, „Moscatel de Ana“ und „Malvasía Seco Colección“.
Qualität im Fokus
Die ursprungsgeschützten Weine der kanarischen Inseln unterliegen strengen Richtlinien hinsichtlich Anbau, Rebsorten, Alkoholgehalt, Produktion, Lagerung und Vermarktung. Auch Produktionsfaktoren müssen strikt eingehalten werden, wie beispielsweise die Anzahl der Rebstöcke pro Hektar, die mit maximal 5.000 limitiert ist. Dies wird laufend von den Behörden überprüft.
Alkoholgehalt
Dieser wurde wie folgt festgelegt (*Monte Lentiscal):
Weiß 10% - 14%*
Rosé 11% - 13%*
Rot 11% - 14%*
Likörweine 15% - 22%*
Weinanbau - Wo wird am meisten produziert?
Der mit Abstand meiste Wein auf den Kanaren wird in Teneriffa angebaut und wer schon einmal dort war, kommt um die Reben nicht herum. 42 Prozent der gesamten Weinanbauflächen der Kanaren liegen auf dieser Insel (2.578 ha) und gleich danach folgt Lanzarote (1.847 ha). Bedenkt man, wie klein die schöne Insel La Palma ist, so können die Bewohner auf ihre Weinproduktion auf 595 Hektar Grund auch Stolz sein. Auf Gran Canaria sind es 239 Hektar (siehe Kasten „Weinproduktion Kanaren“ sowie „Verkauf Kanarischer Weine“).
Gran Canaria
So wie auf Teneriffa begann man auch auf Gran Canaria bereits im 15. Jhdt. mit dem Weinanbau. Konkret war es der Holländer Van Damme, der im Vulkankessel von Bandama die ersten erfolgreichen Versuche unternahm (Anm.: Der Name Bandama ist die Verschmelzung von ‚Van Damme‘, denn die Spanier sprechen das V beinahe wie ein weiches B aus).
Die größten Weinanbaugebiete auf Gran Canaria liegen südwestlich von Las Palmas, allen voran ist es die Gemeinde Vega de San Mateo, gefolgt von Santa Brígida und San Bartolomé de Tirajana. Obwohl die Anzahl der Bodegas (53) im Vergleich zu Teneriffa (82) nur wenig geringer ist, liegt die Produktionsmenge der Trauben bei nicht einmal zehn Prozent von jener der Nachbarinsel.
Weinanbau als Gesamtkunstwerk in La Geria auf Lanzarote
Durch die eigentümliche Anbauweise des Weins auf Lanzarote entstand ein Gesamtkunstwerk, wie es das Museum of Modern Art in den 1960ern beschrieb und das von der UNESCO sogar zum Weltkulturerbe erklärt wurde (siehe Fotos oben).
Wenn Sie Lanzarote besuchen, müssen sie unbedingt die berühmte Weinstraße von La Geria abfahren. Dort reiht sich auf etwa zwanzig Kilometern eine elegante Bodega an die Andere, die die edlen Tropfen auf optisch ansprechende Weise und mit höchster Professionalität und Gastfreundlichkeit präsentieren. Vornehmlich ist es der köstliche Weißwein von der Rebsorte Malvasía (z. B. Bermejo seco oder semi seco). Es gibt aber auch köstliche Rosé-Weine, wie z. B. „Vulcano“.
In der traditionsreichen Bodega El Grifo aus dem Jahr 1775 kann man nicht nur den Wein genießen, sondern auch in die Geschichte eintauchen. Es ist nämlich ein Museum angeschlossen, das jährlich um die 60.000 Besucher anlockt (Museo de Vino Bodega El Grifo, San Bartolomé de Lanzarote, Täglich geöffnet von 10.30 bis 16.00 Uhr, Eintritt: 4 Euro, beinhaltet eine Weinverkostung).
Wie kam es zu dieser eigentümlichen Anbauweise? Die Katastrophe der Vulkanausbrüche in den Jahren 1730 und 1736 wendete sich, dank dem Einfallsreichtum der Lanzarotiner, zum Guten. Sie begannen auf dem mit Vulkanasche überzogenen Boden neben Feigen und Obstbäumen auch Weinreben zu pflanzen. Sie hatten eine kreative Lösung für die schwierigen geologischen und klimatischen Bedingungen. Sie pflanzten die Weinreben tief in Erdmulden oder gezogenen Gräben ein, sodass die Wurzeln die Humus-Schicht erreichen konnten. Darauf kam eine dicke Schicht Vulkanasche (Lapilli bzw. Picón). Dadurch drang nachts Feuchtigkeit zwar ein, doch das Vulkangestein verhinderte das Austrocknen während der Hitze tagsüber. Gegen die starken Winde legten sie kleine Steintürmchen rund die Reben an. Es erstreckt sich am Rande des Timanfaya-Nationalparks von San Bartolomé in südwestliche Richtung bis nach Uga (siehe Skizze)
Der Wein von unserer benachbarten ‚Feuerinsel’ ist seit 1993 ursprungsgeschützt. Das Anbaugebiet erstreckt sich insgesamt über 1.900 Hektar mit einer Produktionsmenge von knapp zwei Millionen Flaschen pro Jahr (Stand 2016).
Auf jeden Fall wird auf den Kanaren sehr gerne Wein getrunken und mit Ausnahme der Roséweine wird mehr Wein über die Bodegas konsumiert bzw. vertrieben als in den Handel geht (siehe Kasten links).
„Klein aber oho“ könnte man bei den kleinsten Inseln sagen, denn die Produktionsmenge und die Qualität der Weine aus La Gomera, El Hierro (z. B. der legendäre Baboso Tinto) oder auch La Palma ist enorm.
Auf jeden Fall lohnt es sich kanarische Weine zu probieren. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei Ihrer kulinarischen Entdeckungstour!