Ausgabe Nr.
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J M upload 09.05.2022, Viva Edition 103 | Print article

Kayak Tour mit Climbo - Abenteuer 'light' - mit dem Kanu durch die Wellen

Möchten Sie nicht auch manchmal von festgefahrenen Routinen abweichen und Neues erleben? Wie wäre es mit ein wenig Abenteuer? Genau das haben wir bei diesem Ausflug vor und treffen uns daher mit den Outdoor Profis Carlos und Guillermo von Climbo.

Sie haben gerade ein neues Buch veröffentlicht, dass sich mit den Möglichkeiten von Outdoor Aktivitäten auf Gran Canaria befasst, kompetent aufbereitet, klar strukturiert und gut erklärt sowie bebildert. Es ist von der Tourismusabteilung der Inselregierung abgesegnet.

Adrenalinkick „light“

Bei der Auswahl muss ich den „kleinen Feigling Faktor“ berücksichtigen und so fokussieren wir uns auf auf Abenteuer „light“. Manches ist aufgrund der Jahreszeit nicht möglich, wie z. B. Canyoning, das im Winter angeboten wird. Die Wahl fällt, passend zu den heißen Sommermonaten, auf eine Kajak-Seilrutsche-Schnorchel-Kombination. Wir fixieren sogleich den Termin für diesen Adrenalin-Kick „light“.

Ich rief also meine Freundin Belinda an, die sogleich zusagte und mit ihrem zwölfjährigen Sohn Sam-Joel die Tour mitmachte.

Zuerst die Theorie

Die Vorfreude war groß und ich holte noch meinen Fotografen Eric, meine Freundin Belinda und unseren jüngsten Teilnehmer Sam-Joel ab, leider mit einer Verspätung. Dass diese Verzögerung für einen Extraschub Adrenalin sorgen sollte, konnten wir zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht ahnen. Als wir ankamen, waren die anderen TeilnehmerInnen bereits vor Ort am alten Hafen von Mogán.

Wir trugen unsere Personalien aus versicherungstechnischen Gründen in eine Liste ein. Danach übernahm das Team von Climbo, verstärkt vom erfahrenen Kajak-Guide, dem Franzosen Flo, das Zepter. Uns wurde die Handhabung der Paddel erklärt sowie die Besonderheiten des Kajaks. Zudem lernten wir, dass der Vordermann der ‚Motor‘ eines Zweierteams ist und die hintere Person die Richtung bestimmt. Und das hängt davon ab, in welchem Winkel das Paddel ins Wasser getaucht wird.

Nun geht es los

Einem Kanu zugewiesen und mit Schwimmweste gewappnet verstauten wir unsere persönlichen Gegenstände in einem wasserfesten Beutel. Wir hatten uns eigens für diese Tour wasserfeste Hüllen für die Kamera und Mobiltelefone besorgt. Unser Fotograf war trotzdem nervös und musste für diesen Einsatz wahrlich über seinen Schatten springen - nicht ohne während unserem Einsatz im 15-minütigen Intervall die Wasserdichtheit zu überprüfen.

Das Einsteigen folgte einem Prozedere indem der Körper mit dem Hinterteil voran in das Kajak gehievt wird und anschließend die Beine hineingezogen werden. So ist es am sichersten, um nicht zu kentern.

Alle Mann - und Frau - sind ‚an Bord’ und schon geht es hinaus auf das Meer. Hinten sitzend versuche ich im Rhythmus des Vordermanns die Paddel ins Wasser zu tauchen. Sanft schwebt das Wassergefährt aus dem Hafen und je weiter wir Puerto de Mogán hinter uns ließen, desto höher wurden die Wellen. Mich überkam ein mulmiges Gefühl und selbstverständlich wollte ich mir das nicht anmerken lassen, zumal alle anderen sich angeregt miteinander unterhielten und herzlich lachten. Irgendetwas an unserer Technik schien falsch zu sein, denn unser Kajak war deutlich langsamer als jene der anderen.

Mit unseren Schwimmwesten in leuchtend gelber Farbe stachen wir heraus, wie Blumen in einer Wiese. Allerdings mussten wir erst mit der Zeitverzögerung von Lenkmanövern vertraut werden und so kam es hin und wieder zu brenzligen Situationen. Kollisionen konnten wir nur dank unserer Paddel abwenden.

Die Fahrtrichtung parallel zur Küste beizubehalten war eine weitere Herausforderung. Unseres schlängelte sich mehr, als dass es direkten Kurs hielt. Zugegebenermaßen musste dies wohl an meinen Lenkkünsten liegen. Dazu kam, dass sich bei mir schon jetzt die Muskeln in den Armen bemerkbar machten. Die anderen Teams schienen dieses Problem nicht zu haben wie ich bei einem zugegebenermaßen neidvollen Blick feststellte. Noch sehnsüchtiger blickte ich auf den zwölfjährigen Sam-Joel, der zwischen zwei Profis saß und gar nicht paddeln musste.

Während wir dahinfuhren blieb trotzdem Zeit die ungewöhnliche Perspektive zu genießen, die man so nah an der Wasseroberfläche hat. AusflüglerInnen auf ihren Booten winkten uns zu und die Felsen an der Küste nahmen an Höhe zu, bis sie senkrecht in die Höhe ragten.

Auch die Wellen schienen stärker und höher zu werden. Immer wieder brach sie sich über das Kajak, wodurch wir inzwischen völlig durchnässt waren - immerhin nicht gekentert.

Ambivalent: Die Felswand und ich

Als wir an einer Stelle anlangten, wo eine Höhle in einer Steilküste sichtbar wurde, gab unser Guide Flo ein Zeichen, um zu warten. Er und sein Kollege inspizierten mit fachmännischem Auge die Situation hinsichtlich Wellengang. Es sei zu gefährlich hineinzupaddeln und mit fiel ein Stein vom Herzen, sodaß ich noch ein kurzes Dankgebet gen Himmel sandte. Wir fuhren weiter. Allerdings hatte ich mich zu früh gefreut, denn an einer anderen ähnlich gelagerten Stelle mussten wir wieder halten.

Ich traute meinen Augen nicht und es dauerte einige Momente bis ich realisierte, dass wir uns zu diesem kleinen Planteau bewegen sollten, das sich an eine Steilküste schmiegte. Ein Kajak nach dem anderen paddelte hin und die TeilnehmerInnen mussten sich in die Wellen hüpfen, um das letzte Stück zu schwimmen - als ob es das normalste der Welt sei. Nicht einmal unser Sam-Joel fand daran etwas außergewöhnliches.

Schon beim Gedanken daran, in diese, meiner Meinung nach, ungestüme See zu springen ließ mich vor Angst erzittern. Schließlich waren alle auf diesem Plateau und ich konnte diesen Moment nicht länger hinauszögern und nahm all meinen Mut zusammen. Nicht elegant, eher verzweifelt strampelte ich mich in Richtung Felsen.

Das an Land gehen war die nächste Hürde, denn jedes Mal wenn ich mich festzuhalten versuchte, zog mich das Meer wieder hinaus. Irgendwann ging mir die Kraft aus, doch rettende Arme schienen von allen Seiten mich zu packen und die drei Jungs zogen ‚die Major‘ auf das rettende Felsplateau - im wahrsten Sinn des Wortes. Über glücklich mit meinem Leben davon gekommen zu sein blickten mich alle TeilnehmerInnen mit einem breiten Schmunzeln an bzw. auf meine Füße. Letztendlich brachen sie in Lachen aus und als ich hinab sah auf meine Blink-Blink Flip Flops wurde mir klar warum. Während sie sich adäquat Freizeitkleidung mit passenden Sportschuhen angezogen hatten, war meine Wahl daneben.

Highlight: Wasserseilrutsche

Die Instruktoren machen sich schon bald emsig ans Werk und kletterten eine Felswand hoch, wo Haken angebracht waren und dank dieser sie ihre Haken und Seile anbringen konnten. Während ich mich noch wunderte rutschte die erste Person unter johlendem Applaus der anderen Teilnehmer die Seilrutsche hinab und warf sich glucksend in die Fluten. Einer nach dem anderen tat es ihm nach. Ich beobachtete diese Szenerie mit gemischten Gefühlen und beschloss, dass für mich das ‚Abenteuer light‘ Pensum erfüllt war und so ließ ich dieses ‚Vergnügen‘ aus. Ungeachtet davon kam ich nicht umhin, in die überglücklich strahlenden Gesichter der anderen zu blicken, die diesen Spaß aus vollen Zügen genossen.

Etwas später gesellte sich Carlo zu mir und erklärte, dass der Wellengang etwas zu hoch sei, da wir zu spät aufgebrochen sind. Nachdem ich diese Verspätung verursacht habe, beschloss ich, meinen Mund zu halten. Aber, fuhr er fort, bestand zu keinem Zeitpunkt ein wirkliches Risiko und die aktuelle Situation würde von Profis mit „leicht/mittel“ eingestuft werden. 

Vom Chillen und Schnorcheln

Es ging weiter, denn ich fragte mich die ganze Zeit wie wir denn wieder in das Kajak gelangen. Als ob man meine Fragen lesen kann begannen die Instruktoren die Seilrutsche wieder zu demontieren, das Equipment zu verladen und peu à peu die Kajaks ins Meer zu schieben. Dann sprangen sie einfach ins Meer und schwammen das kurze Stück bis zu den in sicherem Abstand zu Küste befindlichen Kajaks, wo sie hineinkletterten.

Das sieht bei den TeilnehmerInnen leicht aus. Doch ich musste all meinen Mut aufbringen, um überhaupt in dieses ‚wilde Wasser‘ zu springen. Dann schwamm und schwamm ich und hatte das Gefühl, dass mich alle ansehen und darüber hinaus ich mich überhaupt nicht vom Fleck bewegte. Dem war aber scheinbar nicht so, denn irgendwann war auch ich endlich bei meinem Kajak - überglücklich. Irgendwie schaffte ich es auch hineinzugeraten, wenngleich wenig elegant. Es war mehr eine beharrliche Millimeterarbeit - egal: Ende gut, alles gut.

Die Gruppe war nun komplett und die Sonne sorgte für eine herrliche Urlaubsatmosphäre. Wir paddelten wieder und bewegten uns weiter entlang der Küste bis wir an einer verlassenen, romantischen Bucht mit schönem feinen Sand ankamen. Hier parkten wir abermals und machten eine Pause. Manche schwammen zum Strand, andere schnorchelten und erkundeten die Unterwasserwelt. Ich blieb auf meinem Kajak und beobachtete die Szenerie, stolz und überglücklich über meinen persönlichen Schatten gesprungen zu sein. Nach etwa einer halben Stunde oder Stunde (das Zeitgefühl hatte ich längst verloren) machten wir uns auf den Rückweg.

Im Rhythmus: Paddeln nach Mogán Puerto

Im Gleichklang versuchte ich höchst konzentriert meine Paddelbewegungen an jenen meines Vordermanns ins Wasser zu setzen und es gelang dieses Mal besser. Das Kajak bewegte sich schneller. Doch es entstand zwischen den TeilnehmerInnen eine Art unausgesprochener Wettkampf. Meine körperliche Fitness hat sich in den letzten Stunden nicht erhöht und ich spürte das Stechen in meinen Oberarmen. Alle anderen bewegten sich mit Leichtigkeit sowie einem Lächeln fort und hatten sogar noch die Energie für angeregte Gespräche. Spüren sie nichts? Ich muss definitiv ins Fitnessstudio, behielt aber meine Gedanken für mich.

Endlich sah ich den heiß ersehnten Hafen von Mogán. Wir paddelten vorbei an neugierigen Urlaubern, die den schönen Strand genossen und mit jeder schmerzenden Paddelbewegung stellte sich bei mir ein immer größeres werdendes Glücksgefühl ein. Erstens, dass ich es bald geschafft habe und zweitens, dass ich über meine persönlichen Grenzen an diesem Tag gegangen bin.

Lockerungsübungen zum Schluss

Am Ziel angekommen übergaben wir unsere Kajaks unseren Guides. Jeder in der Gruppe hatte ein Strahlen in den Augen und ein breites Lächeln auf dem Gesicht. Sogar Sam-Joel war begeistert. Er bereute nur, dass er zu klein war um mit der Seilrutsche ins Wasser springen zu können. Zum Abschluss zeigte uns Flo noch einige Entspannungsübungen für den Nacken und die Arme. Denn eins prognostizierte er uns, dass wir nämlich einen Muskelkater haben werden - und er sollte so was von Recht behalten! Bei mir gesellte sich auch noch ein Sonnenbrand dazu, denn ich hatte zwar meine Sonnencreme mit, aber die war in diesem wasserfesten Beutel. Wenn Sie also diese Tour machen, dann cremen Sie sich am Besten Zuhause gründlich ein.

Fazit

Mit dem Kajak zu fahren macht unheimlich viel Spaß. Nachdem man so nah an der Wasseroberfläche sitzt, bieten sich interessante Perspektiven. Und dabei wird auch noch der Körper trainiert.

Zur Tour: In keinem Augenblick hatte ich den Eindruck, dass die Instruktoren nicht wussten, was sie taten. Sicherheit war ihnen überaus wichtig und mit Argusaugen hatten Sie jeden einzelnen Teilnehmer zu jeder Zeit im Blick.

Ob Höhlen angefahren werden können etc., dass muss ohnehin immer in Einschätzung von Wellengang und Strömungen beurteilt werden. Es ist auf jeden Fall ein wunderbares Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst. Die vier bis fünf Stunden vergehen wie im Flug und eigentlich kommt mir der Preis von nur 30 Euro sehr günstig vor, bedenkt man wie viel andere Ausflüge kosten. 

Während Belinda und ihr Sohn darüber nachdenken, die Tour zu wieder holen, fasse auch ich einen Entschluss. Wenn ich schon unter die Abenteurer gegangen bin und mehr Mut habe, als ich mir zuvor gedacht habe, dann kann ich gleich auch noch eine Klettertour buchen... Das ist eine andere Geschichte!

Kontakt

Climbo Outdoor Profis
https://www.climbo.rocks/event/aquatic-day/
Mehr Infos direkt bei Climbo
Email: comercial@climbo.rocks
www.climbo.rocks

Preis: 30 Euro bzw. 25 Euro bei Onlinebuchung
Start: 10.00 Uhr in Puerto de Mogán
Dauer: 4 - 5 Stunden
Schwierigkeitsgrad: Einfach bis mittel (Niveau 1 „Anfänger“)
Teilnehmerzahl min.: 15 bis 45 Personen. Die Tour beinhaltet:

- Begleitung durch einen professioneller Reiseführer (Sprachen: Spanisch und Englisch), benötigte Ausrüstung, Lunch Paket (Obst, Schokoriegeln, Kekse, Wasser)

- Absicherung der Routen, Erinnerungsfotos (auf Facebook Fanpage)

Voraussetzungen: Mindestalter 7 Jahre, Minderjährige nur mit Erlaubnis und Begleitung eines Erziehungsberechtigten. Grundfitness sollte vorhanden sein, keine akuten Verletzungen oder Bewegungsbeeinträchtigung.

Nicht geeignet für Schwangere, nicht unter Einfluss von Medikamenten, Alkohol oder Drogen.