Der Wortteil „Kar“ aus Karfreitag leitet sich aus dem althochdeutschen Kara, wie Klage oder Kummer ab. An diesem wichtigsten Fest der Christen wird den Leiden und dem Sterben Jesu Christi am Kreuz gedacht. Der „Viernes Santo“ ist in Spanien ein offizieller Feiertag.
Es ist einer der Höhepunkte des Osterfests während der „Semana Santa", bei der in Las Palmas de Gran Canaria einige, traurig anmutende Prozessionen stattfinden. Bei dieser Gelegenheit sind einige Besonderheiten zu sehen, schon was die Kleidung der Prozessionsteilnehmer betrifft und auch so manche Zaungäste kleiden sich festlich, um ihren Respekt zu bekunden.
Der Majordomus und die Führer der Festzüge bzw. dem Thron, die mit der Heiligenfigur vorangehen, tragen Frack mit einer Medaille der Brüderschaft. An der Prozession nehmen auch Damen in schwarzer Kleidung und mit schwarzen Kopfbedeckungen teil (Tücher oder Spitzen, die mit einem Kamm befestigt sind).
Schauplatz dieser Spektakel ist der Platz und die Kathedrale von Santa Ana.
Kopftuch-Prozession (11.00 - 13.00 Uhr)
Die „Procesión de las Mantillas“ startet den Reigen der Prozessionen am Karfreitag. Sie ist geprägt von einer kanarischen Besonderheit, nämlich den Damen, die traditionell hüftlange weiße Kopftücher tragen (Mantilla Canaria Blanca, siehe Foto links).
Die Jungfrau des Schmerzes folgt dem Weg ihres gekreuzigten Sohns, Jesus Christus. Andächtige Rosenkranzgebete begleiten diese Prozession bis zum Platz vor der Kathedrale Santa Ana, wo der Bischof seinen Segen erteilt.
Die Gemeindekapelle von Las Palmas spielt Chopins gleichermaßen grandiosen, wie unter die Haut gehenden „Trauermarsch“ (Marche Funèbre), während die Heiligenfiguren „Nuestra Señora de Los Dolores, auch 'Dolorosa de Lujan' bezeichnet, sowie „Jesus am Kreuz" in die Kathedrale einziehen, wo anschließend die Sieben-Worte-Predigt stattfindet.
Prozession: Start ist die Plaza de Espíritu Santo und dann geht es weiter c/Obispo Codina, c/Espíritu Santo, c/Reyes Católicos, c/Doctor Chil, c/Plaza del Espíritu Santo, c/Castillo, Plaza de Santa Ana bis zur Kathedrale.
Magna Prozessionen ab 18.30 Uhr
Mehrere Prozessionen starten gleichzeitig von mehreren Kirchen aus und ihr Weg führt sie allesamt zur Kathedrale Santa Ana, wo es zum ‚großen Showdown‘ kommt. Nach den Zelebrationen führt sie ihr Weg wieder zurück und endet so gegen 22.00 Uhr am jeweiligen Ausgangspunkt. Musik kommt von der Gemeindekapelle Las Palmas mit Trompeten und Trommeln.
Startzeiten der Prozessionen folgender Kirchen:
1* Santo Domingo de Guzmán, Start um 18.30 Uhr
Heiligenfigur: Jesus am Kreuz
Strecke: Plaza de Santo Domingo de Guzmán, c/García Tello, c/San Marcos, c/Doctor Verneau, c/Dr. Chil, c/Reloj, c/Obispo Codina, c/Muro Plaza Cairasco, c/General Bravo, c/San Bernanrdo, c/Cano, c/Mayor de Triana, c/Mendizábal, c/San Agustín, c/Luís Mesa Suárez, Plaza de San Agustin und wieder zurück zum Ausgangspunkt.
2* San Francisco de Asís, Start um 18.45 Uhr
Heiligenfiguren: Cristo en el Huerto de los Olivos, Cristo de la Humildad y Paciencia, Cristo Sepulcro, Nuestra Señora de la Soledad de la Portería Coronada
Strecke: c/Doctor Domingo Déniz, c/Alameda de Colón, Plaza Cairasco bis zur Plaza de San Agustín. Dort trifft der Festzug mit der nächsten Prozessionsgruppe zusammen.
3* San Agustín, Start um 19.45 Uhr
Heiligenfiguren: Jesus am Kreuz (Cristo de la Vera Cruz), die Virgen Los Dolores "La Genovesa" sowie Johannes der Täufer (San Juan Evangelista)
Strecke: Plaza de San Agustín, c/Doctor Chil, c/Reloj bis zum Santo Domingo und wieder zum Plaza de San Agustín.
Rückkehr-Prozession "Retiro de Vegueta" (22.30 - 23.00 Uhr)
Die Kirche San Francisco de Asís wurde 1840 errichtet und bildet den Ausgangspunkt für die Schweigeprozession (Procesión del Silencio y Retiro de Triana) mit der „Virgen La Soledad de la Portería Coronada“, samt den begleitenden Umzugsteilnehmern nach der Magna-Prozession wieder zurückkehren. Schöne Blickpunkte ergeben sich von der Plaza Cairasco (beim Gabinete Literario) sowie bei der Ankunft in der Kirche.
Prozessionsweg: c/Doctor Domingo Déniz, Alameda de Colón, Plaza de Cairasco, c/General Bravo, c/Travieso, c/Cano, c/Torres, c/General Bravo, Plaza Cairasco, c/Alameda de Colón, c/Doctor Domingo Déniz zum Tempel.
Schweigeprozession Santa Domingo (22.30 - 23.30 Uhr)
Bei dieser 1999 erstmals zelebrierten Prozession kehren die Teilnehmer der Magna-Prozessionen wieder zu ihrem Stammhaus zurück. In diesem Falls ist es die Iglesia de Santa Domingo aus dem Jahr 1841. Mit dabei sind folgende Heiligenfiguren: Die Jungfrau des Schmerzes Vegueta, kreiert 1797 vom kanarischen Bildhauer José Luján Pérez, sowie Johannes der Täufer, die aus dem Jahr 1802 ebenfalls von ihm stammt.
Der Prozessionsweg führt über die c/García Tello, c/San Marcos, c/Doctor Vernau, c/Doctor Chil, c/Reyes Católicos, c/López Botas, c/San Marcos, und wieder über die c/García Tello zurück zur Plaza de Santo Domingo bzw. der Kirche.
IKONOGRAPHIE
Sakrale Kunstwerke mit Stammplatz in der Parroquia San Agustín, die an der Magna-Prozession zu sehen sind:
• Jesus am Kreuz (Cristo con La Cruz a Cuestas con el Cirineo) wurde vom kanarischen Bildhauer für Sakrale Kunst, José Lujan Pérez, im Jahr 1802 kreiert. Stammsitz dieser Skulptur ist die Parroquia de San Agustín, die sie am ‚Krummen Mittwoch‘ und am Karfreitag während der Karwoche im Zuge einer Prozession verlässt.
• Jungfrau des Schmerzes aus Genua (Nuestra Señora de los Dolores ‚La Genovesa‘) stammt von einem anonymen Künstler aus Genua und hat ihre Stammsitz in der Parroquia San Agustín.
• Johannes der Täufer (San Juan Evangelista) thront für gewöhnlich in der Parroquia San Agustín und wurde 1787 vom berühmten kanarischen Künstler für Sakrale Kunst, José Lujan Pérez, im Jahr 1802 kreiert. Sein Thron wurde 1944 gegen den aktuellen ausgetauscht.
Sakrale Kunstwerke mit Stammplatz in der Parroquia de San Francisco de Asís und bei der Magna-Prozession zu sehen sind:
• Petrus, Johannes und Jakobus wurden häufig als Motiv „Die Schlafenden Jünger am Ölberg“ verewigt, wie im Fall eines Throns des Künstlers Casas Martín, das sich in der Kirche San Francisco de Asis befindet und sich anlässlich der Prozession auf Wanderschaft begibt.
• Señor de la Humildad y Paciencia zählt zu den ältesten Sakralen Kunstwerken auf den Prozessionen während der Semana Santa in Las Palmas de Gran Canaria und steht in der Kirche Santo Domingo Guzmán. Sie zeigt Jesus vor seiner Kreuzigung in einer nachdenklichen Pose.
• Der Heilige Petrus (San Pedro) wurde 1804 vom berühmten kanarischen Bildhauer José Lujan Pérez kreiert und hat seinen Stammsitz in der Kirche San Francisco de Asis.
• Jungfrau der Einsamkeit (Nuestra Señora de la Soledad de la Portería Coronada) stammt von einem unbekannten Künstler und wird auf das 17. Jhdt. datiert.
• Christus in der Urne „Cristo Yaciente Jesús en el Sepulcro“ ist eine von einem unbekannten Künstler im 16. Jhdt. erschaffene Urne, die vom kanarischen Künstler Manuel Ponce de León aus Holz nachgebildet und vergoldet wurde. Sie zeigt die vier Evangelien, symbolisiert durch kleine Figuren.
• Johannes der Täufer (San Juan Evangelista) thront für gewöhnlich in der Parroquia San Agustín und wurde vom berühmten kanarischen Künstler für Sakrale Kunst, José Lujan Pérez, im Jahr 1802 erschaffen. Sein Thron wurde 1944 gegen den aktuellen ausgetauscht.
Prozession in Gemeinden: Santa María de Guía
Karfreitagsprozessionen ab 18.00 Uhr
Prozession "Retiro", also Rückkehr mit den Heiligenfiguren in folgender Reihenfolge:- Señor Predicador (Jesus der Prediger): Skulptur aus Holz, bekleidet, erstellt von José Luján Pérez aus dem Jahr 1801.- Señor de la Oración en el Huerto: Skulptur aus Holz von José Luján Pérez aus dem Jahr 1801.- Las Lágrimas de San Pedro- Señor Atado a la Columna: Skulptur aus Holz von José Luján Pérez aus dem Jahr 1795.- Nazareno: Skulptur eines unbekannten Künstlers aus dem 17. bzw. 18. Jhdt.- Verónica: Skulptur aus Holz, geweiht zu Ehren San Silvestre Bello S. XIX.- Crucificado: Gekreuzigte Jesusfigur von José Luján Pérez aus dem Jahr 1811.- San Juan: Heiligenfigur aus dem Fundus Las Casas im Jahr 1891.- Santo Sepulcro: Holzskulptur aus dem Jahr 1946 von José de Armas.- La Dolorosa: Skulptur "Nuestra Señora de Los Dolores", Holzskulptur, wird bei Prozessionen bekleidet. Sie misst 160 cm und stammt von José Luján Pérez aus dem Jahr 1795.
VIVA TIPP: Im August stehen die berühmten Marienfeiern an, denn die Jungfrau hat mit der Gemeinde Santa María de Guía eine enge Verbindung, spätestens seit sie die Insulaner von einer verheerenden Heuschreckenplage gerettet haben soll - der Legende nach.
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Viva Canarias Online | März 2023. Fotos (c) Viva Canarias Archiv 2023
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Siehe auch
Palmsonntag. Auftakt der Prozessionsreigens in der Karwoche
Semana Santa. Schweigeprozession am Gründonnerstag
Aschermittwoch. Mehrere Prozessionen, die Zusammenkunft
Karfreitag mit Kopftuch- und Magna Prozessionen
Passionsspiele am Karfreitag zur Semana Santa
José Miguel Luján Pérez (1756 - 1815). Bildhauer Sakralkunst aus Santa María de Guía
Ikonographie: Heiligenfiguren 'in action' zu Ostern