Ausgabe Nr.
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J M upload 02.09.2022, Viva Edition 191 | Print article

Kuriose Verehrung von San Nicolas in La Aldea

Versteckt zwischen zwei Felsmassiven am Tamadaba Gebirge liegt das authentische kanarische Hauptstädtchen La Aldea de San Nicolás. Die Wirtschaft dieser ruralen Gegend wird durch die Landwirtschaft geprägt, wo die Tomatenproduktion einen großen Anteil ausmacht. Die Bevölkerung geht mit der Zeit und versucht auch neue Wege zu gehen. Demnach wird zukünftig der Anbau tropischer Früchte forciert.

Von Massentourismus verschont geblieben, punktet die Gegend mit authentischem kanarischen Charme und Herzlichkeit.1)

Aufgrund der abgeschiedenen Lage und dem zeitaufwändigen Anfahrtsweg der Serpentinenstraße war es für die BewohnerInnen lange Zeit schneller, zum Einkaufen mit dem Boot zur Nachbarinsel Teneriffa überzusetzen, als nach Mogán zu fahren.

Wer die herrlichen Ausblicke entlang dieser abenteuerlichen Straße entlang der Steilküste an der Westflanke der Insel schon einmal genossen hat, wird das mulmige Gefühl nachvollziehen können, dass sich bei nicht schwindelfreien Menschen einstellt. Aber bald wird die Autobahn fertiggestellt, deren Bau sich derzeit in Phase II befindet, und dann führt der Weg von Tunnel zu Tunnel unter den Bergen durch.2)

Anfang September zelebrieren die BewohnerInnen ihr Patronatsfest zu Ehren San Nicolás de Tolentino. Der Ehrentag des Schutzheiligen und Namenspatrons ist der 10. September, weshalb dieser ein lokaler Feiertag ist.

Starlight Destination

Die Kanarischen Inseln bieten in den Nachstunden einen unvergleichlichen Blick auf das Firmament und einige Gegenden haben begonnen ihre Tourismusvermarktung auf das Segment der Starlight Destination zu setzen. Unter dem Titel Astra Aldea springt La Aldea de San Nicolás auf diesen Zug auf und hat vor einem Jahr drei neue Aussichtsplattformen eingeweiht.1)

Kurioses Brauchtum

Jetzt im September steht das Patronatsfest zu ehren San Nicolás de Tolentino an und auch hier gibt es ein kurioses, einzigartiges Fest „Fiesta del Charco“. Der Ursprung reicht jahrhundertelang zurück und zwar auf Bräuche der indigenen Bevölkerung.

Anno dazumals ...

An der Küste von La Aldea befindet sich eine natürliche Pfütze, die sich bei Flut mit Meerwasser und Fischen füllt. Die Altkanarier nutzten den Saft der Kratzdistel und des Wolfsmilchgewächses, um die Fische zu betäuben. Wenn sich das Meer mit der Ebbe zurückzog, sank der Wasserpegel und sie hatten es einfacher, die nun trägen Fische mit den Händen zu fangen. Und das taten sie nackt - sehr zum Missmut des Bischofs Venegas, der bei einem Besuch im Jahr 1766 Zeuge dieses ‚unzüchtigen Handelns’ wurde. Er war derart entsetzt, dass er es verbot und Strafen von 15 Tagen Gefängnisaufenthalt und vier Dukaten dafür ansetzte bzw. im schlimmsten Fall gar die Exkommunikation. Doch so abgeschieden zu liegen hat auch seine Vorteile und dieser Brauch geriet nie wirklich in Vergessenheit.

... und heute?

Heute zieht dieses Spektakel nicht nur die Dorfbewohner an, sondern auch zigtausende aus der ganzen Insel an, die sich begeistert diesem Massenfischen anschließen. Allerdings sind sie nicht nackt, sondern tragen traditionellere Kleidung und keinesfalls klassische Badebekleidung, die ist per se verpönt. Gleiches gilt für jegliche Hilfsmittel, wie Angeln, Netze oder ähnliches.

Am 11. September, pünktlich um 17.00 Uhr, gibt der Bürgermeister den offiziellen Startschuss. Erst danach darf die weiße Markierung von den TeilnehmerInnen überschritten werden. Sie laufen dann um die Wette und versuchen mit ihren bloßen Händen so viele Fische wie möglich zu fangen. Wer bei der anschließenden Kontrolle das höchste zappelnde Gewicht auf die Waage bringt, ist ein Jahr lang der König bzw. die Königin der Fiesta del Charco und in ganz La Aldea eine angesehene Person.

In Anlehnung an die altkanarische Art des Fischens, wird natürlich ohne jegliche Hilfsmittel um die Wette ‚gefischt‘. Nach den Bestimmungen dieses Festes sollen die Teilnehmer im kanarischen Outfit ins Wasser springen. Man toleriert zwar noch Straßenkleidung, aber keinesfalls Badehosen oder Bikinis. Erlaubt sind nur Körbe, Tüten oder Rockschürzen.       Petri Heil!

Programm

Alle Veranstaltungen finden, sofern nicht anders angegeben, auf der Plaza Proyecto y Desarrollo Comunitario statt.

Sa., 3. September, 20.30 Uhr
Folklorefest mit verschiedenen Tanzgruppen auf der Plaza Proyecto y Desarrollo Comunitario

So., 4. September, 20.00 Uhr
Konzert mit Serafin Zubiri, Mogán Big Band und Banda Aires de La Aldea

Di., 6. September, 21.00 Uhr
Konzert mit der Gran Canaria Big Band (Swing & Latin)

Mi., 7. September, 10.00 Uhr
Romería-Ofrenda zu Ehren Virgen del Pino auf der Avda. de San Nicolás

21.30 Uhr: Musik „Chan Chan“
23.30 Uhr: Kirmes mit Musik von Panamaribe und Orquesta GeneraSión

Fr., 9. September
10.30 Uhr: Viehmesse auf dem Parkplatz der Avda. de San Nicolás
17.00 Uhr: Umzug Bajada de La Rama in Begleitung einer Musikkapelle
23.30 Uhr: Kirmes mit Live-Musik
24.00 Uhr: Feuerwerk

Sa., 10. September
11.00 Uhr: Eucharistiefeier und im Anschluss Prozession.
18.00 Uhr: Romería-Ofrenda
22.30 Uhr: Tanzfest „Baile de Cuerdas“ auf der c/La Alameda
23.30 Uhr: Kirmes mit Live-Musik

Sa., 17. September
11.00 Uhr: Traditionelle Spiele
19.00 Uhr: Umzug „Subida de la Rama“
23.00 Uhr: Kirmes mit Live-Musik

Das komplette veröffentlichte Programm finden Sie als PDF im Anhang zum Download.

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Verweise (siehe www.viva-canarias.es)

1)Viva Canarias Nr. 174 vom 7.4.2021 - La Aldea de San Nicolás: Neue Aussichtsplattformen „Astra Aldea“

2)Viva Canarias Nr. 190 vom 2.8.2022 - Straßenbau La Aldea geht in die zweite Bauphase